18. Episode

18. Episode

... auch in einer bereits brodelnden Produktion

#leantransformation
Podcast, am 04. 07. 2019 in LeanTransformation von Lean Knowledge Base


Frank Weissenegger will nun seine letzte Bestandsaufnahme in der Produktion, welche vor wenigen Wochen bereits zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Franz Großmann geführt hat (siehe Episode 13 ), fortsetzen. Zum einen, um nun messbare Fakten zu schaffen und andererseits, um einen ersten ungetrübten Eindruck von der Leistung der Produktion zu erlangen.

Dazu hat er verschiedene Formulare vorbereitet, in denen im Wesentlichen mit Hilfe von Strichlisten bestimmte Produktionszustände pro Schicht erfasst werden sollen:

  • An jedem Arbeitsplatz sollen täglich die angelieferten und fertig gestellten Bauteile (nach Typ sortiert) erfasst werden. Am Ende eines Arbeitstages werden die unbearbeiteten Werkstücke gezählt und die Liste an Weissenegger übergegeben.
  • In einer zweiten Liste werden die Bauteile gezählt, die fehlerhaft angeliefert werden bzw. bei denen nach der Bearbeitung ein offensichtlicher Fehler vom Mitarbeiter erkannt wird. Dazu wird dieser Ausschuss aussortiert (!) und auch diese Liste am Ende einer Arbeitswoche an Weissenegger übermittelt.

Mit Hilfe dieser beiden Maßnahmen will er sich ein genaues Bild vom Durchsatz, den Beständen und der Fehlerquote pro Arbeitsstation machen.
Die Aufschreibungen sollen zunächst auf unbestimmte Zeit fortgeführt werden, damit Weissenegger ausreichend Datenmaterial erhält, welches statistisch aussagekräftig ist und belastbare Rückschlüsse und Entscheidungen zulässt.

Mit diesen Listen geht Frank Weissenegger aufgrund der nur kurz zurückliegenden „Zusammenstöße" mit doch erheblicher innerer Skepsis ins Büro der Produktionsleitung zu Franz Großmann. Nach einer ersten Erläuterung zu Inhalt und Aufbau der Unterlagen, begründet Weissenegger sachlich die Notwendigkeit der neuen Auswertungen…In dem aufrichtigen Versuch, Franz Großmann wegen der zu erwartenden Vorteile für diese Maßnahme zu gewinnen.
Gleichzeitig soll dieses Gespräch jedoch auch für Weissenegger klären, inwieweit Franz Großmann durch seine Unterstützung der Maßnahmen an einer Sanierung des Unternehmens interessiert ist.
Ob Großmann bereit ist, über den eigenen Schatten in seiner Position als sakrosankte, letztlich entscheidende Instanz der Produktion zu springen.

Weiß doch Frank Weissenegger, dass die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens auch davon abhängt, ob die Mitarbeiter bereit und dazu in der Lage sind, ihre Aufgabe in Problemlösungen zu sehen. Und nicht in der Bewahrung eines Status oder einer formellen Selbstbehauptung. Offen zu denken und zu arbeiten ist ein wichtiger Baustein einer neuen Unternehmenskultur, die die Krauss GmbH & Co. KG auf allen Hierarchieebenen - was die Führungsebene mit einschließt - benötigt.

Dass die Skepsis berechtigt war, zeigt Franz Großmanns' unmittelbare Reaktion auf Weisseneggers Ausführungen. Denn gerade weil die Argumente eines Frank Weisseneggers so unwidersprechlich sind, kann Großmann letztendlich nur seine Position ins Feld führen. Lautstark führt er aus, dass doch wohl jeder im Haus sofort sehr wohl wissen würde, dass diese Formulare nicht von ihm stammen. Und wie er denn so die Fertigung führen solle, wenn die Mitarbeiter den Respekt vor ihm verlieren. Zudem brauche er sich bei seiner Erfahrung doch nichts vorschreiben zu lassen.
Und noch während Großmann diesen letzten Satz spricht, verlässt dieser – beinahe fluchtartig und sehr aufgebracht – das Büro, um in seine Produktion zu eilen.

Damit ist für Frank Weissenegger nun endgültig klar, dass ein Franz Großmann nicht an der Neuaufstellung der Krauss GmbH & Co. KG mitwirken will. Ihm ist jedoch auch bewusst, dass ein Großmann so im Unternehmen keine Zukunft haben kann!
Großmann, der seine Position und damit seinen Status vor das Wohlergehen des Unternehmens stellt. Weder er noch die Krauss GmbH & Co. KG kann und wird sich das gefallen lassen und dazu leisten können! 

Aber Weissenegger weiß auch nur zu gut, dass zum jetzigen Zeitpunkt jeder Schritt ganz genau abzuwägen ist. Schon alleine im Hinblick auf das kommende Re-Audit, welches durch zu viel aufkommende Unruhe im Betrieb enorm gefährdet sein könnte.
Und damit bleibt Franz Weissenegger jetzt lediglich ein Weg: die Geschäftsführung mit ihrer Macht ins Spiel zu bringen. Bernd Krauss ist nun gefordert …



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