Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun? (Teil 14)
Der letzte Teil der 14-teiligen Serie "Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun" beschäftigt sich wieder mit dem übergeordneten Gedanken, der Philosophie, die Lean Management ausmacht.
Das 14. Managementprinzip im 4P-Modell von Jeffrey Liker lautet:
„Der Weg in die Zukunft führt über Lernprozesse auf der Grundlage einer wagemutigen Strategie, einiger großer Sprünge und vieler kleiner Schritte.“
Dieser Satz hat mehrere wichtige Bedeutungsaspekte:
- Kontinuierliche Lernprozesse: Dies betont die Wichtigkeit des Lernens und der Anpassung in einer sich ständig verändernden Geschäftsumgebung. Unternehmen müssen offen sein für neue Informationen, Technologien und Ideen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
- Mutige Strategie: Eine mutige Strategie beinhaltet die Bereitschaft, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten. Dies bedeutet, dass Unternehmen nicht nur auf bewährte Methoden setzen sollten, sondern auch bereit sein sollten, innovative Ansätze zu verfolgen.
- Große Sprünge: Große Sprünge können bahnbrechende Innovationen, strategische Übernahmen oder bedeutende Veränderungen in der Geschäftsstruktur bedeuten. Sie sind in der Regel mit höheren Risiken verbunden, bieten jedoch auch die Möglichkeit für erhebliche Belohnungen.
- Viele kleine Schritte: Kleine Schritte beziehen sich auf kontinuierliche Verbesserungen, die schrittweise über die Zeit gemacht werden. Diese inkrementellen Änderungen sind oft einfacher umzusetzen und können langfristig zu erheblichen Verbesserungen führen.
In Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften lässt sich dieses Prinzip auf folgende Weise interpretieren:
- Lernprozesse im Kontext der Nachhaltigkeit: Unternehmen sollten kontinuierlich lernen, wie sie ihre Geschäftspraktiken nachhaltiger gestalten können. Dies erfordert die Aufnahme von Umwelt- und Sozialüberlegungen in die Geschäftsstrategie und die laufende Anpassung an veränderte Anforderungen und Erwartungen von Stakeholdern.
- Mutige Nachhaltigkeitsstrategien: Eine mutige Nachhaltigkeitsstrategie kann bedeuten, dass ein Unternehmen sich ehrgeizige Ziele setzt, wie beispielsweise die Reduzierung seiner CO2-Emissionen um 80% bis 2030. Es könnte auch die Einführung neuer zirkulärer Produkte oder nachhaltiger Dienstleistungen beinhalten, die den Markt langfristig transformieren.
- Große Sprünge in Richtung Nachhaltigkeit: Unternehmen könnten in erneuerbare Energien investieren, um ihren ökologischen Fußabdruck drastisch zu reduzieren, oder sie könnten sich in Richtung Kreislaufwirtschaft bewegen, indem sie Abfall minimieren und Ressourcen effizienter nutzen oder vollständig auf Abfall verzichten, indem wie beim Prinzip Cradle-to-Cradle Abfall als Nährstoff verstanden wird.
- Viele kleine Schritte zur Nachhaltigkeit: Kleine Schritte könnten die schrittweise Verbesserung der Energieeffizienz von Produktionsprozessen, die Reduzierung von Abfall oder die Förderung nachhaltiger Lieferkettenpraktiken sein.
Insgesamt betont dieses Prinzip die Notwendigkeit, in Bezug auf Nachhaltigkeit sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele zu verfolgen, wobei die Betonung auf kontinuierlichem Lernen und Anpassen liegt, um den Weg in die Zukunft zu ebnen und langfristigen Erfolg zu sichern. Auch im 14. Prinzip wird wieder die lernende Organisation thematisiert, nicht die Gewinnmaximierung um den Preis der Ausbeutung aller Ressourcen.
Eine lernende Organisation kann Innovationen auf verschiedene Weisen unterstützen, da sie auf die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung an Veränderungen ausgerichtet ist. Hier sind einige Wege, wie eine lernende Organisation Innovationen fördern kann:
- Wissensaustausch und -erwerb: In einer lernenden Organisation wird Wissen aktiv erworben und zwischen den Mitarbeitern geteilt. Dies ermöglicht einen umfassenden Wissensaustausch und die Möglichkeit, von verschiedenen Erfahrungen und Blickwinkeln zu lernen. Innovationen werden oft durch das Zusammenführen unterschiedlicher Ideen und Perspektiven angeregt.
- Experimente und Risikobereitschaft: Lernende Organisationen ermutigen ihre Mitarbeiter, neue Ideen auszuprobieren und Risiken einzugehen. Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, fördert die Experimentierfreude und kann zu innovativen Lösungen führen – Voraussetzung ist eine positive Fehlerkultur ohne Sanktionen.
- Offene Kommunikation: Offene und transparente Kommunikation fördert den Informationsaustausch und die Diskussion von Ideen. Mitarbeiter fühlen sich ermutigt, ihre Gedanken und Vorschläge zu teilen, was die Innovationskultur stärkt.
- Lernende Führung: Führungskräfte in lernenden Organisationen sind oft bereit, neue Ideen zu unterstützen und Veränderungen zu fördern. Sie setzen sich für eine Kultur ein, in der Innovationen geschätzt und gefördert werden.
- Lernprozesse: Lernende Organisationen etablieren kontinuierliche Lernprozesse, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter über die neuesten Entwicklungen in ihren jeweiligen Bereichen informiert sind. Dieses Wissen kann als Grundlage für innovative Ideen dienen.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Lernende Organisationen sind in der Regel flexibel und anpassungsfähig, was es ihnen ermöglicht, auf sich verändernde Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren. Diese Anpassungsfähigkeit kann die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse erleichtern.
- Werte und Ziele: Eine lernende Organisation kann Werte und Ziele fördern, die Innovation unterstützen. Die Organisation kann beispielsweise Innovation als Teil ihrer Unternehmenskultur und langfristigen strategischen Ziele festlegen.
- Entwicklung von Fähigkeiten: Lernende Organisationen investieren oft in die Entwicklung der Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass sie über die erforderlichen Fertigkeiten und Kenntnisse verfügen, um innovative Ideen umzusetzen.
- Vertrauen: ein Arbeitsumfeld, welches zur Ideenentwicklung und zum mutigen Experimentieren auffordert und in dem Fehler als Chance begriffen werden, bietet den Raum, in dem Vertrauen entstehen kann. Ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, ist vielleicht das Wertvollste und Nachhaltigste im Kontext Soziales, das ein Unternehmen erreichen kann.
Insgesamt fördert eine lernende Organisation eine Umgebung, in der Innovation als wesentlicher Bestandteil des Geschäftsbetriebs angesehen wird. Dies trägt dazu bei, dass Ideen kontinuierlich generiert, getestet und umgesetzt werden, was wiederum die Fähigkeit des Unternehmens stärkt, in einem sich ständig verändernden Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltiges Wachstum zu erzielen.
Mit diesem Artikel endet die Reihe „Was hat Lean mit Nachhaltigkeit zu tun?“ Du kannst gerne nochmal zurück zum letzten Artikel springen oder auch von vorne anfangen.
Viel Spaß und Erfolg auf Deinem weiteren Weg mit Lean und Nachhaltigkeit!
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