Warum einfache Kommunikation so OUT ist und man erst richtig IN ist, wenn man „synergistische Paradigmenwechsel“ und „disruptive Innovationen“ raushaut.
Mir kommt es so vor, als ob man ohne ein solides Repertoire an Phrasen einfach nicht mehr mithalten kann. Von „Outside the Box" über "Seamless Integration" bis hin zu "Blue-Sky Thinking" - die Liste der buzzwordartigen Ausdrücke scheint endlos zu sein.
Es scheint fast so, als ob die Verwendung von Phrasen zu einem Maßstab für Professionalität geworden ist. Was würdest Du denken, wenn jemand in einem Bewerbungsgespräch zum Beispiel sich wie folgt vorstellt:
Als proaktiver Teamplayer strebe ich danach, meine Core Competency gezielt einzusetzen, um als Thought Leader zu fungieren und innovative Best Practices zu etablieren, die einen messbaren Mehrwert für das Unternehmen schaffen und uns zu einem kundenorientierten, agilen und disruptiven Game Changer in unserer Branche machen.
Okay das ist jetzt vielleicht übertrieben und entspricht nicht der Realität – was meinst Du? Schreibe Deine Meinung dazu gerne unten als Kommentar.
Von Meetings bis zu E-Mails, die Luft ist erfüllt von "synergistischen Paradigmenwechseln" und "Growth Hacking". Doch was bedeuten diese Ausdrücke wirklich? Meistens nichts. Oder zumindest nicht viel mehr als leeres Geschwafel, das den Anschein von Kompetenz erwecken soll. Neulich durfte ich Zeuge einer Unterhaltung zwischen Herrn Wichtig und Herrn Schlau sein, welche sich ungefähr wie folgt anhörte:
Herr Wichtig: "Hey, hast du gehört? Unser Unternehmen plant einen umfassenden Paradigmenwechsel, um unsere Agilität zu steigern und disruptive Innovationen voranzutreiben."
Herr Schlau: "Oh ja, das klingt nach einem spannenden Vorhaben! Wir sollten sicherstellen, dass wir dabei auch Design Thinking einsetzen, um wirklich „out of the box“ zu denken und innovative Lösungen zu entwickeln."
Herr Wichtig: "Absolut! Ich denke, es ist wichtig, dass wir alle Key Performance Indicators im Auge behalten, um sicherzustellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Core Competencies voll ausschöpfen."
Herr Schlau: "Ganz genau! Und lass uns nicht vergessen, regelmäßige Thought Showers abzuhalten, um kreative Ideen zu generieren und sicherzustellen, dass wir einen echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen."
Herr Wichtig: "Definitiv! Wir sollten auch sicherstellen, dass wir Synergien mit anderen Abteilungen schaffen, um unsere Effizienz zu steigern und Win-Win-Situationen zu schaffen."
Herr Schlau: "Genau meine Gedanken! Lass uns zusammenarbeiten, um einen nahtlosen Integrationsprozess zu generieren und sicherzustellen, dass wir wirklich value-added Lösungen liefern."
Herr Wichtig: "Klingt nach einem Plan! Lasst uns diese Gelegenheit nutzen, um zu echten Thought Leadern in unserer Branche zu werden und das Unternehmen zu einem Game Changer zu machen."
Herr Schlau: "Da bin ich voll dabei! Auf erfolgreiche Gespräche und eine Zukunft voller synergistischer Paradigmenwechsel und disruptiver Innovationen!"
Herr Wichtig: "Cheers! Gemeinsam werden wir Großes erreichen!"
So und zum Abschluss meine ultimative Empfehlung: Ich möchte Dir raten, sich in die wundervolle Welt der Phrasen zu stürzen. Gebe Dich nicht mit gewöhnlichen Redewendungen zufrieden, sondern strebe nach dem Olymp der Phrasendrescherei. Sei der Meister der Meister der hohlen Worthülsen und begeistere Deine Kolleg:innen, Dein Gegenüber und Deine Vorgesetzten mit einer endlosen Flut von leeren Versprechungen. Vergesse dabei Substanz, Authentizität und klare Kommunikation - stattdessen schwelge im Reichtum der Buzzwords und Floskeln.
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Kommentare
"Je phrasendreschistischer die Ausdrucksweise, desto hohlistischer der Kopf!"
Niels Pfläging
Das ist Businesskasplertheater 2.0.
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