Was ist einer Community wichtig?

Was ist einer Community wichtig?

Eine professionelle Community (z. B. Lean oder Projektmanagement) gruppiert sich um bestimmte Werte und Methoden, manchmal auch einfach um bestimmte Personen oder Ereignisse. Was ist zu beachten, wenn wir bestimmte Communitys zusammenbringen wollen?

06. November 2024 um 04:30 Uhr von Jan Fischbach


Eine Community legt Wert auf ihr Wissen

Im Oktober 2024 hat Ralf zu einem runden Tisch für verschiedene Communitys eingeladen. Es waren Vertrer:innen von Agil, Lean, TWI, Six Sigma und Theory of Constraints (TOC) da. Wir hatten eine angeregte und sehr konstruktive Diskussion. Es gibt eine Zusammenfassung und Aufzeichnung von dem Termin (Dauer ca. 2,5 Stunden). Der nächste runde Tisch ist für den 28. November 2024 geplant.

Zur Vorbereitung hatte ich mir Gedanken gemacht, was eine Zusammenarbeit von Communitys erschwert. Am 17.10.2024 habe ich ein paar interessante Punkte bemerkt.

  • Jeder (professionellen) Community ist ihr Spezialwissen wichtig.
  • Jeder Community ist eine gute Analyse der Ausgangssituation bei den Kunden wichtig.

Schauen wir uns den ersten Punkt genauer an.

Eine Community hat sich Spezialwissen erarbeitet. Wer sich einen freundlichen Umgang mit ihr wünscht, sollte dem Respekt erweisen. Das betrifft zum einen die neuen Mitglieder in der Gruppe. Sie tun gut daran, sich mit den Werten, Konzepten, Schlüsselpersonen und wichtigen Ereignissen auseinander zu setzen. An dem Abend fiel der Begriff "Tiefenwissen". Den alten Hasen und Häsinnen teilen ihr Wissen gern. Aber es nervt sie, wenn zu Beginn immer wieder die gleichen Fehler gemacht werden, weil sich jemand nicht gut mit den Hintergründen auskennt. Wer die Hintergründe besser versteht, kann den Kunden auch besser erklären, warum eine Community bestimmte Methoden anwendet.

Das betrifft aber auch die Vertreter:innen der anderen Communitys. Communitys entstehen und entwickeln sich durch aktive Abgrenzung voneinander. Das gilt für bestehende und für neue Gruppen. Eine neue Gruppe muss erklären, warum sie Probleme besser lösen kann. Die bestehende Gruppe muss auf eine neue Gruppe reagieren und sich erklären.

Wenn wir für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten wollen, müssen wir uns entscheiden: Wie sehen wir künftig die Vertreter:innen der anderen Communitys? Wie bewerten wir ihr Wissen, auch wenn es tatsächlich oder nur vermutlich im Widerspruch zum eigenen Kanon steht?

Was könnte uns zusammenbringen? Hier sind ein paar Ideen:

  • Wir respektieren uns aktiv. Nicht nur tolerieren. Wir gehen davon aus, dass jede Community ihren Kunden helfen will. Der Grundtenor könnte laufen: "Wir haben ähnliche Ziele aber unterschiedliche Wege gefunden, unseren Kunden zu helfen. Ich respektiere Dich für Deine Erfahrung und Dein Wissen, selbst wenn ich andere Erfahrungen gemacht habe."
  • Wir machen uns mit den Grundbegriffen der anderen vertraut. Jede Community erstellt ein Einstiegsdokument und ein Glossar über ihr Themengebiet. (Ich habe einen Artikel geschrieben, mit dem man sich in Scrum einlesen kann.) Vielleicht finden sich mutige Vertreter:innen, die Synopsen über zwei Communitys erstellen können. Ich hoffe, dass es in jeder Community für neue Mitglieder einen kostengünstigen Weg gibt, um sich einzuarbeiten.
  • Wir machen gemeinsame Termine oder Projekte, um voneinander zu lernen.
  • Wir stellen uns bei anderen Communitys vor.

Begriffsarbeit ist wichtig.

Eine Community legt Wert auf eine Analyse

Ich fand einen zweiten Punkt an dem Abend interessant. Es wurde mindestens zweimal auf die Analyse der Kundensituation hingewiesen.

Eine Person wünschte sich, dass sich jeder Berater und jede Beraterin in einem neuen Kundenprojekt fragt, was vorher gelaufen ist. Eine andere Person erwähnte verschiedene Flughöhen für Analysen.

Wie ein Vertreter einer Community eine Situation analysiert, zeigt, was ihm wichtig ist und was er denkt. Ich glaube, wir können viel voneinander lernen, wenn wir uns gemeinsam bestimmte Situationen ansehen.

  • Eine agile Person würde oft auf Multitasking und Verzetteln in einer Organisation hinweisen.
  • Einem Lean-Menschen wurde auffallen, dass Dinge nicht im Fluss sind.
  • Ein:e Expert:in für Projektmanagement würde anmerken, dass die Kunden keine Strategie haben, um ein wichtiges Problem zu lesen. (Eine To-Do-Liste ist kein Plan.)

Der agilen Person fällt dann auf, dass sie in ihrem Team den Lieferprozess auch in einen Fluss bringen kann. Dem Lean-Menschen fällt dann auf, dass Hoshin Kanri oder OKRs vielleicht auch Entlastung bringen würde. Und die Projektleiterin könnte das zum Anlass nehmen, feste Projektteams zu bilden.

Gelegenheiten zur gemeinsamen Analyse würden dem gegenseitigen Verständnis und Respekt dienen.

***

Ich denke, dass wir den Menschen in Wirtschaft und Verwaltung in Deutschland signifikant helfen können, wenn sich die unterschiedlichen Communitys auf ein paar gemeinsame Botschaften einigen könnten:

  • Die interne Organisation hat großen Einfluss auf die Ergebnisse eines Unternehmens.
  • Die aktive Gestaltung der internen Prozesse ist eine Methode, die jedem Unternehmen unabhängig von der Anzahl der Mitarbeitenden, der finanziellen Ausstattung und der Branche zur Verfügung steht.
  • Die Gemeinsamkeiten in der Prozessgestaltung (bei den verschiedenen Communitys) sind zahlreicher als die Unterschiede.

Vom runden Tisch erhoffen wir uns mehr Klarheit, was den Kern der einzelnen Communitys ausmacht sowie Gelegenheiten für mehr Kooperation.

Titelbild: Foto von Lukas Eggers auf Unsplash



Kommentare

Dietmar Geiger
Dietmar Geiger, am 06. November 2024 um 09:03 Uhr
Freue mich schon auf den 28.11.2024
Ich denke, wir haben da den richtigen Weg eingeschlagen.

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