MTM in Motion: Kann man Innovationen vorausplanen?

MTM in Motion: Kann man Innovationen vorausplanen?

Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Stagflation, Störungen in den Lieferketten, Fachkräftemangel. Was kommt noch auf die Unternehmen zu? Dabei ist Planungssicherheit ein Bedürfnis für CEOs von Industrieunternehmen. Digitale Lösungen des Industrieverbands MTM ASSOCIATION können zur Planungssicherheit und Innovationsförderung beitragen, ist Prof. Dr. Peter Kuhlang überzeugt.

#leanmagazin
20. Juni 2022 um 04:30 Uhr in LeanMagazin von LKB Redaktion*)


Usain Bolt gilt als der schnellste Mann der Welt. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 37,58 Kilometern in der Stunde bringt er in 9,58 Sekunden 100-Metern hinter sich. Ohne Zweifel eine Leistung, die übermenschlich anmutet. Was aber, wenn die Strecke nicht gerade verläuft? Oder Hindernisse auf ihr liegen? Wie sieht es bei widrigen Wetterbedingungen aus? Gewiss ist, dass auch ein Super-Athlet diese Spitzenleistung auf Dauer nicht halten kann. Abgesehen von der Tatsache, dass sie auf Dauer nicht gesund wäre.

Eine andere Form der Spitzenleistung bringen Menschen am Fließband. Prof. Dr. Kuhlang findet allerdings den Vergleich mit dem Sport nicht zutreffend. Anders als bei Usain Bolt müssen sie diese Leistung über mehrere Stunden erbringen können. „Dabei ist eine Balance aus Gesundheitsschutz und Sicherstellung der Produktion entscheidend. Denn Fertigung wird immer komplexer. Entsprechend wachsen auch die Anforderungen an die Menschen in der Produktion. In diesem Fall kommt es nicht auf Spitzenleistung, sondern auf die Dauerleistung an“, erklärt Prof. Dr. Peter Kuhlang. „Da ist es heute weder zweckdienlich noch zeitgemäß, wenn Arbeitsabläufe und Arbeitsbewegungen bloß mit der Stoppuhr gemessen warden.“

„Jedoch macht MTM wesentlich mehr“, ist es für Peter Kuhlang wichtig zu betonen. Spätestens mit Industrie 4.0 ist Produktivität und Gesundheitsschutz bei der Gestaltung menschlicher Arbeit nicht nur eine Frage konkurrenzfähiger Preise am Markt. Mit der MTM-Methode können Unternehmen, aber besonders Mittelständler verlässliche Zeitinformationen erheben, die ihnen helfen, unter Achtung des Gesundheitsschutzes ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.

Arbeitssysteme schnell anpassen können

Dies sei jedoch nur die eine Seite der Medaille, so Kuhlang. „Immer mehr Unternehmen sind mit kürzeren Innovationszyklen konfrontiert. Diese Unternehmen müssen in der Lage sein, ihre Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze schnell anzupassen. Bei der Einführung neuer Produkte müssen sie sogar neue Prozesse erarbeiten und ganze Arbeitsplätze neu gestalten.“

Bedeutet: Das Produktivitätsmanagement ist von strategischer Bedeutung geworden. „Unternehmen, die morgen am Markt bestehen möchten, müssen sich heute Gedanken über die Abläufe, Arbeitsplätze und Ergonomie von morgen machen“, sagt Dr. Steffen Rast. Bei der Deutschen MTM-Gesellschaft mbH ist er der Fachbereichsleiter für Ergonomie. „Wir sprechen heute mit den Konstrukteuren eines Unternehmens über die Herstellung von Produkten, die noch nicht existieren. Die ermittelten Daten übergeben wir den Planern in den Unternehmen. So sorgen wir, dass wir viele Probleme im Vorhinein vermeiden.“

Geld und Zeit sparen

Dafür testet der Industrieverband schon sehr früh Technologien wie Motion Capture, Virtual und Augmented Reality sowie Simulationssysteme. Sie alle helfen Arbeitssysteme im Vorhinein zu entwerfen, ohne hierfür einen realen Arbeitsplatz oder bereits laufende Prozesse zu benötigen. Oder bestehende Arbeitssysteme zu stören. „Das Besondere ist“, sagt Peter Kuhlang mit einem gewissen Stolz, „dasswir unsere MTM-Methode, die wir seit den 1960er-Jahren erfolgreich rund um den Globus anwenden, ins Digitale überführthaben. Das vervielfältigt unsere Möglichkeiten, Abläufe, Bewegungen und Ergonomie zu bewerten, zu analysieren und zu planen.“

Peter Kuhlang meint damit, dass Bewegungsdaten, die mit dem Motion Capturing-Anzug kontinuierlich erfasst werden, in die standardisierte MTM-Analyse überführt werden können: „Unternehmen sind in der Lage, in einer sehr frühen Planungsphase die Weichen für ein neues Arbeitssystem zu stellen. Ja, sie können sogar die Mitarbeiter integrieren und sie auf die neuen Tätigkeiten vorbereiten.“ Am Anfang sei diese Vorgehensweise mit viel Aufwand verbunden. Am Ende aber sparen die Verantwortlichen im Unternehmen viel. „Zum Beispiel wertvolle Zeit und Geld, das an anderer Stelle besser eingesetzt werden kann“, so Kuhlang.

„Aber diese Unternehmen können Zeit gewinnen“

Beim Sport geht es um höher, schneller und weiter. Das sind dieselben Anforderungen, die heute der Markt an Unternehmen stellt. Extreme Unsicherheiten verstärken diesen Effekt. Aber kein Mitarbeiter ist in der Lage, die dafür erforderliche Dauerleistung zu erbringen. Berücksichtigt werden muss dabei, dass manche Unternehmen mit Fachkräftemangel konfrontiert sind. Ein Mehr an Beschäftigte, um mehr Arbeit schneller zu erfüllen, ist keine Option. Welche Optionen bleiben Unternehmen, auf diese Anforderungen zu reagieren?

„Diese Unternehmen können Zeit gewinnen und dadurch einen deutlichen Vorsprung erzielen. Indem sie ihre Arbeitssysteme für ihre Produktinnovationen möglichst früh planen“, fasst der MTM-Professor seine Gedanken zusammen. So sei ein Unternehmen in der Lage, Störungen zu erkennen und Probleme zu vermeiden, noch bevor die echten Prozesse anlaufen. „Voraussetzung ist aber, die Menschen in den Unternehmen mitzunehmen“, so Kuhlang.

*) Mit der Erstellung dieses Textes wurde von uns das futureorg institut beauftragt, welches wiederum Herrn Kamuran Sezer hiermit beauftragt hat.



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