Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 6)

Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 6)

Im 5. Teil unserer Reihe gingen wir auf die Bedeutung standardisierter Arbeit ein. Nun schauen wir im 6. Teil darauf, wie eine offene Fehlerkultur auf die Qualitätssicherung einzahlt.

#LeanGreen #GreenIndustry
Podcast, 07. August 2023 um 04:30 Uhr in LeanGreen & Green Industry von Daniela Röcker


Diesen Artikel hören – 4:56 Minuten

Das 6. Lean-Management-Prinzip nach Jeffrey K. Liker besagt:

"Entwickeln Sie eine Kultur der Produktionsunterbrechung, um Abweichungen vom Standard zu identifizieren und eine arbeitsbereichsinterne Qualitätssicherung zu gewährleisten."

Dieses Prinzip bezieht sich auf die Bedeutung, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Mitarbeiter in der Lage sind, den Produktionsablauf zu unterbrechen, um mögliche Abweichungen von den festgelegten Standards zu erkennen und zu beheben.

Der Kerngedanke hinter diesem Prinzip ist, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der ständigen Verbesserung zu fördern. Es ermutigt Mitarbeiter, proaktiv nach Anomalien oder Abweichungen zu suchen und diese zu melden, um eine schnelle Problemlösung zu ermöglichen. Die Produktionsunterbrechung bezieht sich nicht darauf, die gesamte Produktion anzuhalten, sondern darauf, dass Mitarbeiter die Befugnis haben, den Prozess zu unterbrechen, um Qualitätsprobleme zu identifizieren und zu beheben.

Die Umsetzung dieses Prinzips ist eng mit einer arbeitsbereichsinternen Qualitätssicherung (Jidoka) verbunden. Mitarbeiter werden befähigt, ihre Arbeit zu überwachen und sicherzustellen, dass die festgelegten Standards eingehalten werden. Durch die Förderung einer Kultur, in der Abweichungen erkannt und behoben werden können, wird die Qualitätssicherung auf einer operativen Ebene gestärkt. Dies führt letztendlich zu einer höheren Produktqualität und Kundenzufriedenheit.

Der oben genannte Begriff Jidoka, ist einer der Grundsteine im Toyota Produktionssystem und steht für autonomes oder automatisiertes Stoppen von Produktionsabläufen bei auftretenden Anomalien oder Abweichungen. Es ist ein Prinzip, das darauf abzielt, Probleme in der Produktion frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, dass fehlerhafte Produkte oder Dienstleistungen den Kunden erreichen.

Alex Warren, ehem. Executive Vice President von Toyota Motor Manufacturing, Kentucky, dazu:

“Wir statten die Maschinen mit einer Vorrichtung aus, die Anomalitäten aufspürt und die Maschine ggfs. unverzüglich anhalten läßt. Und wir autorisieren die Mitarbeiter, einen Knopf zu drücken oder ein Seil zu ziehen – das sogenannte ‚Andon-Seil‘, womit u.U. unsere gesamte Montagelinie angehalten wird. Jedes Teammitglied hat die Verantwortung, die Montagelinie anzuhalten, wenn es eine Abweichung vom Standard feststellt. Auf diese Weise legen wir die Verantwortung für die Qualität in die Hände unserer Teammitglieder. Sie sind sich der Verantwortung und der damit einhergehenden Macht bewusst. Sie kennen ihre eigene Bedeutung.“

In Bezug auf Nachhaltigkeit gibt es mehrere Zusammenhänge mit diesem Prinzip. Durch die Identifizierung und Behebung von Abweichungen wird Verschwendung reduziert, was zu einer effizienteren Ressourcennutzung führt. Die Kultur der Produktionsunterbrechung fördert auch die Fehlerprävention und trägt dazu bei, dass Fehler nicht in die nächste Phase des Produktionsprozesses gelangen. Dadurch werden Ausschuss und Nacharbeit minimiert, was wiederum zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs beiträgt. Gleichzeitig trägt diese Kultur dazu bei, eine offene Fehlerkultur zu etablieren. Liker ergänzt dazu:

 „Verankern Sie in Ihrer Unternehmenskultur schonungslose Offenheit über Schwächen im System und nutzen Sie Abweichungen vom Standard als Daten für Verbesserungsinitiativen.“

Darüber hinaus ermöglicht die Kultur der Produktionsunterbrechung ein frühzeitiges Erkennen von Qualitätsproblemen, was dazu beitragen kann, potenziell gefährliche Situationen oder fehlerhafte Produkte zu vermeiden. Dies hat Auswirkungen auf die Sicherheit der Mitarbeiter, Kunden und Umwelt.

Grundsätzlich kann das 6. Lean-Management-Prinzip dazu beitragen, eine nachhaltige Arbeitskultur zu schaffen, die auf kontinuierliche Verbesserung, offene Fehlerkultur und effiziente Ressourcennutzung abzielt. Indem Mitarbeiter ermächtigt werden, Abweichungen zu identifizieren und zu beheben, wird eine Grundlage für eine langfristig erfolgreiche und nachhaltige Organisation gelegt. 

Diskutiere mit uns und tausche Dich mit anderen dazu auf der LeanGreen am 25. und 26. Oktober 2023 in Mannheim aus.

Lies' weiter in Teil 7 unserer Artikelreihe "Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun?" oder geh' nochmal zurück zu Teil 5.



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