Lean & Green - Den Industriestandort Deutschland nachhaltig stärken
Lean & Green gilt als innovativer Ansatz um den heutigen Anforderungen zu Nachhaltigkeit, Kostendruck und Qualität gerecht zu werden. Ob der Ansatz wirklich hält, was er verspricht?
In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit, Klimawandel und komplexen Lieferketten geprägt ist, gewinnt nachhaltiges Wirtschaften an Bedeutung. Die Europäische Union hebt das mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hervor, die viele Unternehmen auch in Deutschland ab 2025* zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet.
Lean & Green bietet einen innovativen Ansatz, um Nachhaltigkeit und Effizienz in der Produktion zu vereinen. Die bereits weitläufig erprobten Lean-Prinzipien bieten hierbei eine fundierte Basis, um Nachhaltigkeit zu operationalisieren, kosteneffizient umzusetzen und vollumfänglich in der Unternehmenskultur zu verankern.
Während der Fokus von Lean auf der Reduzierung von Verschwendung und der Optimierung von Prozesse liegt, wird Nachhaltigkeit an der Schonung von Ressourcen und der Reduzierung von Umweltbelastungen gemessen. Ob in Euro oder CO2 Äquivalenten ausgedrückt - die verschiedenen Blickwinkel und Messkriterien zahlen auf nahezu identische Ziele ein.
Positive Aspekte der Umsetzung eines dualen Lean & Green Ansatzes sind zudem:
- Steigende Wettbewerbsfähigkeit: Durch die Senkung von Kosten und Ressourcenverbrauch können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt verbessern.
- Verbesserte Qualität: Lean-Prinzipien führen zu einer höheren Qualität der Produkte und Dienstleistungen.
- Geringeres Risiko: Die Reduzierung von Umweltbelastungen und die Stärkung der Lieferketten-Resilienz minimieren Risiken für Unternehmen.
- Gestärkte Corporate Reputation: Nachhaltigkeit gilt als Erfolgsfaktor zur Stärkung von Beziehungen in der Supply Chain aber auch zum Endkunden (Zertifizierungen, CSR)
Ist das Konzept Lean & Green auch für Ihr Unternehmen interessant?
Generell gilt: Alle Unternehmen können Lean & Green anwenden!
Wie in den letzten Jahren bewiesen lassen sich Lean-Philosophien in nahezu allen Unternehmensformen umsetzen – neben Industrieunternehmen konnten erfolgreich Projekte im Gesundheitssektor, in der Baubranche und vielen weiteren Industriezweigen, aber auch im administrativen Bereich realisiert werden.
Und wo Lean funktioniert – funktioniert auch Lean& Green? – Ja!
Ein Einsparpotential durch Lean-Ansätze lässt sich fast immer auch in Nachhaltigkeitsindikatoren abbilden (Ausgenommen hier vielleicht das Konzept zur Just-in-time-Belieferung, dass die Bestände optimiert, dabei allerdings sicherlich die Inbound-Logistikemissionen erhöhen wird).
Der in Lean & Green dazugewonnene Nachhaltigkeitsaspekt bietet zusätzlich den Vorteil einer neuen Bewertungsdimension von Entscheidungen und Maßnahmen – aus dem magischen Dreieck wird ein Quadrat?
Besonders vorteilhaft ist das Konzept von Lean & Green dabei natürlich für Produktions- und Logistik-lastige Unternehmen, die ihre Kapazitäten und Anstrengungen für die beiden Themen bündeln wollen (und müssen). In Produzierenden Betrieben macht der Einsatz von Rohmaterial und Betriebsstoffen bis zu 45% der Produktionskosten aus, dazu kommen Energiekosten in Form von Strom, Druckluft, Hallenbelüftung und Anlagenkühlung.
Welche Beispiele aus der Praxis gibt es für Lean & Green?
