Aufruf für Den AufsCHwung, an Unternehmen und Berater*innen

Aufruf für Den AufsCHwung, an Unternehmen und Berater*innen

Dieser Artikel basiert auf den bisherigen Treffen im Rahmen des „Round Table der Communitys: mehr Klarheit, weniger Verwirrung“.
Beim letzten Treffen haben sich Pierre Smits, Jan Fischbach und J.P. Berchez dazu bereit erklärt, ein Grundlagenpapier zu erstellen, das hier als Artikel veröffentlicht wird.

Im nächsten Treffen am 9. Januar 2025 der Communitys wird über dieses Papier beraten. Anschließend wird jede Community unter dem Titel „Perspektiven aus Sicht der verschiedenen Communitys“ darstellen, welchen Beitrag sie zum Aufschwung leisten kann.

#leanmagazin
10. Dezember 2024 um 13:00 Uhr in LeanMagazin von Pierre Smits, Jan Fischbach und J.P. Berchez


Wir, die Mitglieder verschiedener Communitys, rufen die Führungskräfte von Unternehmen in Deutschland und Europa auf, ihren Teil der Verantwortung für ein besseres Wirtschaften zu übernehmen. Nehmen Sie den Wandel jetzt in die Hand.

Was um ein Unternehmen herum passiert, können wir oft nicht beeinflussen. Aber wir können uns bewusst dafür entscheiden, welche Themen wir angehen und wie wir uns intern organisieren.

Im Jahr 2025 sehen wir einige Herausforderungen auf uns zukommen. Dazu gehören:

  • Verlust von Fachkräften
  • De-Industrialisierung
  • Desolate Infrastruktur
  • uvw.

Im Ergebnis verliert die Wirtschaft in Deutschland und Europa wichtige Kompetenzen. Zudem bauen wir Abhängigkeiten zu anderen Ländern auf, aus denen wir schlecht wieder herauskommen.

Seit mehr als 150 Jahren stehen uns Erkenntnisse und Modelle zur Verfügung, um Unternehmen fortschrittlich, menschenzentriert und zukunftsfähig zu gestalten. Dennoch bleibt die Umsetzung in der Breite oft aus. Warum? Häufig werden diese Ansätze missverstanden, unzureichend beauftragt oder falsch umgesetzt. Wir, die Unterzeichnenden aus verschiedenen Communitys, erkennen an, dass auch unser eigenes Verhalten manchmal mehr Fragen als Klarheit geschaffen hat. Doch wir alle tragen eine gemeinsame Verantwortung: Es liegt an uns – und Ihnen als Führungskraft – dieses Wissen nicht nur zu nutzen, sondern es mit Weitblick, Mut und Konsequenz in die Praxis zu bringen.

Wir sind uns in mehr Dingen einig, als dass wir uns unterscheiden. Wir schätzen:

  • Eine demokratische, sich selbst verwaltende Gesellschaft.
  • Freies Unternehmertum mit Verantwortung und Gestaltungsanspruch
  • Respekt für die Menschen
  • Kontinuierliches Verbessern
  • Innovationen und Lernen
  • Löse die Probleme schneller an der Stelle, wo sie entstehen. Beteilige die Menschen, die am besten über das Problem Bescheid wissen und von den Wirkungen betroffen sind.
  • Gute Führungskräfte entwickeln gute Mitarbeitende. Diese gestalten gute Prozesse, die zu guten Ergebnissen führen.

Die Communitys stehen vor der Herausforderung, ihre Prinzipien und Werte stärker nach außen zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten, um die Wirtschaft in Deutschland und Europa zu stärken. 

Die Unterzeichnenden wenden sich an die anderen Mitglieder der eigenen und anderen Communitys. Keine Methode ist universell. Keine Methode ergibt einen Sinn, ohne die Situation vor Ort selbst begutachtet zu haben. Gemeinsam können wir mehr erreichen – nicht durch Konkurrenz, sondern durch Kollaboration. Die Zeit ist reif, die Grenzen unserer einzelnen Ansätze zu überschreiten und eine gemeinsame Zukunft zu gestalten.

Weshalb braucht es diesen Aufruf jetzt? - Ausgangssituation

Wirtschaftlicher Abwärtstrend

Die Wirtschaft in der DACH-Region steht vor großen Herausforderungen. Ein sich verlangsamendes Wachstum, steigende Zinsen und geopolitische Unsicherheiten belasten die Märkte. Gleichzeitig verschärfen Inflation und Energiekrisen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, was Unternehmen dazu zwingt, Kosten zu senken und vorsichtiger zu investieren. Besonders mittelständische Unternehmen – das Rückgrat der Wirtschaft in der Region – kämpfen mit einer schwächelnden Nachfrage und zunehmendem globalem Wettbewerb.

