#leanGreen2023

Review: LeanGreen 2023

25. - 26. Oktober 2023 Mannheim

Die Premiere der LeanGreen fand auf der Bühne statt. Publikum, Speaker und Aussteller - alle trafen sich auf der gleichen Ebene im Maimarkt-Club in Mannheim. Diese gleichberechtigte Raumsituation gehörte zum hierarchiefreien Setting bei uns wie bereits seit vielen Jahren bei unserem Jahresevent LeanAroundTheClock praktiziert – keine Namensschilder, keine Hierarchie – alle können sich auf Augenhöhe und ohne Titel austauschen. Dies galt selbstverständlich auch für die erste LeanGreen am 25. + 26. Oktober 2023 in Mannheim.

Die erste LeanGreen sollte zum intensiven Netzwerken einladen, denn für die unternehmerischen Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit braucht es einen vielfältigen und intensiven Austausch aller Beteiligten. Dementsprechend lud die Moderatorin Daniela Röcker direkt zu Anfang zum Speed-Networking ein, u.a. mit der Frage „Welche Herausforderungen/Fragen bringst Du aus Deinem beruflichen Umfeld zur LeanGreen mit?“, welches das Publikum gerne und ausgiebig nutzte. 

Hinweis: Alle die nicht bei der LeanGreen dabei sein konnten, finden auf der LeanOnlineAcademy in der Kategorie LeanGreen & Green Industry die Aufzeichnungen und die jeweiligen Vortragsfolien, sofern wir von den Impulsgebenden die Erlaubnis hierzu erhalten haben.

Anschließend folgte ein virtuelles Grußwort von Prof. Dr. Andreas Syska, ein langjähriger und gerngesehener Gast der LeanAroundTheClock, der nicht persönlich vor Ort sein konnte. Seine Worte waren an die gesamte Lean Community gerichtet und adressierten das größere Bild:

„Ein intakter Planet, der allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht - die Welt hat kein wichtigeres Thema. Dies wird gerade in diesen Tagen deutlich. Denn viele Konflikte in dieser Welt sind im Grunde Konflikte um Ressourcen. Weltanschauung und Religion sind nur die Kulissen, vor denen diese Konflikte ausgetragen werden. Wie anders wäre unsere Welt, wenn es diese Konflikte nicht gäbe - und zwar ganz einfach deshalb, weil genügend Ressourcen für alle da sind. Also ist veranwortliches Umgehen mit dem, was wir haben ein wichtiger Beitrag zum friedlichen Miteinander der Menschen. Dorthin gibt es viele Wege. Einer davon heißt „Lean“ und meint auch die Vermeidung von Verschwendung. Der Beitrag von Lean zu Ressourceneffizienz und damit zum Frieden ist vielen noch nicht einmal ansatzweise bewusst. Lassen Sie uns dies ändern.“ 

GWÖ meets Lean Management – Tanz mit dem Teufel?“ – lautete der leicht provokative Titel des ersten Impulses von Carsten Fest, GF von Senne Products, die auch als Aussteller dabei waren und Lars Kinkeldey, Geschäftsführer der Freiraumbande. Dieser Impuls war bewusst an den Anfang der LeanGreen gesetzt, um deutlich zu machen, dass LeanGreen nicht mit Ressourceneffizienz gleichzusetzen ist. Ganz im Sinne einer ganzheitlichen Lean Philosophie betrifft LeanGreen in erster Linie die Menschen, die Dinge umsetzen – ähnlich wie die Gemeinwohlökonomie (GWÖ), die nachhaltiges Wirtschaften zum Nutzen von Mensch und Umwelt propagiert.

Der zweite Impuls an diesem ersten Tag der LeanGreen behandelte das Thema "Nachhaltiges Bauen". Wem an dieser Stelle nicht klar war, was nachhaltiges Bauen mit dem eigenen Unternehmen zu tun hatte, dem halfen die einführenden Worte von Daniela Röcker. Sie zog die Verbindung zur Gebäudesubstanz, die ein Baustein in einer Nachhaltigkeitsstrategie ist, sobald bauliche Veränderungen am Unternehmenssitz vorgenommen werden – sei es Umbau, Neubau, Sanierung oder Renovierung. Hier werden u.a. Gebäudedämmung oder verbaute Materialien berücksichtigt.

