LinkedIn: Eine Businessplattform oder doch „nur (noch)“ ein Social Network

LinkedIn: Eine Businessplattform oder doch „nur (noch)“ ein Social Network

Es treibt mich schon eine ganze Weile die Frage um, was LinkedIn nun eigentlich ist und wohin sich diese (einstmals ausgezeichnete) Businessplattform hin entwickelt. Dass LinkedIn immer mehr zu Facebook, X & TikTok (für Möchtegern-Intellektuelle) transmutiert, ist nicht nur meine Meinung. Denn selbst auf LinkedIn werden hierzu kritische „Diskussionen“ geführt, was auch im Kreis meiner Kolleg:innen zunehmend ein Thema ist.

18. Mai 2024 um 16:37 Uhr von Ralf Volkmer


Was ich beim Durchscrollen meines Feeds immer mehr beobachte, sind unterhaltsame, visuelle und vermehrt gesellschaftliche Inhalte. Ich würde sogar sagen, dass solche Inhalte mittlerweile meinen Feed dominieren. Gleichfalls beobachte ich, dass Influencer LinkedIn für sich entdeckt haben sowie Personen mit Promi-Satus aus Sport, TV, Politik etc.

In einem Business-Network möchte ich mich mit Menschen in meinem beruflichen Kontext austauschen, soweit möglich auch kontrovers diskutieren, Kontakte aufbauen und pflegen. Dies scheint – empfinde nur ich das so? – immer schwieriger zu werden. Jedenfalls wenn sich Inhalte auf Familienbilder, Kalenderweisheiten, eine festliche Unternehmenskultur zu Weihnachten, Betriebsausflüge zum Münchner Oktoberfest etc. reduzieren. Ganz schwurbelig wird es mir, wenn mir der Algorithmus von LinkedIn Posts in meinen Feed mit Leadgenerierung einspielt, die mir erklären, wie schnell man Tausende von Leads, Verkäufen oder was auch immer generieren kann.

Apropos Algorithmus: Dieser von LinkedIn scheint ungefähr so geheimnisvoll wie die Rezeptur von Coca-Cola zu sein. Beispielsweise habe ich es nie verstanden, weswegen ein Post zu einem bestimmten Thema und der entsprechende Link im ersten Kommentar mehr Reichweite erzeugen soll. Was für mich dann völlig absurd ist, dass ich von LinkedIn darauf aufmerksam gemacht werde, sobald ich auf den Link (im ersten Kommentar) klicke, LinkedIn verlasse und gefragt werde, ob ich das wirklich will. Klar LinkedIn „will“, dass ich DA bleibe - das verstehe ich schon. Schlüssig ist es für mich allerdings aus Nutzersicht nicht.

Was ich weiterhin beobachte ist, dass gesponserte Inhalte zunehmen. Gefällt mir das? Nein, da es für den LinkedIn-Normal-Nutzer bedeutet, noch mehr Zeit zu investieren, um via LinkedIn Aufmerksamkeit zu erzeugen. Damit stellt sich mir alleine schon deshalb die Frage, macht LinkedIn noch wirklich Sinn?

Mit verschiedenen Kolleg:innen diskutieren wir dies schon eine ganze Weile und im Moment scheint es so, dass alle keinen Bock mehr auf LinkedIn haben, bleiben aber dort aus Sorge, „keine Öffentlichkeit“ mehr zu haben. Was für ein Dilemma!

Für mich verschwimmen die Grenzen zwischen beruflichem und privaten auf LinkedIn zunehmend. Damit werden für mich zwei „Welten“, welche nicht denselben Zweck verfolgen, verbunden. Klar, Business-Themen sind bisweilen trocken, staubig und damit für LinkedIn wenig interessant. Im Gegensatz dazu sind Human Interest-Themen emotional und für die meisten spannender.

Im Moment scheint es so zu sein, dass LinkedIn von dieser Vermischung profitiert und es für Business-Netzwerk-Romantiker wie mich eng wird. Aber mal ganz ehrlich: Auf einem Business-Netzwerk suche ich keine Bilder von kranken Hunden und will auch nicht wissen, weswegen deshalb Homeoffice so toll ist.

Es ist anzunehmen, dass LinkedIn seine ursprüngliche Ausrichtung aufgeben wird. Die neue Zielgruppe sorgt schließlich für steigenden Umsatz, welchen LinkedIn mit Premium-Abonnements macht. 1,7 Milliarden Dollar waren dies alleine hierfür in 2023.

Achtung Werbung!
Was den Bereich der Geschäftsprozessorganisation betrifft, so habe ich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen vor vielen Jahre die LeanBase ins Leben gerufen. Mittlerweile bieten wir zahlreiche, völlig kostenfreie Möglichkeiten, sich dort mit Inhalten zu präsentieren. Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass wir dort eine echte Alternative bieten, um Reichweite und Aufmerksamkeit zu bekommen. 80% unserer Erstbesucher:innen finden uns durch von Nutzer:innen erzeugten Inhalten. Wer mag, kann mich gerne ansprechen. Unsere Kolleg:innen (und gerne auch ich persönlich) können Euch gerne die dortigen Möglichkeiten aufzeigen, um auch ohne Hundebilder gefunden zu werden.



