Nichts kann das persönliche Erleben toppen!

Nichts kann das persönliche Erleben toppen!

Echte Lernprozesse entstehen nur durch gemeinsames Erleben. Wenn Menschen sich ausprobieren und gerade gelerntes anwenden dürfen, Fehler ok sind und eine Gruppe Zeit hat, aus ihnen zu lernen, dann kann ein Prozess in Gang kommen, der Veränderung möglich macht.

#leanmagazin
19. Dezember 2019 um 05:30 Uhr in LeanMagazin von Janine Kreienbrink


Aus diesem Grund wurde vor rund 12 Jahren die Unternehmenssimulation „Fabrik im Seminarraum“ - kurz FiS - von der Learning Factory entwickelt. In einer simulierten Umgebung erleben die Teilnehmer Lean Management in allen Facetten. Am 6. Dezember 2019 veranstaltete der LeanStammtisch Düsseldorf für zwölf Teilnehmer des LeanStammtisches Rheinland die Unternehmenssimulation FiS in den Räumen der Firma LEMKEN GmbH & Co. KG in Alpen.

In der Unternehmenssimulation FiS werden keine theoretischen Grundlagen vermittelt, sondern die Teilnehmer erfahren die Lerninhalte am eigenen Leib. Jeder wird Teil des Gesamtgeschäftsprozesses und übernimmt eine Rolle im fiktiven Unternehmen. Dadurch können die Teilnehmer ihr eigenes Verhalten reflektieren und erkennen, welchen Einfluss sie auf den Gesamtprozess haben. Sie werden dafür sensibilisiert, Verschwendungen an ihrem „Arbeitsplatz“ zu erkennen und Verbesserungen von Arbeitsprozessen zu erarbeiten.

„Die Simulation ist mit einer sehr komplexen Aufgabenstellung und dem Einbezug der kaufmännischen Prozesse sehr realistisch. Nicht mit einer klassischen Papierfabrik zu vergleichen. Ich habe die FiS als echten Impuls erlebt, um die Idee auch direkt mit in den Alltag zu nehmen.“ Stephan Löttgen, Stommel Haus GmbH

Der Seminarraum in Alpen wird zur Stecker- und Dosenfabrik „Konrad Steck GmbH & Co. KG“ umfunktioniert. Jeder der zwölf Teilnehmer wird Teil der Firma, z. B. in der Montage, Qualitätssicherung, Kommissionierung, Logistik, Produktionsplanung-/steuerung oder im Rechnungswesen. Auch einen Lieferanten und das wichtigste, einen Kunden, gibt es innerhalb der Simulation. Die FiS hört nicht „am Werkstor“ auf, sondern die Teilnehmer lernen im Laufe des Tages vom Kunden aus zu denken und ihre interne Prozesse an den Kundenwünschen auszurichten. 

In der ersten Simulationsrunde fährt die Truppe mit ihrem Geschäftsprozess aber erst einmal voll gegen die Wand. Der Kunde wird selten und nie in der von ihm gewünschten Zeit bedient und das Betriebsergebnis fällt negativ  aus. Alle sind zu sehr mit sich selbst und ihren „abteilungsinternen“ Prozessen beschäftigt.

Die Gruppenaufgabe für die zweite Simulationsrunde lautet demnach: „Macht es besser.“ Weil das für die anwesenden Lean Enthusiasten aber etwas zu einfach scheint, gibt es Zusatzziele: 100 Prozent Liefertreue, 100 Prozent Lieferquote, um nur zwei Herausforderungen zu nennen, vor der die Gruppe stand.

Am Flipchart analysiert die Gruppe erst Mal gemeinsam, warum die formellen Prozesse scheiterten und nur eine Lieferquote von 53 Prozent und eine Liefertreue von 25 Prozent erreicht wurde.

