Echte Lösungen statt #BullshitBingo

Echte Lösungen statt #BullshitBingo

Willkommen im Maschinenraum der Unternehmen. Unten im Bauch eines alten Schiffes, wo es nach Kohle, Fett, Ruß und dem Schweiß der Heizer stinkt, der sich nach über 100 Jahren Arbeit in das Stahlgerippe eingebrannt hat.
Im Gegensatz zu den modernen, jungen Start-ups des stylish-urbanen Umfelds blickt man hier auf seine eigene Geschichte zurück. Auf eine Geschichte aus Gründerzeit, dreckigen und lauten Produktionshallen, krachenden Dampframmen und zischenden Hochöfen.

#leanmagazin
24. August 2017 um 11:17 Uhr in LeanMagazin von Dr. Bodo R.V. Antonic


Aber auch die Aufbruchsstimmung des fin de siècle, das Miteinander aus Maloche und Gewerkschaftsarbeit, Taylorismus und des bisweilen ausbeutenden Manchester-Kapitalismus lässt sich förmlich riechen. Dieser Maschinenraum ist nicht schön und ästhetisch, aber er hat die Menschheit über 100 Jahre ernährt und sich weiterentwickeln lassen.

Und es entwickelte sich vieles, nicht selten auf unvorhergesehene Weise: Als etwa im 13. Jahrhundert die ersten Banken zu Florenz entstanden, organisierten sich reiche Familien, um entgegen des Zinswucherverbotes der katholischen Kirche Geld zu verleihen. Sie finanzierten Kriege, stürzten Königshäuser und bedienten zugleich vortrefflich die Habgier des Menschen sowie die Sehnsucht nach dem schnellen Geld ohne Arbeit.

Der dem Menschen eigene Wunsch nach Wohlstand sowie der Finanzbedarf wachsender Firmen ließen daraus nach und nach das heutige Banken- und Börsenwesen entstehen. Und ein kaufmännisches Diktat, welches große und börsennotierte Firmen auf eine Art und Weise zu wirtschaften zwingt, die an sich unerwünscht ist, aber dennoch als unausweichlich gilt. Der Markt will bedient werden und ohnmächtig stellen sich Unternehmen und Manager in den Dienst eines Rendite-Alptraums. Immer mehr, immer schneller, immer weiter.

Auf diese Melange treffen wir, die wir als #NewWorker meinen, die Welt verändern zu können, gelegentlich gar drangartig zu „müssen“. Wir treffen auf Manager, die eigentlich wollen würden, so sie können dürften. Ohnmacht trifft auf Weltverbesserer; nackter Überlebenskampf und Durchhaltewille auf Idealisten, Realisten, Utopisten und sicher auch hin und wieder auf Hirngespinste.

Unlösbar, dieser Kontrast? Wird das neue Arbeiten an den Klippen der Realität zerschellen?

Meine Antwort lautet: Nein! Wir müssen jedoch eines beherzigen: Dass man zwar große Visionen träumen darf, die Umsetzung im Kleinen, im Realen jedoch die ist, die uns im heute voranbringt. Zum anderen: Es geht nicht um uns und unsere wie auch immer benannten Modelle. Es geht nicht um die Monstranz, die Sandale oder die Kalebasse, der wir meinen hinterher laufen zu müssen.

Wir brauchen keinen Katechismus, so wie auch wir nicht die alleinglückselig machende Wahrheit gefunden haben. Es geht um das, was die Unternehmen erreichen, regeln und vermeiden wollen. Es geht um die Mitarbeiter, die Heizer unten im Maschinenraum. Es geht darum, diesen Menschen sowie ihren Vorgesetzten konkrete Unterstützung anzubieten. Manchmal im Kleinen, manchmal im Großen.

Lasst uns am 17. September zusammenkommen, lasst uns ganz konkrete Fälle diskutieren. Die Lösungen werden nicht immer schnieke sein, denn in alten Dampfern geht es nun mal nicht steril und klimatisiert zu. Hin und wieder werden wir uns mit paradoxen Lösungen, mit grauen Zwischentönen zufriedengeben müssen. Und auch Provisorien werden uns allgegenwärtig sein, aber letztlich im Hier und Jetzt eine Hilfe.

Ich freue mich daher sehr auf den 17. September, freue mich auf Stephanie Borgert und Ralf Volkmer, auf die Diskussion mit ihnen und auf Eure Fragen zu den Themengebieten „Management im Alltag“ und Zukunftssicherung.



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