Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 11)
Das 11. Prinzip nach Jeffrey K. Liker basiert auf der Erkenntnis, dass eine effiziente Wertschöpfungskette nur dann möglich ist, wenn alle Partner in der Kette optimal zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, offene Kommunikation zu fördern und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Das 11. Lean-Management-Prinzip nach Jeffrey Liker lautet:
"Respektieren Sie Ihre Wertschöpfungspartner, indem Sie sie herausfordern und ihnen helfen, sich zu verbessern."
Dieses Prinzip legt den Fokus auf die Zusammenarbeit und Partnerschaft mit den Lieferanten und anderen Partnern in der Wertschöpfungskette.
Es bedeutet, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen Prozesse optimieren sollten, sondern auch eine enge Beziehung zu ihren Lieferanten aufbauen und diese unterstützen sollten. Durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit können beide Seiten voneinander lernen und gemeinsam an der Verbesserung der Prozesse arbeiten.
Das Prinzip basiert auf der Erkenntnis, dass eine effiziente Wertschöpfungskette nur dann möglich ist, wenn alle Partner in der Kette optimal zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, offene Kommunikation zu fördern und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
In Bezug auf Nachhaltigkeit geht es hier um die Bewertung und Erhebung von Scope 3, der Emissionserhebung in vor- und nachgelagerten Lieferketten. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Wertschöpfungspartnern (im Kontext Nachhaltigkeit spricht man eher von Stakeholdern) können Unternehmen gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. Das beinhaltet beispielsweise die Reduzierung von Abfall, den Einsatz umweltfreundlicher Materialien oder die Verbesserung der Energieeffizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Indem Unternehmen ihre Partner herausfordern und ihnen helfen, sich zu verbessern, tragen sie zur Förderung von Nachhaltigkeit bei. Gemeinsam können sie innovative Ansätze entwickeln, um umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Prozesse zu etablieren. Dabei geht es nicht nur um die eigene Optimierung, sondern auch darum, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger zu gestalten.
Insgesamt bedeutet das 11. Lean-Management-Prinzip in Bezug auf Nachhaltigkeit, dass Unternehmen ihre Wertschöpfungspartner respektieren und eine enge Zusammenarbeit mit ihnen anstreben sollten, um gemeinsam die Prozesse zu verbessern und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Nachhaltigkeit von Lieferketten
Das 11. Lean-Management-Prinzip, das die enge Zusammenarbeit mit Wertschöpfungspartnern betont, kann dazu beitragen, nachhaltige Lieferketten im Kontext von Compliance, Menschenrechten und ILO (International Labour Organization) aufzubauen. Hier sind einige wichtige Aspekte, die in der Umsetzung berücksichtigt werden sollten:
- Transparenz und Kommunikation: Es ist entscheidend, eine offene und transparente Kommunikation mit den Wertschöpfungspartnern zu pflegen. Dies beinhaltet den Austausch von Informationen über Compliance-Standards, Menschenrechte und ILO-Richtlinien. Es sollte eine klare Erwartungshaltung bezüglich der Einhaltung dieser Standards kommuniziert werden.
- Lieferantenauswahl und -bewertung: Bei der Auswahl von Lieferanten und Partnern sollten nachhaltige Kriterien berücksichtigt werden. Dies kann die Überprüfung ihrer Compliance-Praktiken, ihres Umgangs mit Menschenrechten und Arbeitsstandards umfassen. Regelmäßige Bewertungen und Audits können dazu beitragen, die Leistung der Partner zu überwachen.
- Kapazitätsaufbau: Unternehmen können ihren Wertschöpfungspartnern dabei helfen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zur Einhaltung von Compliance- und Nachhaltigkeitsstandards aufzubauen. Dies kann Schulungen, Trainingsprogramme oder den Austausch bewährter Verfahren umfassen, um die Partner bei der Verbesserung ihrer Praktiken zu unterstützen.
- Zusammenarbeit zur Problemlösung: Statt nur Anforderungen zu stellen, ist es wichtig, mit den Wertschöpfungspartnern zusammenzuarbeiten, um mögliche Herausforderungen anzugehen. Dies beinhaltet die Identifizierung von Engpässen, die Zusammenarbeit an Lösungen und die gemeinsame Suche nach nachhaltigen Alternativen.
- Langfristige Partnerschaften: Nachhaltige Lieferketten erfordern langfristige Partnerschaften, die auf Vertrauen, Respekt und gemeinsamen Zielen basieren. Die Zusammenarbeit sollte nicht auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtet sein, sondern auf einer langfristigen Vision für nachhaltiges Wachstum und Verbesserung beruhen.
- Überwachung und Rückmeldung: Es ist wichtig, Mechanismen einzurichten, um die Leistung der Wertschöpfungspartner in Bezug auf Compliance, Menschenrechte und ILO-Standards zu überwachen. Dies kann durch regelmäßige Audits, Berichterstattungssysteme und Feedbackschleifen erfolgen, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und zu fördern.
Durch die konsequente Umsetzung dieser Aspekte können Unternehmen dazu beitragen, nachhaltige Lieferketten aufzubauen, die die Compliance-Standards, Menschenrechte und ILO-Richtlinien respektieren. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Wertschöpfungspartnern ist dabei von zentraler Bedeutung, um gemeinsam an der kontinuierlichen Verbesserung und Einhaltung dieser Standards zu arbeiten.
Wen es interessiert, wie in diesem Zusammenhang grüne Logistik zu bewerten sind, liest gerne in das Interview mit Rainer Oszcipok hinein, einem Experten für Lean und Green Logistics.
In Deutschland ist zum 01. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft getreten, welches für Unternehmen mit mind. 3.000 Arbeitnehmer:innen im Inland (ab 2024: mind. 1.000 Arbeitnehmer:innen) gilt. Man darf erwarten, dass dieses Gesetz sich mit Bezug auf die Klimaziele der Agenda 2030 noch verfeinern wird.
Diskutiere mit uns und tausche Dich mit anderen dazu auf der LeanGreen am 25. und 26. Oktober 2023 in Mannheim aus.
Lies' weiter in Teil 12 unserer Artikelreihe "Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun?", der am 30.10. erscheint oder geh' nochmal zurück zu Teil 10.
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