Nach einiger Zeit wird klar, dass es eine Führungskraft in der Truppe braucht, um in der vorgegebenen Zeit zum Ziel zu kommen. Die Teilnehmer verlieren sich zu sehr in endlosen Diskussionen, treffen keine Entscheidungen. Ein Anführer fehlt, der moderierend den Verbesserungsprozess in Gang hält und alle Beteiligten gleichermaßen einbindet, ihnen Gehört schenkt, aber auch effiziente Abläufe entstehen lässt.

Ein wichtiges Prinzip in der FiS: Die Mitarbeiter der Learning Factory begreifen sich als Moderator, nicht als Trainer und/oder Berater und sind vor alle nicht intelligent für das System und präsentieren damit auch keine Lösungen. Die Moderatoren der FiS greifen deshalb auch nicht aktiv ins System ein, sondern unterstützen die Teilnehmergruppe im Verbesserungsprozess durch Fragen. Die Teilnehmer dürfen Fehler machen und gemeinsam daraus lernen, sie brauchen niemanden, der ihnen sagt wie es geht.

Spannend ist zu erleben, wie schnell alle Teilnehmer ihre alltäglichen Berufsrollen ablegen und von dem simulierten Unternehmensumgebung vereinnahmt werden. Jeder taucht ernst und authentisch in die neue Berufsrolle ein und übernimmt im Laufe des Tages Verantwortung für den Gesamtunternehmenserfolg. Die Teilnehmer lernen – unabhängig von ihrer hierarchischen Herkunft – vom Kunden her zu denken und zu handeln.

Durch gezielte Fragen des Moderators wird das interne und externe Kunden-Lieferanten-Verhältnis herausgearbeitet. Jeder, der im Unternehmen etwas abnimmt oder bekommt, wird automatisch zum Kunden. Aber wo ein „interner Kunde“ ist, gibt es auch einen „internen Lieferanten“. Die Teilnehmer wechseln zwischen beiden Perspektiven hin und her und lernen so einen wichtigen Grundsatz von Geschäftsprozessorganisation kennen.

„Von der Komplexität her sehr anspruchsvoll, aber man kommt gut rein! Lerneffekt hoch, Reflexion in der Gruppe bringt Klarheit. Tolle Vorbereitung, tolle Location. Ganz herzlichen Dank für einen tollen, wertvollen Tag.“ Michael Retzlaff, Vossloh Locomotives GmbH

Am Ende steht ein Geschäftsprozess, der vom Kunden getriggert wird („Pull-Prinzip“) und von jedem einzelnen Teilnehmer am Wertstrom-Diagramm erklärt werden kann. Die zweite Simulationsrunde stellt dann auch den Kunden zu 100 Prozent zufrieden und selbst das Betriebsergebnis ist positiv. Ziel erreicht!

Normalerweise wird die FiS über 2-3 Tage in Unternehmen durchgeführt, die sich in einem Veränderungsprozess befinden oder aber deren Lean- bzw. KVP-Maßnahmen ins Stocken geraten sind. Prozessumstellungen bedeuten Veränderungen und bringen Unruhe ins Unternehmen. Ohne die Menschen und deren Unterstützung sowie deren Einbeziehung sind nachhaltige Veränderungen und tiefgreifende Prozessumstellungen nicht möglich. Die bloße Anwendung von Methoden aus dem Umfeld der Geschäftsprozessorganisation oder gar deren Verordnung durch das Management führen früher oder später zu Frustration bei den Beteiligten. Hier setzt die Unternehmenssimulation FiS an und bringt die beteiligten Mitarbeiter in einer geschützten Umgebung zusammen, in der sie (sich) ausprobieren dürfen. Kennzahlen, Spaghetti-Diagramm und Wertstrom-Diagramm und weiter methodische Ansätze werden ganz nebenbei besprochen und erlernt.  

„Ich habe die FiS als sehr praxisnah erlebt, sowie sehr transparent und verständlich erklärt und umgesetzt. Das Ergebnis hatte einige Aha-Erlebnisse in sich. Insgesamt sehr lehrreich.“ Birthe Stuijts, BEST Strategies

 Wer die Unternehmenssimulation FiS live erleben will, findet hier weitere Informationen dazu.



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