LinkedIn: Eine Businessplattform oder doch „nur (noch)“ ein Social Network
Es treibt mich schon eine ganze Weile die Frage um, was LinkedIn nun eigentlich ist und wohin sich diese (einstmals ausgezeichnete) Businessplattform hin entwickelt. Dass LinkedIn immer mehr zu Facebook, X & TikTok (für Möchtegern-Intellektuelle) transmutiert, ist nicht nur meine Meinung. Denn selbst auf LinkedIn werden hierzu kritische „Diskussionen“ geführt, was auch im Kreis meiner Kolleg:innen zunehmend ein Thema ist.
Was ich beim Durchscrollen meines Feeds immer mehr beobachte, sind unterhaltsame, visuelle und vermehrt gesellschaftliche Inhalte. Ich würde sogar sagen, dass solche Inhalte mittlerweile meinen Feed dominieren. Gleichfalls beobachte ich, dass Influencer LinkedIn für sich entdeckt haben sowie Personen mit Promi-Satus aus Sport, TV, Politik etc.
In einem Business-Network möchte ich mich mit Menschen in meinem beruflichen Kontext austauschen, soweit möglich auch kontrovers diskutieren, Kontakte aufbauen und pflegen. Dies scheint – empfinde nur ich das so? – immer schwieriger zu werden. Jedenfalls wenn sich Inhalte auf Familienbilder, Kalenderweisheiten, eine festliche Unternehmenskultur zu Weihnachten, Betriebsausflüge zum Münchner Oktoberfest etc. reduzieren. Ganz schwurbelig wird es mir, wenn mir der Algorithmus von LinkedIn Posts in meinen Feed mit Leadgenerierung einspielt, die mir erklären, wie schnell man Tausende von Leads, Verkäufen oder was auch immer generieren kann.
Apropos Algorithmus: Dieser von LinkedIn scheint ungefähr so geheimnisvoll wie die Rezeptur von Coca-Cola zu sein. Beispielsweise habe ich es nie verstanden, weswegen ein Post zu einem bestimmten Thema und der entsprechende Link im ersten Kommentar mehr Reichweite erzeugen soll. Was für mich dann völlig absurd ist, dass ich von LinkedIn darauf aufmerksam gemacht werde, sobald ich auf den Link (im ersten Kommentar) klicke, LinkedIn verlasse und gefragt werde, ob ich das wirklich will. Klar LinkedIn „will“, dass ich DA bleibe - das verstehe ich schon. Schlüssig ist es für mich allerdings aus Nutzersicht nicht.
Was ich weiterhin beobachte ist, dass gesponserte Inhalte zunehmen. Gefällt mir das? Nein, da es für den LinkedIn-Normal-Nutzer bedeutet, noch mehr Zeit zu investieren, um via LinkedIn Aufmerksamkeit zu erzeugen. Damit stellt sich mir alleine schon deshalb die Frage, macht LinkedIn noch wirklich Sinn?
Mit verschiedenen Kolleg:innen diskutieren wir dies schon eine ganze Weile und im Moment scheint es so, dass alle keinen Bock mehr auf LinkedIn haben, bleiben aber dort aus Sorge, „keine Öffentlichkeit“ mehr zu haben. Was für ein Dilemma!
Für mich verschwimmen die Grenzen zwischen beruflichem und privaten auf LinkedIn zunehmend. Damit werden für mich zwei „Welten“, welche nicht denselben Zweck verfolgen, verbunden. Klar, Business-Themen sind bisweilen trocken, staubig und damit für LinkedIn wenig interessant. Im Gegensatz dazu sind Human Interest-Themen emotional und für die meisten spannender.
Im Moment scheint es so zu sein, dass LinkedIn von dieser Vermischung profitiert und es für Business-Netzwerk-Romantiker wie mich eng wird. Aber mal ganz ehrlich: Auf einem Business-Netzwerk suche ich keine Bilder von kranken Hunden und will auch nicht wissen, weswegen deshalb Homeoffice so toll ist.
Es ist anzunehmen, dass LinkedIn seine ursprüngliche Ausrichtung aufgeben wird. Die neue Zielgruppe sorgt schließlich für steigenden Umsatz, welchen LinkedIn mit Premium-Abonnements macht. 1,7 Milliarden Dollar waren dies alleine hierfür in 2023.
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Was den Bereich der Geschäftsprozessorganisation betrifft, so habe ich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen vor vielen Jahre die LeanBase ins Leben gerufen. Mittlerweile bieten wir zahlreiche, völlig kostenfreie Möglichkeiten, sich dort mit Inhalten zu präsentieren. Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass wir dort eine echte Alternative bieten, um Reichweite und Aufmerksamkeit zu bekommen. 80% unserer Erstbesucher:innen finden uns durch von Nutzer:innen erzeugten Inhalten. Wer mag, kann mich gerne ansprechen. Unsere Kolleg:innen (und gerne auch ich persönlich) können Euch gerne die dortigen Möglichkeiten aufzeigen, um auch ohne Hundebilder gefunden zu werden.
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Kommentare
Aber das Finden von Interessantem und der Austausch mit dem ein oder anderen, ist (noch) wertvoller als die Präsenz der Scharlatane. Wohlgemerkt, auf mein Nutzerverhalten bezogen!
Für viele ist die Plattform ja auch ein Fenster, in dem verkauft wird, also brauch ich Reichweite. Mir persönlich ist ein bestimmter Algorithmus ziemlich egal und wenn ich in meinem Feed seltsame Menschen mit genauso seltsamen Meinungen oder pseudo Wissen auftauchen, fliegen die raus. Zum Glück bestimme ich das selbst.
Andreas Syska, André Claaßen , Cathrin Gerlach, Daniel Schmidt was meint ihr?
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