Methode vs. Muster

Methode vs. Muster

Beim TWI Masters Meetup, das im Vorfeld des TWI-Summits 2021 stattfand, wurde von einem Teilnehmer ein interessanter Vergleich zwischen Methode und Muster (method vs. pattern) angestellt. Im Lean-Kontext gibt es eine anhaltende Diskussion darüber, dass Lean viel mehr als nur eine Sammlung von Methoden ist und nicht darauf reduziert werden darf.

31. Mai 2024 um 08:30 Uhr von Götz Müller
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Der Teilnehmer wies darauf hin, dass die Methoden und ihre Anwendung zwar wichtig sind, aber die daraus resultierenden Muster noch wichtiger sind. Diese Muster sind als Handlungsmuster zu verstehen.

Diese Handlungsmuster, bezogen auf die Kernthemen des TWI Meetups und speziell auf die JR Self Correction (Job Relations – Arbeitsbeziehungen), wurden thematisiert. Es ging darum, wie im JR-Kontext Regularien bestehen oder geschaffen werden können, die die Anwendung der Vier-Schritte-Methode fördern oder einfordern.

Obwohl hier nur ein kleiner Ausschnitt von TWI betrachtet wurde, lässt sich der Grundgedanke der Muster bzw. Handlungsmuster meiner Meinung nach auf viele andere Lean-Aspekte übertragen. Letztlich ist dies auch das Prinzip, das der Toyota Kata mit den beiden Teil-Katas (Verbesserung & Coaching) zugrunde liegt.

An diesem Punkt begegnen sich Muster und Methoden. Letztere beschreiben die vielen kleinen Elemente, die zu den Handlungsmustern führen. Die Mitwirkung der Führungskräfte an den unterschiedlichsten Stellen ist dabei entscheidend. Hier einige Beispiele, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Teilnahme der Führungskräfte an den (Trainings-)Maßnahmen
  • Ständiges Mitführen der TWI-Methodenkarten
  • Nutzung von Checklisten (bspw. bei den LPA, 5S, …)
  • 5S
  • LPA
  • Shopfloor Management
  • A3 Management

Es ist wichtig, dass nicht nur stumpf auf den inhaltlichen Aspekten der Methoden bestanden wird (weder bei der Vermittlung im Rahmen von Trainings noch bei der Bewertung des Einsatzes), sondern dass allen Beteiligten auch das zugrunde liegende Warum vermittelt wird. Dies ist bei den Job Instructions ein zentrales Element der Arbeitsaufschlüsselungen und wird in die Lernkontrolle (auch des Lehrers!) einbezogen. Natürlich „kostet“ das zusätzliche Zeit, die aber gut investiert ist und sich langfristig auszahlt.

Ebenso wichtig ist die vollständige Durchdringung der Organisation, insbesondere über alle Ebenen hinweg. Um ein gemeinsames Verständnis und sich gegenseitig verstärkende Handlungsmuster zu schaffen, muss die Selbstkorrektur integriert werden. Diese muss immer auch ein Stück weit von außerhalb des Systems kommen, wobei die Grenzen dynamisch angepasst werden können.

Die oben aufgelisteten Elemente übernehmen auch Aspekte dieser Selbstkontrolle, indem sie als Auslöser dienen. Damit schließen sie den Kreis zu den Auslösern von Routinen, wie sie BJ Fogg in seinem Buch „Tiny Habits“ beschreibt.

Im Bezug zum Titel des Artikels geht es also nicht um Methoden oder Muster, sondern um Methoden UND Muster in einer sowohl-als-auch-Form. Methoden werden keinen Bestand haben und Wirkung zeigen, wenn sie nicht durch Muster unterstützt werden. Andererseits sind die Methoden ein Teil davon, eben diese Muster auszubilden. Beides kann nur bleibend geschehen, wenn das notwendige Bewusstsein für diese Abhängigkeiten vorhanden ist, bzw. geschaffen, kontinuierlich gepflegt und ggf. angepasst wird.

Ein Weg, dies zu erreichen, können die Layered Process Audits sein, die inhaltlich universell an alle Gegebenheiten angepasst werden können und die Dualität aus Methode und Muster in sich tragen.



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