Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 3)

Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 3)

Im 2. Teil unserer Reihe zu Lean Management und Nachhaltigkeit haben wir die Vision des One-Piece-Flow Prinzips angeschaut. In diesem 3. Teil schauen wir auf ein konkretes Prinzip, das hilft, Material, Energie und Arbeitszeit in ein ausgewogenens Verhältnis zu setzen.

#LeanGreen #GreenIndustry
Podcast, am 19. 06. 2023 in LeanGreen & Green Industry von Daniela Röcker


Diesen Artikel hören – 4:58 Minuten

Effizienz – Konsistenz – Suffizienz 

In der deutschen Sprache sind wir sehr gut darin, Begriffe in kleinste Bedeutungseinheiten zu zerlegen, was grundsätzlich toll ist, um sehr fein und granular etwas zu beschreiben. Ich kann mit mehreren Worten ein Phänomen, eine Sache beschreiben mit je einem anderen Schwerpunkt, wo ich in anderen Sprachen nur ein einziges Wort habe.

Im klassischen Wirtschaftskontext ist der Begriff Effizienz gleichbedeutend mit Reduktion, Einsparung. Im Kontext der Nachhaltigkeit stehen dem Begriff Effizienz die Begriffe Konsistenz (Synonym für Ökoeffizienz, bedeutet Vermeidung von Abfällen, Abfall ist Nährstoff) und Suffizienz („das richtige Maß“) begleitend zur Seite.

Schaut man in diesem Sinne auf Toyotas Produktionssystem, beinhaltet der Effizienzbegriff dort – Achtung, das ist nur meine Meinung/Perspektive - Aspekte der Konsistenz und Suffizienz. Konsistenz im Sinne von Abfallvermeidung (nicht nur Reduktion) und Suffizienz im Sinne von Vermeidung von Überproduktion und Verschwendung.

Das 3. Lean-Management-Prinzip, wie es von Jeffrey K. Liker beschrieben wird, besagt: 

"Verwenden Sie Pull-Systeme, um Überproduktion zu vermeiden."

Dieses Prinzip basiert auf dem Konzept des Pull-Systems, das darauf abzielt, die Produktion basierend auf der tatsächlichen Nachfrage zu steuern, anstatt auf Prognosen oder vordefinierten Mengen zu basieren.

Im traditionellen Produktionsmodell wird oft nach dem Push-Prinzip gearbeitet. Das bedeutet, dass Produkte aufgrund von Prognosen oder Produktionsplänen im Voraus hergestellt und nach Zeitplänen ausgeliefert werden - unabhängig von der aktuellen Nachfrage. Dies kann zu Überproduktion führen, wenn die tatsächliche Nachfrage geringer ist als erwartet. Überproduktion wiederum führt zu Verschwendung von Ressourcen wie Arbeitszeit, Materialien und Energie. Überproduktion führt nicht nur zu höheren Kosten aufgrund von mehr Material und Energie, sondern auch zu Qualitätsminderung, wenn Produkte länger als notwendig gelagert werden.

Das Pull-Prinzip hingegen dreht den Prozess um. Anstatt im Voraus zu produzieren, wird nur dann produziert, wenn ein tatsächlicher Bedarf besteht. Produkte werden auf der Grundlage von Kundenaufträgen oder Kanban-Signalen hergestellt, die den Bedarf an weiteren Produkten anzeigen. Dadurch wird die Überproduktion vermieden, und die Produktion wird direkt von der Kundennachfrage gesteuert. Um einen gleichmäßigen Arbeitsfluss in Richtung des One-Piece-Flow zu erzielen, wird das Pull-Prinzip idealerweise von einer Just-in-Time-Logistik begleitet. 

Das Pull-Prinzip läßt sich nicht nur auf Material- sondern auch auf Informationsflüsse anwenden. Wer braucht wann, welche und wie viele Informationen? Wie schon beim 2. Prinzip braucht es hier die genaue Beobachtung von Mitarbeitenden – auf Hersteller- und Kundenseite – sowie Verantwortungsübernahme für den jeweils eigenen Bereich und den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Ob hier übrigens künftig KI-gesteuerte Systeme eine wirkliche Hilfe sein können, stelle ich gerne zur Diskussion.

Nachhaltigkeit beim Pull-Prinzip

Das Pull-Prinzip hat auch eine enge Verbindung zur Nachhaltigkeit. Durch die Vermeidung von Überproduktion werden Ressourcen effizienter genutzt und die Umweltauswirkungen der Produktion reduziert. Indem man nur das produziert, was tatsächlich benötigt wird, verringert man den Abfall von Materialien, Energie und Arbeitszeit. Dies führt zu einer optimierten Ressourcennutzung und einer Reduzierung der Umweltbelastung.

Darüber hinaus ermöglicht das Pull-Prinzip eine flexiblere Produktion, da es auf die tatsächliche Nachfrage reagiert. Es können kleinere Losgrößen hergestellt werden, was wiederum zu einer Reduzierung von Lagerbeständen führt. Dies spart nicht nur Platz und Kosten, sondern reduziert auch die Wahrscheinlichkeit von veralteten oder unverkäuflichen Produkten. 

Diskutiere mit uns und tausche Dich mit anderen dazu auf der LeanGreen am 25. und 26. Oktober 2023 in Mannheim aus.

Lies' weiter in Teil 4 unserer Artikelreihe "Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun?" oder geh' nochmal zurück zu Teil 2.



Kommentare

Bisher hat niemand einen Kommentar hinterlassen.

Kommentar schreiben

Melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen.

Teilen

Weitere Inhalte