Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 12)

Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 12)

Das 12. Prinzip nach Liker besagt, dass Unternehmen kontinuierlich Herausforderungen und Probleme identifizieren, Pläne erstellen, um diese anzugehen, Maßnahmen umsetzen, die Ergebnisse überprüfen und daraus lernen sollten. Durch genaue Beobachtung und die Anwendung des PDCA-Zyklus können Organisationen kontinuierlich ihre Prozesse und Aktivitäten verbessern, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Hat das etwas mit Nachhaltigkeit zu tun?

#LeanGreen #GreenIndustry
30. Oktober 2023 um 04:30 Uhr in LeanGreen & Green Industry von Daniela Röcker


Das 12. LeanManagement-Prinzip nach Liker lautet:

"Mit genauer Beobachtung und iterativen Lernprozessen (PDCA) jede Herausforderung erfolgreich bewältigen."

Dieses Prinzip bezieht sich auf den PDCA-Zyklus, der für Plan-Do-Check-Act steht und ein wichtiger Bestandteil des Lean-Managements ist.

In Bezug auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit - Ökologie, Ökonomie und Soziales - kann das 12. LeanManagement-Prinzip wie folgt interpretiert werden:

  • Ökologie: Durch genaue Beobachtung und iterative Lernprozesse können Unternehmen Umweltauswirkungen erkennen und Maßnahmen ergreifen, um diese zu minimieren. Zum Beispiel können durch die Identifizierung von Verschwendungen und ineffizienten Prozessen Ressourcen eingespart und Umweltbelastungen reduziert werden.
  • Ökonomie: Durch die Anwendung des PDCA-Zyklus können Unternehmen kontinuierlich ihre betrieblichen Abläufe verbessern, Verschwendungen reduzieren und effizientere Prozesse entwickeln. Dies kann zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Wirtschaftlichkeit führen. Darüber hinaus ermöglicht die genaue Beobachtung und das iterative Lernen eine bessere Identifizierung von Markttrends und Kundenbedürfnissen, was zu wettbewerbsfähigeren Produkten und Dienstleistungen führen kann.
  • Soziales: Das Prinzip der genauen Beobachtung und iterativen Lernprozesse kann auch auf soziale Aspekte angewendet werden. Durch die Einbeziehung der Mitarbeiter und ihre aktive Teilnahme an Verbesserungsprozessen können Arbeitsbedingungen und -prozesse optimiert werden. Dies kann zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, besseren Arbeitsplatzbedingungen und einer positiven Arbeitskultur beitragen.

Das 12. Prinzip im Kontext „Lernende Organisation“

Die lernende Organisation ist ein Konzept aus der Organisationsentwicklung (siehe Peter M. Senge, The Fifth Discipline), das darauf abzielt, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Entwicklung in einer Organisation zu schaffen. Es beinhaltet die Fähigkeit, Veränderungen zu erkennen, Wissen zu erwerben, es zu teilen und auf der Grundlage dieses Wissens innovative Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln.

Das oben genannte Prinzip des genauen Beobachtens und iterativen Lernens passt gut in den Kontext der lernenden Organisation. Es betont die Notwendigkeit, genau hinzuschauen, um Herausforderungen zu identifizieren, und dann den PDCA-Zyklus anzuwenden, um durch Versuch und Irrtum zu lernen und kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen.

Im Zusammenhang mit dem Aspekt Soziales im Konzept der Nachhaltigkeit bedeutet dies, dass die lernende Organisation auch die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Dies beinhaltet die Einbeziehung der Mitarbeiter und die Schaffung einer Kultur des offenen Dialogs, des Lernens und des Engagements. Durch genaue Beobachtung und Lernprozesse können organisatorische Herausforderungen identifiziert werden, die die Mitarbeiter betreffen, wie beispielsweise unzureichende Kommunikation, mangelnde Zusammenarbeit oder fehlende Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung.

Durch die Anwendung des PDCA-Zyklus und den Fokus auf soziale Aspekte können lernende Organisationen Verbesserungen in diesen Bereichen erzielen. Das Prinzip der genauen Beobachtung und iterativen Lernprozesse unterstützt die Organisation dabei, die Bedürfnisse und Anliegen der Mitarbeiter zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen, um eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung zu schaffen. Dies kann zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit, zur Förderung von Teamarbeit und zur Entwicklung einer lernenden Kultur beitragen.

Insgesamt trägt die lernende Organisation, basierend auf dem Prinzip des genauen Beobachtens und iterativen Lernens, dazu bei, die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit zu stärken, indem sie eine organisatorische Umgebung fördert, in der Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können und positive soziale Beziehungen gefördert werden.

PDCA-Zyklus und Life-Cycle-Assessment (LCA) 

Im Kontext Nachhaltigkeit kann es sinnvoll sein, PDCA-Zyklen mit der sogenannten Lebenszyklusanalyse eines Produktes zu kombinieren: 

Plan: In dieser Phase des PDCA-Zyklus wird der gesamte Lebenszyklus eines Produkts betrachtet – von der Herstellung bis zur Entsorgung, bzw. kreislauffähigen Wiederverwendung. Dies kann sowohl für bestehende Produkte als auch für neue Produkte gelten und schließt die Betrachtung von Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit ein. Jede Phase einschließlich der vor- und nachgelagerten Lieferketten wird auf ihre Umweltauswirkungen geprüft. 

Do: Aus den Erkenntnissen der Planungsphase werden Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse identifiziert und umgesetzt, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Dies schließt den Einsatz umweltfreundlicherer Materialien und Produktionsverfahren ein. 

Check: An dieser Stelle werden die Auswirkungen der Maßnahmen überwacht und bewertet sowie erforderliche Anpassungen identifiziert. 

Act: Basierend auf den Ergebnissen der Überprüfung werden Maßnahmen zur Verbesserung und Optimierung umgesetzt. 

In weiteren iterativen Zyklen könnte so langfristig erreicht werden, dass Materialkreisläufe geschlossen sowie verschwendungsfrei und emissionsfrei produziert werden kann.

Im Kontext Materialkreisläufe kommt auch der Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Produkten eine besondere Bedeutung zu. Auch das Thema Remanufacturing spielt hier hinein - lies' hier ergänzend dazu das Interview mit Christian Schulz von Neolog zu Remanufacturing.

Digitalisierung und KI als Hilfe

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Digitalisierung für Nachhaltigkeitsziele sehr hilfreich sein kann: Mit Hilfe von Simulationen und digitalen Zwillingen lassen sich vielfältige Nachhaltigkeitsszenarien für Produkte durchspielen, ohne dass reale Ressourcen gebunden und ggfs. verschwendet werden. Die Weiterentwicklung von KI könnte sicherlich künftig auch in diesem Bereich Vorteile bringen – sinnvollerweise mit einem deutlich reduzierten Energiehunger im Vergleich zu derzeitigen KI-Anwendungen.

Last but not least: eine nachhaltige Unternehmenskultur des offenen Dialogs, des Lernens und des Engagements, wie oben in der Lernenden Organisation beschrieben, ist die beste Voraussetzung für nachhaltige PDCA-Zyklen.

 

Lies' weiter in Teil 13 unserer Artikelreihe "Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun?" welcher am 6. November erscheint oder geh' nochmal zurück zu Teil 11.



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