
Agilität in der Strategiearbeit – ein unterschätztes Potenzial?
Agilität hat in vielen Unternehmen einen schlechten Ruf. Zu oft wurde sie falsch verstanden, inkonsequent eingeführt oder als blosses Buzzword genutzt. In manchen Organisationen wagt man es kaum noch, den Begriff in den Mund zu nehmen. Dabei ist Agilität weit wirksamer, als ihr Ruf vermuten lässt – vorausgesetzt, sie wird auf einer soliden Grundlage angewendet. Doch was bedeutet Agilität in der Strategiearbeit eigentlich? Um dies zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Ursprünge des agilen Denkens: das Agile Manifest. Ursprünglich 2001 von 17 Softwareentwicklern verfasst, sollte es eine effizientere, flexiblere Herangehensweise an die Softwareentwicklung ermöglichen. Die Prinzipien, die damals aufgestellt wurden, lassen sich jedoch auch hervorragend auf die strategische Arbeit übertragen.
Die vier zentralen Werte des agilen Manifests in der Strategiearbeit
Wer agil arbeiten möchte, benötigt nicht nur Methoden, sondern auch ein tiefes Verständnis für die zugrunde liegenden Werte. Diese vier Grundprinzipien des agilen Manifests habe ich auf die Strategiearbeit übertragen:
- Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge
Strategiearbeit ist keine rein mechanische Aufgabe. Sie wird von Menschen gestaltet und lebt von Austausch, Diskussion und Dynamik. Kommunikation und Zusammenarbeit sind wichtiger als starre Abläufe oder komplexe Tools. - Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen
Strategie entsteht nicht im Elfenbeinturm, sondern in engem Austausch mit Kunden und Partnern. Ein iterativer, dialogorientierter Prozess verhindert Missverständnisse und macht es möglich, schneller auf Veränderungen zu reagieren. - Funktionierende Strategie über umfangreiche Dokumentation
Papier ist geduldig – eine Strategie muss jedoch in der Praxis funktionieren. Statt seitenlangen Konzepten sind umsetzbare, greifbare Massnahmen entscheidend. Dokumentation dient der Unterstützung, darf aber nie den Fortschritt ausbremsen. - Reagieren auf Veränderungen über das Befolgen eines Plans
Die Welt verändert sich ständig – und mit ihr die Anforderungen an Unternehmen und Strategien. Agilität bedeutet, flexibel zu bleiben, sich neuen Gegebenheiten anzupassen und nicht an einem starren Plan festzuhalten.
Die zwölf agilen Prinzipien für eine dynamikrobuste Strategie
Neben den vier Grundwerten umfasst das agile Manifest ausserdem zwölf Prinzipien, die ich ebenfalls an die Strategiearbeit angepasst habe:
- Fokus auf Kundenzufriedenheit – Eine Strategie sollte frühzeitig und kontinuierlich wertvolle Lösungen liefern.
- Offenheit für Veränderungen – Auch späte Kursänderungen sind willkommen, wenn sie den langfristigen Erfolg verbessern.
- Kurze Feedback-Schleifen – Strategische Entscheidungen sollten in kurzen Zyklen überprüft und angepasst werden.
- Direkter Austausch zwischen strategischen Köpfen und operativen Einheiten – Kommunikation zwischen den Beteiligten ist essenziell.
- Motivierte Teams in der richtigen Umgebung – Strategien sind nur so gut wie die Menschen, die sie umsetzen.
- Persönliche Kommunikation über schriftliche Anweisungen – Direkter Austausch sorgt für Klarheit und Effizienz.
- Messbare Fortschritte durch funktionierende Strategie – Der Erfolg einer Strategie zeigt sich in ihrer Wirksamkeit, nicht in ihrem Umfang.
- Nachhaltige Entwicklung – Strategiearbeit sollte in einem Tempo erfolgen, das dauerhaft durchgehalten werden kann.
- Exzellenz in Methoden und Design – Hochwertige, durchdachte strategische Konzepte sorgen für mehr Flexibilität.
- Einfachheit bewahren – Die Kunst des Weglassens erhöht die Wirksamkeit strategischer Massnahmen.
- Selbstorganisierte Teams erzielen bessere Ergebnisse – Verantwortung sollte dezentralisiert werden.
- Kontinuierliche Reflexion und Anpassung – Regelmässige Reviews und Anpassungen sind der Schlüssel zur Verbesserung.
Agilität als neue Denkweise in der Strategiearbeit
Ich bin überzeugt: Agilität ist weit mehr als ein Methodenbaukasten – sie ist eine Denkweise, die Organisationen reaktionsfähiger, effizienter und kundenorientierter macht. Anstatt sich auf starre Pläne zu verlassen, stehen Zusammenarbeit, schnelle Ergebnisse und kontinuierliche Anpassung im Mittelpunkt.
Für eine dynamikrobuste Strategiearbeit bedeutet das: Wir sollten nicht in langwierigen Planungsprozessen verharren, sondern schneller Ergebnisse liefern, Feedback aktiv einholen und kontinuierlich auf Veränderungen reagieren. Denn eine Strategie ist immer nur so gut, wie ihre Umsetzung in der Realität.
In meinem Buch: «Der dynamikrobuste Strategieprozess: Strategiearbeit für unsichere Zeiten» erhaltet ihr viele Impulse, wie Unternehmen flexibel bleiben, indem sie dynamische Strategien entwickeln, die sich schnell anpassen lassen.
Weitere Inhalte
Kennst Du schon LeanGreen?
-
Mit LeanManagement zu mehr Nachhaltigkeit
-
praxisorientiertes Event plus Wissenschaft, Medien und Politik
-
Impulse für Deine Nachhaltigkeitsstrategie
Weitere Inhalte auf LeanPublishing

Agilität wird gefordert, aber …
Und wieder geht es um die Megatrends: Komplexität, Globalisierung, Demografie und der entsprechenden Fähigkeit, dem agilen Management, um diese Herausforderungen erfolgsversprechend zu meistern.

Effektive Strategien für unsichere Zeiten
Roman P. Büchler zeigt, wie Strategiearbeit als Denkprozess Unternehmen zukunftsfähig macht – weit über Checklisten hinaus.

Strategien im Wandel – Dynamikrobustheit als Erfolgsfaktor
Veränderungen und Unsicherheiten prägen zunehmend den Alltag vieler Unternehmen. Die zentrale Frage lautet: Wie bleiben Organisationen erfolgreich, wenn die Zukunft unvorhersehbar ist? Starre …

Die Liebe in Zeiten wie diesen - Folge 86
Menschen unterscheiden sich von Tieren dadurch, dass sie lieben können oder könnten. Jedenfalls wäre damit schon ein wesentlicher Teil dessen beschrieben, was Menschen, eben die Menschlichkeit …
Kommentare
Bisher hat niemand einen Kommentar hinterlassen.
Kommentar schreiben
Melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen.
Teilen