Kommentare

Thomas Selbach
Thomas Selbach, am 19. Mai 2024 um 13:38 Uhr
OK, das ist wohl so! Deswegen ist die Liste meines geblockten “Netzwerkes” auch so groß.
Aber das Finden von Interessantem und der Austausch mit dem ein oder anderen, ist (noch) wertvoller als die Präsenz der Scharlatane. Wohlgemerkt, auf mein Nutzerverhalten bezogen!
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 19. Mai 2024 um 17:38 Uhr
#Scharlatane den Begriff finde ich gut.
Thomas Selbach
Thomas Selbach, am 19. Mai 2024 um 13:16 Uhr
Angebot und Nachfrage! Wenn wir als Nutzer das Geschäftsmodell LinkedIn mit Katzenvideos unterstützen und Posts einstellen um möglichst viele Klicks zu erreichen. Dann ist das so, wie es ist.
Für viele ist die Plattform ja auch ein Fenster, in dem verkauft wird, also brauch ich Reichweite. Mir persönlich ist ein bestimmter Algorithmus ziemlich egal und wenn ich in meinem Feed seltsame Menschen mit genauso seltsamen Meinungen oder pseudo Wissen auftauchen, fliegen die raus. Zum Glück bestimme ich das selbst.
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 19. Mai 2024 um 13:19 Uhr
Thomas Selbach grundsätzlich bin ich bei Dir. Doch(!) Nicht Du bestimmst was in Deinem Feed auftaucht. Das macht LI für Dich.
Andreas Syska
Andreas Syska, am 18. Mai 2024 um 20:38 Uhr
Der Vorteil einer offenen Plattform wie LinkedIn gegenüber einer fokussierten Plattform, wie der LeanBase ist der Blick über den Tellerrand. Dieser Vorteil geht aber verloren im Strom von Weinerlichkeit, selbstverliebter Nabelschau und Politisierung, mit der LinkedIn derzeit geflutet wird. Der Aufwand, um etwas Interessantes zu finden - ob Menschen oder Inhalte - ist inakzeptabel hoch. Deshalb lenke ich meine Aufmerksamkeit in Richtung der echten Business-Plattformen, wie die LeanBase.
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 18. Mai 2024 um 20:59 Uhr
Das freut mich.
Jan Fischbach
Jan Fischbach, am 18. Mai 2024 um 20:19 Uhr
Ich stimme Sir zu, lieber Ralf Volkmer. LinkedIn ist eher wie Facebook. Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, LI zu verlassen. Eigentlich klaut LI mir nur noch Zeit.
Götz Müller
Götz Müller, am 18. Mai 2024 um 17:11 Uhr
Gut beobachtet. Was LI auf jeden Fall gut im Griff hat, ist die Konsequenz, mit der das eigene Geschäftsmodell verfolgt wird. Leider bleibt die Kundenorientierung dabei "etwas" auf der Strecke. Was zum Teil an der schieren Masse liegt und andererseits an der Inhomogenität, die sich mit der Zeit entwickelt hat (und vielleicht sogar beabsichtigt ist). Mit der neuen @Erwähnungsfunktion hier kann die LeanBase aber schon etwas dagegenhalten. Jetzt wünsche ich mir noch Notifications auf dem Smartphone verbunden mit einer Vorschau. Oder werden wir dann LeanBase-Junkies? ;-)
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 18. Mai 2024 um 17:23 Uhr
... wir sind halt (noch) nicht Microsoft Götz Müller :-)
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 18. Mai 2024 um 16:46 Uhr
Anwar von Colbergwas meinst Du dazu?
Anwar von Colberg
Anwar von Colberg, am 21. Mai 2024 um 17:24 Uhr
Ich teile die Beobachtung grundsätzlich auch, sehe es jedoch differenzierter. Der Traffic auf LinkedIn ist definitiv höher, leider nicht immer relevant genug. LinkedIn ist nun einmal ein "Marketing-Instrument". Es bietet allerdings auch Fachforen und Gruppen zu definierten Themen für den Austausch, wenn man etwas sucht. Hier kann es sich lohnen reinzuschauen. Dabei kommt es jedoch darauf an, auch selbst guten Content beizusteuern und nicht nur zu "konsumieren". Auf der Business-Seite oder aus der Marketingsicht ist die "journey" relevant. Das bedeutet, wie generiere ich mit Posts Aufmerksamkeit auf mein Profil. Das sollte ein klares Nutzenversprechen haben (Pitch) und auf meine Leistungen verweisen (ext. Webseite / Funnel). Dieser Weg muss nicht zwingend über Fach-Content laufen. Es sind ja schließlich menschliche Beziehungen, die zählen. Allerdings sollte man sich auch nicht über "Katzen-Videos" unglaubwürdig machen und die Seriosität der Posts mit seiner Dienstleistung / Produkten abgleichen. LinkedIn ist aus Marketing-Sicht verglichen mit anderen Plattformen (noch) immer unschlagbar günstig, wenn man es richtig macht. 
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 21. Mai 2024 um 19:11 Uhr
Anwar von Colberg okay ichhatte in dem Artikel nicht die Möglichkeiten an sich (wobei ich den Aufwand/Nutzen für Unternehmen in Frage stelle) bezweifelt, sondern die generelle Entwicklung bei Linkedin gemeint.
Anwar von Colberg
Anwar von Colberg, am 21. Mai 2024 um 19:30 Uhr
Aus meiner Sicht geht an Social Media, inkl. LinkedIn für Unternehmen heutzutage kein Weg vorbei. Es braucht eher eine klare Social Media-Strategie und gezielte „Kampagnen“, aus denen Nutzen gezogen wird. Dazu gehört auch ein CRM System fürs Nachhalten, damit die Energie nicht nur in endlosen Posts verpufft. Kein Vergleich zum Aufwand und Kosten analoger Werbung und Anzeigen in Print Media.
Ralf Volkmer
Ralf Volkmer, am 21. Mai 2024 um 20:34 Uhr
Ich glaube wir reden aneinander vorbei 🤔

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