Tina Kammer, Architektin und Circular Economy Expertin zeigte anschaulich – u.a. anhand eines Laubbläsers – auf, dass der Begriff „wegwerfen“ (verbunden mit Abfall) eigentlich nicht existieren dürfte. Die Erde verliert kein Material, es transformiert sich lediglich oder wird an andere Orte verlagert. Vielen Teilnehmenden bleibt sicherlich ihr Bild zur Verdeutlichung der Scope 1-3 Dimensionen im Gedächtnis: Ein Pint Guinness – die schmale Schaumkrone umfasst Scope 1 und 2 und das eigentliche schwarze Gebräu, das den größten Inhalt des Glases ausmacht, als symbolischer Scope 3. Deutlicher kann man die Herausforderungen, die die Bewertung und Messung von Scope 3 mit sich bringen wohl kaum visualisieren. Aber auch ihre Beispiele zum nachhaltigen Bauen im Bestand und die Wiederverwendung von Material sorgte für einen oder anderen Aha-Effekt.

Nicole Neub, Ingenieurin bei Bosch Energy and Building Solutions, fiel leider krankheitsbedingt kurzfristig aus. Jedoch fand das Team der Leanbase rechtzeitig Ersatz – Vincent Barnstorff, Bosch Powertrain Solutions, konnte zwar nicht persönlich zum Maimarkt-Club kommen, wurde aber live aus Michigan per Zoom zugeschaltet. Fabian Pieper, Bosch Energy and Building Solutions, der am nächsten Tag seinen eigenen Impuls halten sollte, unterstützte seinen Kollegen. Mit großer Leidenschaft stellten die beiden den Weg und die Learnings des Bosch Werks Eisenach vor, das sich zu einer CO2-neutralen Fabrik transformieren wird, bei der Kompensation nur eine vorübergehende Rolle spielt.

Zum Ausklang des Abends netzwerkten die Teilnehmer:innen ausgiebig beim bio-regionalen Abendessen. 

Der zweite Tag der LeanGreen startete erneut mit einer kleinen Aufwärmübung. Mit der Frage „Was ist mein Aha-Erlebnis von gestern und welche Erkenntnis ziehe ich daraus?“ vertieften die Teilnehmer:innen sich eifrig in Murmelgruppen.

Der erste Impuls an diesem Tag kam erneut von Bosch – auch dies war beabsichtigt, denn Konzerne sind die ersten, die Nachhaltigkeit umsetzen müssen, insbesondere wegen ihrer bestehenden Berichtspflicht. KMU haben so die Möglichkeit, sich dort Anregungen zu holen, auch wenn sie nicht immer direkt übertragbar sind. Fabian Pieper, Ressourceneffizienz-Enthusiast bei Bosch Energy and Building Solutions und Dilara Can von Bosch Climate Solutions gaben konkrete Einblicke in ihre Arbeit mit Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen. Dilara war für Lisa Reehten eingesprungen, die kurz vor ihrem Mutterschutz steht. Zu Beginn des Vortrags waren Dilaras Folien nicht verfügbar, sie beeindruckte das Publikum mit den Worten „Kein Problem, dann halte ich den Vortrag eben frei und ohne Folien.“ Dennoch freute sie sich, als die Folien sich später doch noch einblenden ließen. Ganz ehrlich: Sie hätte die Folien wirklich nicht gebraucht.

Manch einem im Publikum wird beim Impuls der Envima-Gründer, Nikola Basar und Jonas Reibenspies, vielleicht etwas mulmig zumute gewesen sein: Auf einer ihrer Folien zeigten die beiden eine Vielzahl an Regularien, die die neue CSRD-Richtlinie mit sich bringt. Wer sich bis dato noch gar nicht damit beschäftigt hatte oder dachte, dass sich Nachhaltigkeitsmaßnahmen mal eben nebenbei umsetzen lassen, dem wurde spätestens hier klar, dass das Thema künftig einen großen Raum im unternehmerischen Handeln einnehmen wird. 

Nach der Mittagspause ging es um ein originäres Lean-Thema: Shopfloor-Management. Sebastian Bardy, der an der TU Darmstadt zur Integration von Ressourceneffizienz ins Shopfloor Management forscht, und Dr. Marvin Müller, SFM Systems, der in Vertretung von Dr. Christian Hertle vor Ort war, zeigten den Teilnehmenden wie mit Hilfe eines digitalen Shopfloor-Managements Verbräuche und Verschwendungen minimiert werden können. Der Einwurf eines Teilnehmenden, dass noch viel zu wenig Firmen ein digitales Shopfloor-Management haben, zeigt einmal mehr, dass auch beim Thema Digitalisierung noch Luft nach oben in den Unternehmen ist. Auch wenn die Kosten dafür nicht zu unterschätzen sind, trägt Digitalisierung – intelligent eingesetzt – auch zur Dekarbonisierung und zur THG-Reduktion bei.