Beispiele wie Lean auf Nachhaltigkeit wirken kann (und vice versa?), wo Synergien gehoben und Maßnahmen kombiniert werden können, sind schon in den grundlegendsten Lean Methoden zu finden. Bei der Einführung von 5S zur Schaffung einer effizienten, sicheren und sauberen Arbeitsumgebung können gleichzeitig unnötiges Werkzeug und Müll (Materialeinsatz), ineffiziente Prozessschritte wie Warten (Dekarbonisierung) aber auch austretende Giftstoffe und Leckagen (Umweltbelastung) identifiziert werden. 5S ermöglicht das schnelle Entdecken und Beseitigen von Schwachstellen, sowie die Befähigung von Mitarbeitern ihre eigene Wirkung auf Nachhaltigkeitskennzahlen zu quantifizieren.
Die Steigerung der OEE (Overall Equipment Effectiveness) kann die Gesamtlaufzeit der Anlagen reduzieren da die Ausbringung in weniger Schichten umgesetzt wird (verhindert auch potentielle Wochenendarbeit), eine verbesserte Qualität erhöht die Ressourceneffizienz und reduziert die Nacharbeit – das kann wiederum als Energie-Einsparpotential dargestellt werden. Ähnlich kann auch die verwandte OLE (Overall Labour Effectiveness) in CO2 Äquivalente umgerechnet werden.
Wenn mittels TPM (Total Productive Maintenance) die Langlebigkeit der Anlagen erhöht wird, Bestände und Losgrößen optimiert werden und potenzielle Materialverschwendung von Ausschuss, Nacharbeit und kaputten Bauteilen verhindert werden – ist auch hier eine direkte Übersetzung in Nachhaltigkeits-Metriken möglich.
Sind noch mehr Beispiele notwendig? Schlanke Produktionen, Flussoptimierte und Logistikoptimierte Layouts, etc. - all das benötigt weniger Platz für Anlagen, Lager und Fahrwege, Stapler.... und damit weniger Energie und Material.
So lassen sich nahezu alle Lean Methoden unmittelbar oder mittelbar grün anstreichen.
Zuerst Lean oder doch besser Green? – Beides anpacken und Synergieeffekte nutzen!
Die Kombination von Lean und Green ist besonders effektiv, da sie Synergien nutzt. Lean-Methoden bilden die Grundlage für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Maßnahmen, indem sie Prozesse optimieren und Transparenz schaffen – eine Transparenz in Form von Laufzeiten, Verbräuchen und KPIs die ebenfalls im Nachhaltigkeits-Reporting, dem Monitoring und zur Erfolgsmessung genutzt werden kann. So kann der Ressourcenverbrauch, die CO2-Emission und die Abfallmenge effizient überwacht werden. Auch können „Echtzeit“-Lean KPIs aus dem Shopfloor als Frühwarnsystem für Nachhaltigkeitsinitiativen im Unternehmen agieren.
Für die maximale Wirkung und den holistischen Blick muss jeder Fall neben den klassischen Lean-Methodiken auch immer aus Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet werden – bspw. lässt sich die Materialeffizienz durch eine schlanke Produktion erhöhen ABER eine größere Wirkung auf die Dekarbonisierung (Scope1-3) hat der Wechsel des Bezugslandes der Rohstoffe (Bsp. Stahl aus Norwegen statt China). Die Einsparung von Energie durch eine OEE-Optimierung kann sich kostentechnisch bereits rechnen ABER größere Wirkung auf den Emissionsausstoß erzielt der ganzheitliche Wechsel des Unternehmens zu erneuerbaren Energien. Tritt andererseits der Fall ein, dass durch Lager und Logistikoptimierung der Bau ganzer Hallen verhindert wird - so wird hier Lean die Nase vorne haben.
Nur der duale Ansatz bildet das volle Potential ab!
