34. Episode

34. Episode

Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.

#leantransformation
Podcast, am 15. 03. 2019 in LeanTransformation von Lean Knowledge Base


Während Frank Weissenegger sich die Fortschritte in der Verwaltung ansieht, schweifen seine Gedanken ab. Hatte ihm sein Schwiegervater Ernst Krauss am vergangenen Wochenende doch kurz mitgeteilt, dass er sich heute am Nachmittag mit Franz Großmann zu einem Gespräch treffen wird.

Franz Großmann, mit dem Weissenegger – aber beileibe nicht nur er – in den letzten Wochen nahezu täglich aneinander geraten ist und der jedweder Veränderung abwehrend gegenüber steht …

Auch Franz Großmann ist in Gedanken versunken.

Zumal er sich nicht genau vorstellen kann, was der „der Alte“ denn so dringend – zumindest kam es ihm so vor – mit ihm und dazu alleine bereden will. Sicher geht es Ernst um den „Schreibtischtäter“ und um den völlig schwachsinnigen „US-amerikanischen Kram“, den dieser hier seit einigen Wochen eingeführt hat. Und darüber, wohin diese Maßnahmen die Krauss GmbH geführt haben.
Traf er doch heute Morgen Jakob Jandl nicht in der Fertigung, sondern im Verwaltungsbüro von Thomas Leitner an, um Leitner bei der Umsetzung der 5A – Methode zu unterstützen.
Wer zu dieser Zeit jedoch die Fertigung und das Rüsten der Anlagen überwacht hat, bleibt für Großmann ein Rätsel. Wahrscheinlich keiner. Taten doch verschiedenste Produktionsmitarbeiter ehe in den letzten Tagen, was ihnen – zumindest von ihm – nicht aufgetragen war. Und dass hier im Grunde jeder tut und lässt, was er will – so kommt es ihm nämlich langsam vor – würde sein Unternehmen aber auch nicht retten können. Im Gegenteil! Da würde ihm auch Ernst Krauss zustimmen müssen, da ist sich Franz Großmann ganz sicher…

Dieser ist bereits eine Stunde vor dem Gesprächstermin mit Großmann in seinem, noch immer vorhandenen Büro. Zum einen möchte Ernst Krauss sich die aktuellen Zahlen aus der Finanzabteilung ansehen, sich aber andererseits auch noch ein wenig auf das Gespräch mit Franz vorbereiten. Und wo konnte er das besser, als hier?
Ernst’ Blick fällt auf verschiedene Pumpengehäusemuster, die noch immer in einem seiner Regale stehen. Tage und Nächte hatten Franz und er bisweilen hier im Büro über Konstruktionszeichnungen verbracht. Denn Franz hatte ihm bei Neuerungen immer umgehend sagen können, ob und wie diese umgesetzt werden konnten. Und jetzt gibt es ebenfalls „Neuerungen“, doch deren Notwendigkeit konnte oder wollte Franz wohl bislang nicht erkennen.

Als es an der Bürotür klopft, atmet Krauss Senior noch einmal tief ein, denn einfach würde das heute wohl nicht werden.

Und bereits bei Ernst’ erster Frage, wie es in der Produktion denn mittlerweile laufe, verfinstert sich Franz Großmanns Miene. Umgehend verschafft Franz sich und seinem, seit Wochen angestauten Unmut Luft. Dass er sich überhaupt nicht erklären kann, warum er, Ernst, ihm einen solchen Jungspund mit ausländischen Flausen im Kopf vor die Nase gesetzt hat. Der mit diesen neuen Methoden und Maßnahmen seine Autorität völlig untergrabe, obwohl dieser längst nicht über seine jahrelange Erfahrung verfügt.

Hier unterbricht Krauss Senior seinen langjährigen Weggefährten. Wohl wissend, dass dieser, wenn er sich erst einmal in Rage geredet hat, so schnell nicht wieder aufhören würde.

Und erinnert Franz nachdrücklich an die Situation, in welcher sich die Krauss GmbH & Co. KG vor ein paar Monaten befunden hat. An die stetig fallenden Gewinnmargen, die Qualitäts- und Lieferschwierigkeiten, welche ein Audit – mit bekanntem Ausgang (siehe Episoden 9,10 ) eines enorm wichtigen Kunden zur Folge hatte. Und dazu noch RomChim mit zusätzlichen Aufträgen, die man so nicht bedienen konnte.

Das bis dahin von dem Alten Gesagte lässt Großmanns Adern anschwellen, da für dies alles doch wohl nicht seine Produktion verantwortlich gewesen war. Da dort doch bis vor ein paar Wochen noch alles lief, wie eine gut geölte Maschine. Und es erst jetzt in seiner Produktion ständig zu Diskussionen kommt, ob dieses oder jenes überhaupt so zu verrichten wäre, wie er dies vorgebe. Und dass es ihm so vorkommt, dass selbst sein langjähriger Mitarbeiter, der Karl Bauer, auf einmal besser weiß, was und wie er seine Arbeit zu tun hat. Und das nur aufgrund von Weisseneggers Vorgaben, der doch seine Produktion und seine Mitarbeiter hier noch überhaupt nicht kennt. Aber ständig seine Mitarbeiter mit Sprüchen zu mehr Eigenverantwortung von der eigentlichen Arbeit wegholt, wo doch jeder seit Jahren seinen Platz und seine Arbeit im Unternehmen hat.

Ernst Krauss – dem weiteren Redeschwall Großmanns zuhörend – muss sich eingestehen, dass Franz wohl die gleichen Bedenken teilt, die er selbst auch zu Beginn hinsichtlich Frank Weisseneggers Maßnahmen hatte. Und er erklärt Franz Großmann, dass ihm die vielen Gespräche mit seinem Schwiegersohn Frank letztendlich geholfen haben, einen anderen Blick auf die Krauss GmbH zu erhalten. Und dazu anhand der eben kurz umrissenen Unternehmenssituation zu erkennen, dass hier nicht länger nach dem Motto „das haben wir schon immer so gemacht“ verfahren werden kann. Wenn man sich auch über die zukünftigen Jahre hinweg am Markt erfolgreich behaupten will.

Nochmals versucht Ernst Krauss, Franz Großmann die Gründe für den neuen und auch seiner Meinung nach richtigen Weg für die Krauss GmbH & Co. KG zu erläutern. Doch schon nach wenigen, weiteren Sätzen von Krauss Senior springt Großmann auf. Kann er doch nicht glauben, was er da vom Alten zu hören bekommt. Selbst auf ihn ist kein Verlass mehr… Den darüber hinaus gehenden Aussagen von Ernst über die neue Kommunikations- und Führungskultur im Unternehmen vermag Großmann dann auch nicht mehr längen zu folgen, so groß ist seine Verwunderung über Ernst.

Den letzten Strohhalm ergreifend unterbricht er ihn dann auch mit den Worten, dass, wenn dieser seine Worte ernst meine und er einem Weissenegger den Vorzug gebe, er hier keinen Platz mehr habe!
Denn mit ihm würde es so etwas nicht geben. Und in Richtung Tür gehend fügt er noch hinzu, dass es wohl dann besser für alle wäre, wenn er geht!

Spätestens jetzt muss Franz Großmann erkennen, dass eine neue Zeit angebrochen ist, denn es kommen keine, wie auch immer gearteten Worte von Ernst Krauss auf sein Gesagtes.
Nicht im Mindesten fassbar für Franz Großmann, während er "seine" Bürotür hinter sich schließt …



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