Quadratische Melonen – natürlich keine Idee aus Deutschland!
Runde Sachen haben die Eigenschaft, dass sie sich eher schwer verpacken lassen und unverpackt rollen runde Melonen nun mal gerne – beispielsweise in ihrem Kofferraum – herum und werden, wenn nicht richtig „verzurrt“, beschädigt, was natürlich auch die Qualität beeinflusst. Der Kunde lässt die herumgerollte Melone links liegen und der Erzeuger bleibt im schlimmsten Fall auf seinen Melonen sitzen, mindestens aber muss der Erzeuger akzeptieren, dass sein Abnehmer weniger pro Melone zahlen wird.
Die runde Melone ist, so gesehen, also ein ideales Beispiel für Verbesserungsarbeit. Doch nicht wir in dem viel beschworenen innovativen Deutschland haben uns dem Problem angenommen, sondern wieder einmal waren es die Japaner. Möglicherweise werden Sie jetzt sagen: „Deutschland ist ja nun auch keine MelonenExportNation!“ Ich bin damit einverstanden und möchte doch dieses Beispiel nutzen, um die Frage zu stellen, warum wir uns in Deutschland so schwer tun mit der Veränderung und damit mit der Verbesserung von „Dingen“.
Es kommt mir so vor, also ob wir denken, dass unser Weg Prozesse zu verändern, der Beste ist. Johann Anders hat es in seinem Podcast vom 22. Dezember 2015 wie folgt ausgedrückt: „Wir glauben mit ein bisschen Kanban und 5S am Arbeitsplatz […] wären wir schon LEAN“.
Aus meiner Erfahrung kann ich dieser Aussage gänzlich zustimmen und gehe noch einen Schritt weiter. Denn ich glaube zudem, dass wir ganz grundsätzlich dazu neigen – insbesondere in den Führungsetagen – Probleme auf die lange Bank zu schieben. Wir diskutieren tagelang, ohne dass das eigentliche Problem überhaupt verstanden wurde und meistens doktern wir nur an den Symptomen, statt nach der wirklichen Ursache zu suchen. Holt uns dann irgendwann die Realität ein, machen wir lieber weiter so und die Augen zu.
Verbesserungen erfolgt in täglichen kleinen Schritten, das wissen Sie, das ist so klar, wie die Phrase „Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut“ bekannt ist.
Beispielsweise sind Hochleistungssportler in der Leichtathletik ebenfalls nicht als Medaillengewinner auf die Welt gekommen, sondern haben wie Sie als Kind einmal laufen gelernt und durch tägliches Training ihre Leistung immer wieder verbessert.
Es kommt mir so vor, als ob wir immer „jetzt und sofort“ die perfekte Lösung haben wollen. Dabei sind es gerade die einfachen Ideen, welche eine Wirkung erzeugen. Das Beispiel mit der quadratischen Melone zeigt meiner Meinung nach, wo wir uns in Deutschland manchmal selbst im Weg stehen. Wir sind so sehr daran gewöhnt, dass Melonen rund sind und unterschiedliche Größen haben, dass wir überhaupt nicht mehr kreativ werden können. Nehmen Sie daher bitte das MelonenBeispiel und übertragen Sie dieses auf einen beliebigen Prozess in ihrem Unternehmen. Ich bin mir sicher, auch bei Ihnen im Unternehmen gibt es einen Prozess, der sich von „rund“ auf „quadratisch“ umstellen ließe.
Haben wir Angst vor Verbesserungen, Veränderungen? Ist es die tiefsitzende Angst, auch gerade in diesem Kontext Fehler zu machen? Wenn das so ist, so müssen (wir) Führungskräfte etwas dagegen unternehmen. Der erste Schritt dazu ist, dass wir eigene Fehler offen eingestehen und zulassen, dass experimentiert wir. Natürlich werden Ihnen und Ihren Mitarbeitern Fehler unterlaufen und sie werden ganz bestimmt auch Rückschläge erleiden. Möglicherweise hilft es Ihnen jedoch, wenn Sie davon ausgehen, dass der aktuelle Zustand ihrer Prozesse der schlechtest mögliche ist. Denn vielleicht entwickeln Sie aufgrund dieser Ausgangsbasis ja dann eine für Sie passende, sechseckige Melone.
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