Ein weiterer Vorteil des dualen Ansatzes: Die Operationalisierung von Nachhaltigkeit im Unternehmen durch Lean-Methoden ist besonders kosteneffizient, da sie auf bereits vorhandenen und erprobten Lean-Strukturen und -Maßnahmen aufbaut. Die Verknüpfung von Lean und Nachhaltigkeit verhindert punktuelle Investitionen in Nachhaltigkeitsprojekte oder gar das Scheitern von Projekten und Initiativen aufgrund fehlender Beteiligung und Hilfe von betroffenen Mitarbeitern. Langfristiger Erfolg ergibt sich durch das Umsetzen von Lean & Green als ganzheitliches Managementsystem mit systematischem Vorgehen, sowie der Verankerung in der Unternehmensphilosophie und als Einflussfaktor in der Gestaltung des Produktionssystems. Zudem lassen sich ROI-Berechnungen des Lean Management auf die Nachhaltigkeitsziele und Kennzahlen übertragen.
Wird abschließend der Faktor „Nachhaltigkeit“ in die Berechnung eines Business Case einbezogen, kann sich dieser ins positive verschieben! – das gibt Ihnen möglicherweise den nötigen Auftrieb vor Ihren Stakeholdern!
Ein nicht zu verachtender Bonus: Die erleichterte Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die durch Lean-Methoden erreichte Transparenz erleichtert die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten jeder Art, da die relevanten Daten in Teilen bereits verfügbar sind oder mit geringerem Aufwand erhoben werden können.
Die Umsetzung von Lean & Green kann final auch dabei unterstützen, Sie auf die CSRD vorzubereiten:
- L&G ermöglicht die Integration von Anforderungen der CSRD in die Maßnahmen- und Entscheidungsfindung von Lean-Initiativen (Scope, Fokus und Wirkung) und kann helfen wiederum Ziele, Indikatoren und Maßnahmen festzulegen (Einsparpotentiale qualifizieren und quantifizieren). Die notwendige Wesentlichkeitsanalyse ist nützlich zur Identifikation von Handlungsfeldern, die auch aus Lean Perspektive interessant sind.
- Die L&G Betrachtung ermöglicht die Identifikation und den Aufbau von Strukturen und Prozessen zur Datenerhebung aus beiden Disziplinen und senkt so die initialen Implementierungskosten
- L&G hilft die Analyse von Optimierungspotentialen (Hot-Spot und Verschwendungsanalysen) zu optimieren– wirkt aber auch maßgebend auf eine umsetzbare Roadmap und einen für alle Stakeholder nachvollziehbaren Ausblick in die Zukunft (Vision, Mission)
Besonders die Reporting-Kategorien ESRS E1 – ESRS E5 liegen hier im Fokus, sie decken die Umweltaspekte vom Klimawandel über die Umweltverschmutzung, die Wasser- und Meeresressourcen sowie die Biologische Vielfalt und Ökosysteme bis hin zur Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft ab. Aber auch Themengebiete aus dem Sozialbereich wie Arbeitssicherheit, Ergonomie und Mitarbeiterentwicklung können in Lean-Methodiken gefunden werden.
Wo liegt der Fokusbereich?
Ganz wichtig bei Lean & Green die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten. Während bei Lean vor allem die Verschwendung und damit Kostenpotentiale im eigenen Unternehmen interessieren, können die größten Stellhebel für Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette liegen. Die sogenannten Hot-Spots beider Betrachtungsweisen müssen hierfür zunächst gemeinsam aber auch voneinander gelöst bestimmt werden, um die wirksamsten Maßnahmen für die größten Potentiale zu finden.
Die Kombination von Lean und Green bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produktion nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Das stärkt final auch den Industriestandort Deutschland und trägt zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft bei.
Diskutieren Sie mit uns!
Welche Erfahrungen haben Sie mit Lean & Green? Alles nur Greenwashing?
Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Produktion gestalten – nachhaltig, effizient und zukunftsorientiert!
Sie haben Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns? Kontaktieren Sie uns!
https://xcellence-consulting.com
*Ab 2025 sind erstmals Unternehmen (>250 MA) von der Berichtspflicht betroffen, die bisher nicht unter die NFRD fallen – für kleine Unternehmen (<250 MA) gilt die Berichtspflicht ab 2026
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Janine Kreienbrink
Ich beschäftige mich seit Jahren damit, vom Kunden aus zu denken und interdisziplinäre Teams und interne Prozesse an den Kundenwünschen auszurichten.
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