
Kaizen 2 go 362 : Lean Management in KMU aus Forschungssicht
Fragestellungen aus der Unterhaltung mit Katharina Wörmann: Was war die Ausgangssituation für die Arbeit? Wie sah die Vorgehensweise und Zielsetzung aus? Welche Besonderheiten haben sich bzgl. den Unternehmen des Mittelstands herausgestellt? Was sind typische Hemmnisse für eine erfolgreiche Lean Management Einführung? Welche Erkenntnisse haben sich aus den Befragungen ergeben? Wer wurde befragt? Welche Überraschungen haben sich ggf. ergeben? Faktor Mensch, Rolle von FK und MA. Was sind die Erfolgsfaktoren für die Implementierung von Lean Management im Mittelstand? Welches Modell ist daraus entstanden?
Das Transkript ist hier verfügbar.
Kaizen 2 go 362 : Lean Management in KMU aus Forschungssicht
KI-generierte Zusammenfassung des Transkripts
In dieser Podcast-Episode spricht Götz Müller mit Katharina Wörmann über ihre Bachelorarbeit, die sich mit der Anwendung und den Besonderheiten von Lean Management in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beschäftigt.
Zu Beginn erläutert Katharina Wörmann ihren Hintergrund. Mit 25 Jahren hat sie ihr Studium des Wirtschaftsingenieurwesens abgeschlossen. Sie entschied sich für dieses Fach, weil es eine Brücke zwischen Technik und Wirtschaft schlägt. Zum Thema Lean Management kam sie durch ein Praktikum bei einem Unternehmen, das Lean-Produkte herstellt. Diese Erfahrung weckte ihr Interesse und führte schließlich dazu, dass sie ihre Abschlussarbeit über Lean Management im Kontext von KMU verfasste.
Götz Müller interessiert sich insbesondere dafür, warum Katharina Wörmann den Fokus auf mittelständische Unternehmen gelegt hat. Sie erklärt, dass über 99 Prozent der Unternehmen in Deutschland KMU sind und Forschung zu Lean Management in diesem Bereich bislang eher dünn ausfällt. Während Großunternehmen eigene Lean-Abteilungen aufbauen, fehlen in KMU oft Strukturen und Erfahrungen. Ihr Ziel war es deshalb, eine Hilfestellung für den Einstieg zu schaffen.
Im Zentrum der Arbeit standen drei Forschungsfragen. Erstens wollte Katharina Wörmann herausfinden, ob Lean Management überhaupt für KMU geeignet ist. Die Literaturrecherche zeigte, dass Lean sehr gut zu den Strukturen mittelständischer Unternehmen passt. Zweitens untersuchte sie die Rolle des Menschen bei der Einführung. Sie kam zum Ergebnis, dass Mitarbeiter und Führungskräfte entscheidend für den Erfolg sind. Drittens entwickelte sie ein Modell, das Unternehmen als Orientierung für die schrittweise Einführung von Lean dienen soll.
Ihre Methodik war ein Mix aus Literaturstudien und empirischer Forschung. Während die erste Frage überwiegend durch bestehende Studien beantwortet wurde, nutzte Katharina Wörmann zur zweiten Frage eine Umfrage unter Mitarbeitern und Führungskräften von KMU. So konnte sie den aktuellen Stand der Lean-Integration erfassen. Für die dritte Frage entwickelte sie ein eigenes Modell, das sie anschließend evaluierte.
Besonders spannend war für Götz Müller, wie sich die Antworten von Mitarbeitern und Führungskräften unterschieden. Katharina Wörmann legte Wert darauf, viele Mitarbeiter einzubeziehen, um deren Sichtweise sichtbar zu machen. Dabei zeigte sich, dass das Wissen über Lean zwar vorhanden ist, jedoch der Wunsch nach mehr Informationen groß bleibt. Überraschend für sie war, dass viele Mitarbeiter Veränderungen positiv gegenüberstehen und offen für neue Ansätze sind. Damit widerspricht die Umfrage der verbreiteten Annahme, dass Widerstand gegen Neues in KMU ein zentrales Hindernis darstellt.