Fachkräftemangel

Die Arbeitswelt befindet sich in einer Krise. Der Fachkräftemangel zieht sich durch nahezu alle Branchen, von der Industrie bis hin zum Dienstleistungssektor. Ursache sind nicht nur demografische Veränderungen, sondern auch ein Mangel an Strategien, wie Unternehmen Talente anziehen, entwickeln und halten können. Hinzu kommt, dass bestehende Arbeitskräfte oft nicht über die notwendigen digitalen und agilen Fähigkeiten verfügen, um sich in einem schnell wandelnden Umfeld zurechtzufinden.

Mangelnde Innovationskraft

Während andere Volkswirtschaften disruptive Technologien wie KI, Blockchain oder grüne Technologien fördern und darin investieren, agieren viele Unternehmen in der DACH-Region zögerlich. Diese Zurückhaltung geht häufig mit einem Beharrungsvermögen einher, das bestehende Geschäftsmodelle und Strukturen schützt, anstatt neue Ansätze zu fördern. Noch bestehende (vermeintliche) Unzulänglichkeiten dieser Ansätze werden negativ und die eigenen positiv überhöht. Die Fokussierung auf kurzfristige Gewinne verhindert, dass Unternehmen langfristig innovationsfähige Strukturen aufbauen.

Communitys leben in ihrer eigenen Blase

Die verschiedenen Denkansätze und Methoden – ob Agile, Lean, TOC, Kanban oder TWI – sind oft in spezialisierten Netzwerken verankert. Diese Communitys finden selten Wege, ihre Ansätze über ihre Blasen hinaus zu kommunizieren. Für Außenstehende wirken die Methoden und Prinzipien oft wie Insiderwissen, das schwer zu adaptieren ist. Diese Isolation führt dazu, dass das Potenzial dieser Ansätze nicht auf breiter Ebene verstanden oder genutzt wird.

Unverständnis für die Besonderheiten der Ansätze

Der Nutzen von Frameworks und Denkweisen wie Scrum, Lean oder Kanban wird in der Praxis häufig missverstanden. Statt Prinzipien und Werte zu leben, werden sie oft als starr vorgegebene Methoden umgesetzt. Unternehmen neigen dazu, auf oberflächliche Best Practices & „Erfolgsrezepte“, die in einem anderen Kontext funktioniert haben, zu setzen, ohne das zugrunde liegende Systemdenken oder die Veränderung der Unternehmenskultur zu verstehen. Das Resultat ist eine „Cargo-Kult“-Mentalität, bei der Methoden wie agile Boards oder Lean als Toolset eingeführt werden, ohne die Bedingungen, Systeme und Strukturen für echte (kontinuierliche) Verbesserung zu schaffen. Nachhaltige Transformation erfordert jedoch eine Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Prinzipien und die Bereitschaft, experimentelle Wege zu gehen.

Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft

Die beschriebenen Herausforderungen führen zu einer gefährlichen Spirale: Ein Mangel an Innovation und qualifizierten Fachkräften schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, was wiederum die gesamte Volkswirtschaft beeinträchtigt. Die Unzufriedenheit unter Mitarbeitenden nimmt zu, weil moderne Arbeitsweisen entweder nicht verstanden oder falsch umgesetzt werden. Langfristig droht die DACH-Region ihre Position, als wirtschaftliches Kraftzentrum Europas, zu verlieren.

Perspektiven aus Sicht der verschiedenen Communitys

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach überzeugenden Denkansätzen und einem Schulterschluss der verschiedenen Bewegungen und Ansätze. Die Communitys von Agile, Lean, TOC (Theory of Constraints), TWI (Training Within Industry) und Kanban haben jede für sich wertvolle Beiträge geleistet, um Organisationen resilienter, effizienter und innovativer zu machen. Doch um die aktuellen Probleme nachhaltig zu lösen, reicht es nicht aus, in getrennten Blasen zu agieren.

Jede Community bringt ihre eigene Geschichte, ihre einzigartigen Prinzipien und ihre bewährten Praktiken ein. Gemeinsam ergibt sich ein Bild, das die Stärken der jeweiligen Ansätze vereint und gleichzeitig Synergien für einen neuen, integrativen Ansatz aufzeigt.

Unsere Ausgangsfrage lautet:

  • Wie können die Prinzipien und Werte der einzelnen Communitys dazu beitragen, Organisationen in der DACH-Region widerstandsfähiger und zukunftsfähiger zu machen?
  • Wo liegen die Besonderheiten und auch Schnittstellen zwischen den Bewegungen, und wie können diese genutzt werden, um eine gemeinsame Vision für nachhaltigen Erfolg zu entwickeln?


Kommentare

Niels Pfläging | Red42
Niels Pfläging | Red42, am 10. Dezember 2024 um 17:51 Uhr
Gute Sache.

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