Andreas Syska: #LATC2023 - meine persönliche Sicht
Wieder einmal ist eine LATC zu Ende gegangen. Und es war die beste, die es jemals gab.
Dies lag an der Atmosphäre; sie war gut wie immer und ist für Außenstehende nur schwer zu beschreiben. Man muss sie einfach erlebt haben. Dieses Mal waren es aber vor allem die Themen.
Gestartet als Klassentreffen der Lean-Enthusiasten, ist die LATC heute die Plattform, auf der die Lösungen unserer dringendsten Probleme zu finden sind. Nein, kleiner habe ich es nicht. Warum auch, wenn es doch stimmt?
Nachhaltigkeit:
Ich habe gesehen, wie Lean und Green zu etwas Gutem verschmelzen. Für mich ist es eigentlich vollkommen klar, dass die Reduzierung von Verschwendungen und Verlusten auch eine Reduzierung des Ausstosses von Klimagasen bedeutet. Überraschend ist es, dass dies erst jetzt erkannt wird. Wenn es der Community gelingt, das Thema Lean in den Kontext von Nachhaltigkeit zu bringen, könnte dies den Durchbruch für Lean bedeuten. Umgekehrt wären Nachhaltigkeit und Klimawandel vom Makel des Verzichtenmüssens befreit.
Arbeitskräftemangel:
In der Öffentlichkeit werden Dinge diskutiert, die nicht funktionieren: immer mehr Menschen sollen arbeiten, und das immer länger. Zuwanderer (wenn sie denn kämen) brauchten Wohnraum, der wegen Arbeitskräftemangel aber nicht gebaut wird; der Ausbau der Kinderbetreuung braucht Erzieherinnen, die es aber wegen Fachkräftemangels nicht gibt.
Das funktioniert alles nicht. Und ich frage mich nicht erst seit heute: „Wo bleibt die Steigerung der Effizienz?“ Wichtige Frage, angesichts der Tatsache, dass jeder dritte Arbeitsschritt in Deutschland entweder ineffektiv oder ineffizient ist - und manchmal auch beides zusammen.
Die LATC2023 zeigte hier sehr gute Lösungen - in der Administration und mit HighTech-Lösungen auf dem Shopfloor.
Denkwerkzeuge und respektvolles Miteinander:
Unserem Land scheint die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein, seine Probleme zu lösen. Panikreaktionen und gegenseitige Vorwürfe sind heute der Standard. Das muss sich ändern, denn so kommen wir nicht vom Fleck.
Ob Scrum oder KATA - Wie man systematisch Verbesserungen herbeiführen kann, hat die LATC2023 gezeigt. Der größte Fehler, den die Community aber machen könnte, ist in einen akademischen Richtungsstreit zu verfallen. Diese Methoden gehören pragmatisch im Alltag angewendet.
Als Basis für all dies braucht es eine Vision, einen Kompass, den unser Land nicht hat. Deshalb gab es auch Ideen, wie unsere Wirtschaft, unsere Arbeit und unser Leben in 20 Jahren aussehen sollten.
Außerdem ist die LATC weiblicher und jünger geworden. Dies für sich genommen ist für mich noch lange kein Qualitätsmerkmal. Zeigt mir aber doch, dass die Konferenz vom Teilnehmerkreis breiter aufgestellt ist und Zukunftsthemen hat.
Liebe Teilnehmer der LATC: Es gibt außerhalb der Community immer noch viel zu viele Menschen, die von all diesen Dingen nichts ahnen und deshalb falsche Entscheidungen vorbereiten oder treffen. Bei vielem, was von Politik, Wirtschaft und Medien angekündigt, umgesetzt und kommentiert wird, schwanke ich zwischen Kopfschütteln und Fassungslosigkeit. Und ich weiß - ich bin da nicht allein.
Bitte tragen Sie dazu bei, dass das Wissen der Community in die Öffentlichkeit gelangt. Es nützt ja nichts, wenn wir uns einmal im Jahr gegenseitig auf die Schultern klopfen. Deshalb: Raus aus der schlanken Blase und hinein in die Politik und in die Medien.
Jeder Schritt, jeder Kontakt zählt.
Ich hoffe, dass sich dies in den Themen und bei den Teilnehmern auf der LATC2024 zeigt.
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