Dennoch identifizierte Katharina Wörmann zahlreiche Hemmnisse. Führungskräfte stammen oft aus dem technischen Bereich und bringen wenig Management- und Lean-Wissen mit. Zeit- und Ressourcenmangel stellen ein großes Problem dar, da gerade in KMU dieselben Personen sowohl im Tagesgeschäft als auch in strategischen Aufgaben gefordert sind. Hinzu kommt, dass Lean Management häufig als reine Kosteneinsparungsmaßnahme missverstanden wird. Mitarbeiter fürchten dann Arbeitsplatzverluste, anstatt die Vorteile von Prozessverbesserungen zu erkennen. Auch fehlendes Kapital für Schulungen oder externe Unterstützung erschwert die Einführung.
Ein weiterer Unterschied zu großen Unternehmen besteht darin, dass KMU externe Beratung oft meiden. Gründe dafür sind Kosten, fehlendes Vertrauen oder die Überzeugung, es selbst schaffen zu müssen. Götz Müller ergänzt aus seiner Erfahrung, dass dies sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Einerseits können Unternehmen durch eigenes Engagement tief in Lean eintauchen, andererseits fehlt häufig die Zeit, das Know-how ohne externe Unterstützung aufzubauen.
Trotz dieser Hemmnisse sieht Katharina Wörmann viele Vorteile für KMU. Die enge Beziehung zwischen Mitarbeitern und Führungskräften, flache Hierarchien und starke Kundenbeziehungen erleichtern die Integration von Lean Management. Studien belegen zudem, dass die Zufriedenheit in KMU oft höher ist als in Großunternehmen. Dies sind günstige Voraussetzungen für eine Lean-Kultur, die auf Vertrauen und kontinuierlicher Verbesserung basiert.
Besonderes Augenmerk legte Katharina Wörmann auf das von ihr entwickelte Modell. Es basiert auf dem PDCA-Zyklus, erweitert ihn jedoch um eine vorgelagerte Vorbereitungsphase. Zunächst sollen Unternehmen analysieren, ob Lean zu ihrer Situation passt, und gemeinsam mit Mitarbeitern die Entscheidung treffen, ob sie es einführen wollen. Danach folgt die Planungsphase mit Zieldefinition und Vision. In der Umsetzungsphase werden Strategien operativ umgesetzt, begleitet von Schulungen. Anschließend erfolgt die Überprüfung der Ergebnisse durch Soll-Ist-Vergleiche sowie Befragungen von Mitarbeitern und Kunden. Abschließend werden Standards festgelegt oder Anpassungen vorgenommen, bevor der Kreislauf von Neuem beginnt.
Das Modell versteht Katharina Wörmann nicht als starres Kochrezept, sondern als flexible Orientierung, die jedes Unternehmen anpassen muss. Für sie ist es ein erster Ansatz, um Unternehmen eine Richtung zu geben, ohne ihre Eigenverantwortung zu nehmen. Götz Müller betont, dass gerade diese Flexibilität ein Vorteil ist, weil frühere Lean-Ansätze zu sehr nach starren Vorgaben gehandhabt wurden.
Zum Abschluss fasst Katharina Wörmann ihre wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Lean Management ist für KMU nicht nur geeignet, sondern passt in vieler Hinsicht besonders gut. Trotzdem gibt es Hindernisse, vor allem beim Thema Ressourcen und Wissen. Positiv sind die engen Beziehungen innerhalb der Unternehmen und zu den Kunden. Ihr Modell soll helfen, den Einstieg zu strukturieren und typische Fallstricke zu vermeiden.
Für Katharina Wörmann war die Arbeit ein wertvoller Einstieg in die Forschung. Sie sieht großen weiteren Forschungsbedarf, insbesondere in der praktischen Erprobung von Modellen zur Lean-Einführung in KMU.
Götz Müller bedankt sich am Ende für die spannenden Einblicke und betont, dass Katharina Wörmann mit ihrer Arbeit einen wichtigen ersten Schritt in einem bislang wenig erforschten Feld gemacht hat.
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Gesprächspartner in dieser Ausgabe von #JanineFragtNach ist Franziska Gütle, Smart Operations & Lean Managerin bei Atlas Copco IAS.



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