"Let`s Pogo, Baby!" ein Gespräch für Komplexitäts- Mutige mit Gitta Peyn

"Let`s Pogo, Baby!" ein Gespräch für Komplexitäts- Mutige mit Gitta Peyn

Hören Sie den Podcast – bevor Ihr nächstes Agile-Ritual zur Resonanzkatastrophe wird. Gitta Peyn, Komplexitätsforscherin und Autorin, zerlegt im Business Carpool-Talk die Illusionen moderner Change-Methoden. "Wir müssen anfangen, zu meinen, was wir sagen, und zu sagen, was wir meinen." Autsch - der hat gesessen. Mit Klarheit. Tiefe und gleichzeitiger Leichtigkeit, schafft Gitta Peyn, was so schwer in Worte zu fassen ist. Worauf wir versuchen, Lösungen zu schmeißen, statt einander zuzuhören. Sie beschreibt Wege aus der Polarisierung, aus der kollektiven Ohnmacht - nicht nur in Organisationen. 

11. Februar 2025 um 15:28 Uhr von Maria Kühn
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Als Gastgeberin des „Business Carpool“-Podcasts erlebe ich immer wieder Momente, die mich nachhaltig beeindrucken – das Gespräch mit Gitta Peyn, Komplexitätsforscherin und Querdenkerin, war genau so einer. Dieses Gespräch bot viele überraschende Perspektiven – weit entfernt von den üblichen Lean-Rezepten. 

Kaum eine Person schafft es, mit einem Satz, meine eigene Methodik so schonungslos zu spiegeln wie Gitta. In unserem Gespräch offenbarte sie Einblicke, die jeden Lean-Enthusiasten, so rationalistisch-souverän er sein mag, ins Denken bringen. Wissenschaftlich fundiert, radikal praxisnah an der Realität von Teams und Veränderungsprozessen. 

Drei Podcast-Momente, die die lean- und agile affinen Menschen ins Wanken bringen dürfte

„Agile Transformation? Heute versuchen wir, Organisationen in Schablonen zu pressen, die seit Jahrzehnten bekannt sind – und wundern uns, warum nichts wirklich neu entsteht.“

Heinz von Försters Warnung vor „trivialen Maschinen-Metaphern“ wird hier praktisch: Agilität und Lean als neuer Gleichschritt?

73% gescheiterter Transformationsprojekte ignorieren, dass Teams autopoietische Wesen sind – keine Mechanik zur Optimierung.“

Kybernetische Klarheit trifft Lean-Tool-Fetisch – Systeme steuern sich selbst, wir können nur Kontexte gestalten.

„Wer meint, mit Retrospektiven Reflexion zu ritualisieren, hat den Realkonstruktivismus nicht verstanden. Echte Reflexion destabilisiert.“


Foersters „Ethischer Imperativ“ als Provokation: Kontrollverlust als Kompetenz

Warum dieses Gespräch Lean-Praktiker berührt

Gitta Peyn sprengt gewohnte Denkmuster. Statt „Quick Fixes“ steht das Verstehen und Aushalten von Dynamiken im Fokus. Sei es in Konflikten, Entscheidungsprozessen oder sozialen Systemen. Für Lean-Enthusiasten, die Wert auf strukturierte Abläufe und Effizienz legen, mag das zunächst abstrakt klingen.

Doch genau hier setzt die Magie der Klarheit an.

3 Kernimpulse für Lean-Denker 

1. Komplexität ≠ Komplikation

   „Kompliziertheit lässt sich optimieren – Komplexität muss man navigieren“.

Wie oft versuchen wir in Projekten, dynamische Probleme mit starren Lean-Tools zu „lösen“, statt die dahinterliegenden Muster zu erkennen? Die Hürden hinter den Hürden?

2. Entscheidungen als soziales Phänomen

Peyn beschreibt, wie Entscheidungen niemals neutral sind, sondern immer im Spannungsfeld von Kontrolle und Vertrauen stehen. Für Leser, die Struktur und Rationalität schätzen, ein Aufruf, emotionale und soziale Faktoren bewusst in Steuerungsprozesse hinderlicher Kommunikationsmuster zu integrieren.  

3. Stabilität braucht Bewegung

Resistente Systeme entstehen nicht durch starre Regeln, sondern durch bewusste Auseinandersetzung mit unbewussten Mustern.  Ein Gedanke, der Lean-Prinzipien wie Kaizen (kontinuierliche Verbesserung) spürbar vertieft.  Ein willkommener Anknüpfend an das Konzept der "Meta-Theorie der Veränderung" von Klaus Eidenschink. 

Meine persönliche Aha-Erkenntnis

„Agile Rituale synchronisieren Teams – und zerstören damit genau die kreative Asynchronizität, für die wir sie einsetzen.“

Ein Kybernetisches Paradox: Je stärker wir „Alignment“ erzwingen, desto mehr generieren wir toxische Stabilität.

Als Pragmatiker liebe ich klare Methoden. Gleichzeitig zeigen mir die Erfahrungen der letzten 10 agilen Jahren: 

Den Universalschlüssel zu jeder Organisation gibt’s nicht. Die Prozessbegleitung vieler Organisationen als systemische Organisationsentwicklerin, hat mir die Bedeutung einer klaren Auftragsklärung immer wieder vor Augen geführt. Gleichzeitig bin ich mir meiner Subjektivität und meiner Grenzen bewusst. Wie krass wäre es, wenn wir Kommunikationsmuster sichtbar machen könnten? Wenn wir quasi ein Modell der Organisationen abbilden können und mit verschiedenen Lösungsideen experimentieren und Wahrscheinlichkeiten beschreiben können, wohin sie sich entwickeln? 

Ihr Fakten - Liebhaber - da gibts was! 

„Wir kopieren oft Lösungen, statt Kontexte zu verstehen. Dabei ist jedes Team ein eigenes Ökosystem.“

Warum Sie diese Folge hören sollten

  • Für Denker:  Peyn übersetzt abstrakte Systemtheorie in praktische Hebel – etwa wie man Teams hilft, „Stabilität durch flexibles Navigieren“ zu entwickeln. 
  • Für Change-Verantwortliche: Ihr Ansatz der „Kybernetischen Intervention“ zeigt auf, wie man scheinbare Widerstände in Innovationskräfte umwandelt – ohne klassisches Change-Management. 
  • Für alle Skeptiker: Das Gespräch ist erfrischend undogmatisch und entlarvt charmant den Mythos der „perfekten Prozesse“. 

🎧 Jetzt die ganze Podcastfolge hören

Die komplette Folge finden Sie auf Lieblings-Podcastportal.

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Zum Weiterdenken

Wer nach der Podcast-Folge hungrig auf mehr ist, dem sei Gitta Peyns Buch „Pogofähigkeit“ ans Herz gelegt. Eine charmante Einführung, um Komplexität nicht nur auszuhalten, sondern aktiv zu gestalten. Gitta Peyns Buch „Pogofähigkeit“ erforscht, wie demokratische Gesellschaften und Organisationen mit Komplexität, Polarisierung und Konflikten umgehen können.

„Pogofähigkeit“  - eine Ableitung eines Punk-Tanzes. Als Metapher für Resilienz, konstruktive Konfliktbewältigung und die Fähigkeit, Andersdenkende als Chance zur eigenen Weiterentwicklung zu begreifen. 

Seid gewarnt: Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Manche Sätze treffen mit ihrer Klarheit und Präzision mitten ins Zentrum des bisher Verstandenen! Die Sprache mag zunächst gewöhnungsbedürftig sein. 

Hier empfehle ich vorab zum "warm werden":



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