Mit IST-Daten bessere SOLL-Modelle bauen: Interview Peter Kuhlang & Sascha Feldhorst
Wie greifen die digitale Ermittlung von Bewegungsdaten, KI und die Anwendung des Methodenstandards MTM ineinander, um Arbeitsprozesse und -bedingungen nachhaltig zu verbessern? Beim MTM SUMMIT 2024 und hier vorab im Interview beschreiben Dr. Sascha Feldhorst, CEO MotionMiners GmbH, und Prof. Dr. Peter Kuhlang, CEO MTM ASSOCIATION e. V., am Beispiel eines Projektes im Paketzustelldienst smarte Wege vom (subjektiven) Bauchgefühl zu datenbasierten (objektiven) Fakten.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales arbeiten MTM ASSOCIATION e. V. und MotionMiners GmbH an einer Vorstudie zur arbeitswissenschaftlichen Bewertung typischer Tätigkeiten bzw. Prozesselemente der Paket- und Verbundzustellung. Hier geht es vor allem um den letzten Abschnitt der Lieferkette. Auf der sogenannten „letzten Meile“ werden die teilweise über 30 kg schweren Pakete in das Zustellfahrzeug geladen und beim Endkunden abgeliefert. Ziel des Projektes ist eine objektive Datenbasis, auf deren Grundlage vertretbare Leistungskorridore festgelegt und so die Prozesse auch im Sinne des Arbeitsschutzes nachhaltig verbessert werden können.
Machine Learning verbindet IST- und SOLL-Welt
Peter Kuhlang und Sascha Feldhorst erläutern, wie es mit Hilfe von MotionMining (IST-Bewegungsdaten), Machine Learning-Algorithmen und der Interpretation mittels MTM-Methode (SOLL-Zeiten) gelungen ist, die Beanspruchung der Beschäftigten auf der letzten Meile sichtbar, messbar und damit bewertbar zu machen. In dieser Verbindung von IST- und SOLL-Welt per Machine Learning liege gewissermaßen auch die vielzitierte „Magie“.
Mit dem Projekt im Bereich Paketzustelldienst habe sich auch der Blick auf diese Berufsgruppe geändert, sagt Peter Kuhlang. Einerseits darauf, was diese Gruppe leisten muss, welcher zeitlichen und ergonomischen Belastung die Beschäftigten ausgesetzt sind, und andererseits auf das gesamte System Transport und Zustellung.
Neue Methodik auch in die Industrie übertragbar
Die Frage, ob dieses Bewertungskonzept für die „Letzte Meile“ auch auf andere Bereiche und zum Beispiel in die Industrie übertragen werden kann, beantworten Peter Kuhlang und Sascha Feldhorst klar mit Ja. Überall dort, wo Verantwortliche über Intransparenz und dadurch schlechte Planbarkeit klagen, lasse sich quasi Licht ins Dunkel bringen. Es sei eine neue Methodik entstanden, die die Stärken von Massendaten aus der IST-Welt mit Beschreibung derselben Prozesse durch die SOLL-Welt verbindet.
Mit automatisiert erfassten IST-Daten bessere SOLL-Modelle bauen – das wolle man der MTM-Community auch beim MTM SUMMIT 2024 vermitteln. Sascha Feldhorsts Wunsch-Zuhörerschaft: „Alle, die Interesse haben, mit Bewegungsdaten umzugehen und zu schauen, was kann ich denn Neues rauslesen aus diesen Daten, die ich aufnehme.“
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#JanineFragtNach bei Conny Dethloff, Business Intelligence Division Manager bei der OTTO GmbH & Co. KG und außerdem schreibender Mathematiker und Organisationsforscher.
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