Strategiearbeit im Wandel der Zeit – warum wir in unserer dynamikrobusten Welt neue Ansätze brauchen
Wann haben Sie das letzte Mal etwas kritisch hinterfragt? Wir leben sowohl privat als auch im Unternehmen oft zu sehr nach Routinen und den Grundsätzen «Das haben wir schon immer so gemacht», «Es läuft doch, also warum sollten wir etwas verändern» oder «Niemand im Team will Veränderung.» Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die das anders sehen, sonst hätten wir es vermutlich nie aus unseren Steinzeithöhlen heraus geschafft. Und auch heute gilt: Die alten Modelle, mit denen wir versuchen, die neue Welt zu beherrschen, funktionieren nicht mehr. Doch wie finden wir einen Weg, um Strategiearbeit neu zu denken?
Bereits 2012 hat Dr. Gerhard Wohland in seinem Buch «Denkwerkzeuge der Höchstleister» eine neue Perspektive eröffnet. Anstatt den Lesenden konkrete Modelle und Methoden an die Hand zu geben, liefert er Denkwerkzeuge, um die neue Welt besser zu verstehen – ohne den Anspruch auf eine allgemeingültige Best Practice. Diese Herangehensweise fordert uns dazu auf, unsere Denkmuster zu überdenken und uns auf neue Wege einzulassen. Das ist meiner Meinung nach in der Strategiearbeit auch heute noch entscheidend, weshalb auch ich in den letzten Jahren begonnen habe, rebellisch gegen das Altbewährte in den Managementetagen vorzugehen.
Das wirtschaftliche Überleben sichern
Beginnen wir einmal ganz früh in der Entwicklung – beim Schulsystem – so erkennen wir, dass dieses noch immer darauf ausgelegt ist, fleissige «Arbeiterbienen» hervorzubringen, die sich perfekt in das System einfügen. Mehrere Lösungswege, unkonventionelles Denken, Teamarbeit, Kommunikation, Verantwortungsübernahme oder Ähnliches wird nicht gefördert, sondern eher noch abgestraft. Menschen, die aus diesem Schulsystem kommen, folgen daher meist vorgegebenen Wegen, versuchen Best Practices es im Unternehmen anzuwenden und gehen auf Nummer Sicher. Doch wir brauchen in unserer heutigen dynamischen, krisengebeutelten Arbeitswelt, neue Ansätze, um die Wirtschaft zukunftsfähig und enkeltauglich zu machen. In diesem Zusammenhang sind auch Führungskräfte von grosser Bedeutung, doch wir steuern immer weiter auf einen Führungskräftemangel zu. Aus der Anfang 2021 durchgeführten Studie «Human-centered leaders are the future of leadership» der Boston Consulting Group geht hervor, dass nur noch 14 % der Befragten sich selbst in fünf bis zehn Jahren in einer Führungsrolle sehen. Die Tendenz zeigt noch weiter nach unten. Es wird zunehmend schwieriger, Menschen zu finden, die bereit sind, verantwortungsvolle Positionen einzunehmen. Nicht zuletzt liegt das auch daran, dass Unternehmen nicht wissen, wohin die Reise geht und keine gute Strategie haben oder eine, die nicht zum Unternehmen passt, da sie auf Best Practices anderer beruht.
Missverständnisse zur Strategiearbeit
Es ist interessant, dass die Strategiearbeit in den letzten 25 Jahren kaum Veränderungen erfahren hat. Persönlich erinnere ich mich an mein Modul «Strategisches Management» während meines Masterstudiums vor rund 10 Jahren. Die meiste Zeit wurde den klassischen Instrumenten wie der SWOT-Analyse oder dem 5-Kräfte-Modell von Michael Porter gewidmet. Das führt auch dazu, dass in den heutigen Führungsetagen oft ein gravierendes Missverständnis über die Bedeutung der Strategiearbeit herrscht. Oft höre ich Aussagen wie «Jetzt haben wir aber genügend Strategie gemacht. Lasst uns bitte wieder arbeiten!» Doch Strategiearbeit ist keine separate Aufgabe, die neben dem operativen Geschäft erledigt wird. Sie ist vielmehr ein integraler Bestandteil der Führungsaufgaben. Indem Führungskräfte sich von operativen Aufgaben distanzieren und diese in die Hände ihrer Mitarbeitenden legen, schaffen sie Raum für strategisches Denken und können das grosse Ganze erfassen. Darauf basierend sollten ein geeignetes strategisches Zielbild entwickelt werden, welches offen, klar und unmissverständlich kommuniziert wird. Es ist von grosser Bedeutung, dass alle Mitarbeitenden im Unternehmen wissen, wohin die Reise geht, wie das Zielbild aussieht und vor allem, warum es notwendig oder sinnvoll für das Unternehmen ist.
Noch besser ist es, die Mitarbeitenden aktiv am Strategieprozess teilhaben zu lassen. Auch wenn dies aufgrund der Grösse der Organisation nicht immer möglich ist, können gezielt Menschen ausgewählt werden, die sich gerne über die Zukunft des Unternehmens Gedanken machen, unzufrieden mit dem Status quo sind oder auf Veränderungen drängen. Indem diese Mitarbeitenden auf die strategische Reise mitgenommen und aktiv eingebunden werden, gelingt es eine motivierende Umgebung zu schaffen.
Fazit
Die Strategiearbeit befindet sich im Wandel der Zeit. Es ist an der Zeit, alte Denkmuster zu überdenken, neue Ansätze zu suchen und die strategische Arbeit in den Führungsetagen als zentrale Aufgabe anzuerkennen. Indem Unternehmen sich von ausgedienten Modellen lösen und neue Denkwerkzeuge nutzen, können sie in der dynamikrobusten Welt das wirtschaftliche Überleben sichern.
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