Der letzte Einzelimpuls der LeanGreen holte die Logistikkette mit ins Boot für Nachhaltigkeitsstrategien. Logistikexperte Rainer Oszipok vermittelte den Teilnehmenden ein umfassendes Bild, worauf Unternehmen im Kontext Green Supply Chain achten können. Die nachfolgende Fragerunde zeigte, dass auch hier noch starker Informationsbedarf besteht und nicht immer klar ist, welches Potential in einer kooperativen Zusammenarbeit zwischen Kunden, Lieferanten und Logistikpartnern liegt.

Insgesamt wurden die Fragerunden nach den jeweiligen Vorträgen ausgiebig vom Publikum genutzt, um die eigenen, individuellen Fragen zu stellen oder selbst Anregungen zu geben.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, die fishbowl-mäßig um einen freien Stuhl ergänzt wurde, ließen die Podiumsgäste (Daniel Reichert von T&O Unternehmensberatung, Ralf Kolodjezak von Endure Consulting, Anna Schmidt vom Green Industry Cluster der Wirtschaftsförderung Mannheim, Katrin Kreidel von Hydrop Systems und Jonas Umgelter von Umwelttechnik BW) die Erkenntnisse aus den Impulsen Revue passieren. Einig waren sich alle, dass Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema ist und über alle Bereiche hinweg behandelt werden sollte. Silobildung sollte unbedingt vermieden werden, d.h. sinnvoll sind eher bereichsübergreifende Teams aus verschiedenen Abteilungen, die je unterschiedliche Maßnahmen umsetzen können.

Außerdem wurden die Themen Fehlerkultur und Transparenz angesprochen, die in Nachhaltigkeitsstrategien einfließen sollten. Weiterhin wurde die Forderung nach Ehrlichkeit beim Thema Führung thematisiert: Es scheint sinnvoll, dass Vorgesetzte ehrlich die Herausforderungen und Probleme, die mit der Transformation einhergehen, ansprechen.

Alles in allem ist beim gelungenen Auftakt der LeanGreen klar geworden, dass auf Unternehmen spannende Zeiten zukommen – gerade die Impulsgebenden haben gezeigt, wieviel Potential und Leidenschaft man bei dem Thema entfalten kann, um Transformationen mit Freude umzusetzen.

2 Tage
9 Vorträge
4 Aussteller

Eindrücke vom Event

#leanGreen2023
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Aussteller

Lean & Green | T&O Group

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Seit über 12 Jahren verknüpfen wir umfassende und langjährige Erfahrung bei der Umsetzung von Exzellenzsystemen mit Nachhaltigkeitsknowhow.  Dadurch können wir Nachhaltigkeit viel tiefer in unternehmerische Kernprozesse integrieren. Im März 2023 wurden wir zudem selbst mit dem 1. Platz des LeanBase Awards ausgezeichnet.

senne products GmbH

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Leaner. Cleaner. Aufgeräumter.
Visual Management für Lean Production, Lager und Büro.

Nach 25 Jahren Erfahrung als White Label Hersteller von Kunststoff-Artikeln für die betriebliche Arbeitsorganisation sind senne products Artikel mit der eigenen Marke spLean endlich überall erhältlich. Beratung? Sonderanfertigungen? Recycling-Lösungen? Aber gern!

In der Zukunft denken und handeln alle Unternehmen ökonomisch und ökologisch.

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Unsere Philosophie basiert auf dem Prinzip von ökologischer und ökonomischer Beständigkeit durch kontinuierliche Veränderung. Wir streben danach, wirtschaftliche Erfolge und Klimaneutralität in Unternehmen miteinander in Einklang zu bringen, damit unsere Kunden zukunftsfähig aufgestellt sind. 

Wirtschafts- und Strukturförderung Stadt Mannheim - GreenIndustry-Cluster

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Laufender Netzwerkaufbau mit Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Intermediären. Antragstellung von Förderanträgen - u.a. für 7,5 Mio. Euro Fördermittel für unser #InnovationszentrumGreenTech inklusive mehrerer Machbarkeitsstudien, Standortsuche oder Antragstellung und Bewilligung #EXI Gründungsgutscheine für grüne Innovationsvorhaben beim Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Landesweite Beratung von Gründungsvorhaben in der Vorgründungsphase unter der Marke #greenhousebw, gemeinsam mit Partnern: Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe, Grünhof und TFU GmbH

Shopfloor Management Systems GmbH

Shopfloor Management Systems GmbH

Um die Ressourceneffizienz in der Produktion zu verbessern, setzen Unternehmen oft auf technologische Innovationen. Dabei wird jedoch oft der Einfluss der operativen Mitarbeitenden auf den Ressourcenverbrauch vernachlässigt. Das Shopfloor Management bietet als zentrales Element für Steuerung und Qualifizierung von Mitarbeitenden eine Möglichkeit, dieses Potenzial zu nutzen.