lösungsorientiert, oder problemorientiert? Ja was denn nun?
Wir alle kennen das: "wir arbeiten hier lösungsorientiert", oder "wenn wir problemorientiert wären, dann kämen wir nicht weiter".
Aber was ist eigentlich lösungsorientiert, was ist problemorientiert und was ist der richtige Weg, um Probleme zu lösen?
Wenn immer in Unternehmen Probleme, oder Problemstellungen vorliegen, dann müssen Lösungen her. Gefordert werden dafür lösungsorientierte Mitarbeitende, die das jeweilige Problem schell und effektiv abstellen.
Genauso wird von uns Beratenden erwartet, dass wir für bestimmte Problemstellungen im Unternehmen Lösungen generieren und auch von uns wird oft explizit erwartet, dass wir lösungsorientiert arbeiten!
Aber was genau bedeutet denn eigentlich lösungsorientiert, was bedeutet problemorientiert und wie sollte man Probleme richtig angehen?
Dafür muss man sich zunächst darüber klar werden, was eigentlich ein Problem ist. Dazu habe ich einmal das Internet bemüht, und eine schöne Erklärung bei Stepstone gefunden:
Ein Problem ist eine individuelle Situation, die als schwierig und unangenehm oder als Herausforderung betrachtet wird.
Zunächst einmal ist ein Problem etwas Subjektives, Individuelles. Ein Problem ist nichts Absolutes, sondern etwas, das möglicherweise von unterschiedlichen Akteuren unterschiedlich gesehen, bewertet und empfunden wird. Sprich - es ist zunächst ein Symptom von irgendetwas noch Undefiniertem und das wird als unangenehm, oder herausfordernd gesehen und das gilt es zu lösen, oder zu beseitigen.
Im ersten Schritt gilt es immer, das Problem zu ent-individualisieren. Oft wird dieser Schritt Problemdefinition, oder Problembeschreibung genannt, ist aber nichts anderes, als aus den verschiedenen empfundenen Wahrnehmungen das jeweils Subjektive auszuschließen, das Wesentliche zu erkennen und als Problemdefinition zu spezifizieren.
In aller Regel haben wir es in unseren Unternehmen nicht nur mit einem Problem zu tun, sondern wir sind quasi täglich von Problemen umgeben. Wenn wir nun versuchen, einfach ein Problem nach dem anderen zu lösen, dann würden vermutlich weiterhin genauso schnell neue Probleme aufploppen, wie wir andere zuvor gelöst haben.
Warum ist das so? Weil alle, oder weil viele der immer wieder in unterschiedlichen Ausprägungen auftretenden Probleme dieselbe Ursache haben. Irgendwo tief im Unternehmen steckt die Ursache für all die unterschiedlichen Symptome, die von verschiedenen Akteuren immer wieder als Problem wahrgenommen werden. Und solange die Ursache nicht bekannt und noch immer vorhanden ist, ploppen ständig neue Symptome in immer wieder anderen Variationen auf, ganz egal wie viele Symptome zuvor schon beseitigt wurden.
Nachdem das Problem "ent-individualisiert" und spezifiziert ist, begibt man sich also auf die Suche nach der tatsächlichen Ursache des Problems. Auch hier gibt es quasi für jede Disziplin im Unternehmen individuelle Vorgehensweisen und Methoden. Nennen möchte ich nur die insbesondere im Lean Management bekanntesten, wie die 5-Why-Methode, oder das Fischgrät-Diagramm nach Ishikawa.
Erst, wenn die Ursache des gesamten Problems, also sozusagen "der Ursprung allen Übels" gefunden ist, kann eine Lösung erarbeitet werden, die die Ursache (Root Cause) beseitigt und somit auch alle daraus immer wieder entstehenden Symptome, die als verschiedenste Probleme wahrgenommen werden!
Zurück zu lösungsorientiert bzw. problemorientiert.
Schaut man sich diese Vorgehensweise an, dann sollte man zuerst das Problem verstehen, ent-individualisieren und spezifizieren. Also zunächst problemorientiert vorgehen. Als nächstes sucht man nach den Ursachen, man arbeitet dann ursachenorientiert. Erst zuletzt arbeitet man lösungsorientiert.
In der Fachliteratur gibt es unzählige Problemlösungsmethoden, die sich zwar in ihrer Formulierung und im Vorgehen mehr, oder weniger unterscheiden, die jedoch im Kern alle diesem grundsätzlichen Schema folgen:
1 Problem
2 Ursache
3 Lösung
Und wenn wieder einmal verlangt wird, doch bitteschön lösungsorientiert zu arbeiten, dann sollte man unbedingt hinterfragen, ob wieder nur "Brandherde ausgetreten werden sollen", oder ob an tatsächlichen Lösungen gearbeitet werden soll, die die Ursache der Probleme bekämpfen!?
Aber die wirklichen Ursachen will man in manchen Unternehmen vielleicht gar nicht erkennen und beseitigen...
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