
Interview AWF mit Kai Dörner - Fachlicher Leiter der AWF-Arbeitsgemeinschaft Prozess-Management
Interview AWF / DÖRNER
Anlässlich der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Prozess-Management am 14. Februar 2025
Schöppler: Herr Dörner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Sie werden demnächst eine Arbeitsgemeinschaft (AG) zum Thema "Prozessmanagement" bei der AWF leiten. Als Experte für Lean Production, Logistik und Smart Factory freuen wir uns darauf, mehr über Ihre Ansätze und Erfahrungen zu erfahren.
Was hat Sie dazu motiviert, eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema “Prozessmanagement” zu leiten, und wie definieren Sie diesen Begriff in Ihrem Tätigkeitsfeld?
Interview AWF / DÖRNER
Schöppler: Herr Dörner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Sie werden demnächst eine Arbeitsgemeinschaft (AG) zum Thema "Prozessmanagement" bei der AWF leiten. Als Experte für Lean Production, Logistik und Smart Factory freuen wir uns darauf, mehr über Ihre Ansätze und Erfahrungen zu erfahren.
Was hat Sie dazu motiviert, eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema “Prozessmanagement” zu leiten, und wie definieren Sie diesen Begriff in Ihrem Tätigkeitsfeld?
Dörner: Meine Motivation entspringt der Überzeugung, dass effektives Prozessmanagement und die Einbindung des Personals der Schlüssel zur Steigerung der Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sind. Prozessmanagement umfasst die Planung, Durchführung, Kontrolle und Optimierung von Geschäftsprozessen mit dem Ziel, Wertschöpfung im Betrieb zu maximieren und Verschwendung zu minimieren. In meinem Tätigkeitsfeld bedeutet dies, gemeinsam mit den Menschen im Unternehmen flexible, kostenoptimierte und ausfallsichere Produktions- und Logistiksysteme zu gestalten.
Schöppler: Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie aktuell im Bereich Prozessmanagement, insbesondere im Bereich Produktion und Logistik, und wie möchten Sie diese in der AG angehen?
Dörner: Der “Schaden”, der durch ineffiziente und aufreibende Abläufe in den Unternehmen entsteht, ist enorm. Und hier geht es einerseits um die besser Nutzung von nicht ausgeschöpftem Produktivitätspotential. Aber auch darum, wie wir eine entnervte Belegschaft, die sich beinahe resignierend an schlechten Prozessen abarbeitet, wieder motivieren. In der AG werden wir praxisorientierte Ansätze thematisieren, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Wir leuchten gemeinsam mit den Teilnehmern und mit Hilfe des Lean-Ansatzes Optimierungspotentiale aus und teilen Best Practices vor Ort in den Unternehmen.
Schöppler: Über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren werden in der AG Quartalstreffen stattfinden. Welche langfristigen Ziele und Ergebnisse streben Sie mit diesem Format an?
Dörner: Das langfristige Ziel ist es, durch den Austausch in der Gruppe und den dazugehörigen Workshops Ideen für eine kontinuierliche Verbesserungskultur in den Unternehmen der Teilnehmer zu kreieren. Wir wollen erarbeiten, wozu wir “Lean” und “Prozessoptimierung” benötigen. Der Austausch vor Ort ist durch nichts zu ersetzen - wir müssen natürlich über theoretische Ansätze sprechen, schwenken aber immer zügig in erfolgreiche Praxisbeispiele hinein.
Schöppler: Welche Methoden und Werkzeuge werden Sie mit den Teilnehmern erarbeiten, um Prozesse nachhaltig zu verbessern?
Dörner: Wir werden uns mit bewährten Methoden wie der Wertstromanalyse, Process Mapping und auch anderen Lean-Ansätzen beschäftigen. Zudem werden digitale Tools im Themenfeld Prozessmanagement betrachtet, welche Transparenz und datenbasierte Entscheidungen ermöglichen. Der Fokus liegt allerdings immer bei dem “Wozu” und darauf, die Teilnehmer praxisnah einzubinden und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie direkt in ihrem Arbeitsumfeld anwenden können.
Schöppler: Wie wichtig ist der Austausch zwischen den Teilnehmern der Arbeitsgemeinschaft, und welche Synergieeffekte erwarten Sie daraus?
Dörner: Der Austausch zwischen den Teilnehmern ist von zentraler Bedeutung, da er ermöglicht, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und voneinander zu lernen. Synergieeffekte entstehen durch das Teilen von Erfahrungen und Best Practices, was zu innovativen Ansätzen und Lösungen führen kann, die in der eigenen Organisation implementiert werden könnten. Wissen zu teilen ist eine Grundvoraussetzung, um “Lean” zu arbeiten.
Schöppler: Gibt es spezielle Schwerpunkte oder Branchen, auf die Sie sich in der AG konzentrieren wollen?
Dörner: Die AG richtet sich branchenübergreifend an alle, die an Prozessoptimierung interessiert sind. Dennoch werden wir natürlich Schwerpunkte auf aktuelle Themen aus den Bereichen Produktion und Logistik legen, um den speziellen Anforderungen der Teilnehmer gerecht zu werden. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Teilnehmern Ideen zur Optimierung ihrer individuellen Prozessprobleme zu entwickeln.
Schöppler: Können Sie eine Erfolgsgeschichte aus Ihrer Praxis im Bereich Prozessoptimierung teilen, die als Inspiration für die Teilnehmer dienen könnte?
Dörner: Ja, gerne. In einem mittelständischen Produktionsunternehmen aus der Medizintechnik konnten wir bspw. durch zwei Wertstromanalysen die Durchlaufzeiten um ca. 30% und gewisse Bestände um etwa 17% reduzieren. Dies wurde durch eine systematische Analyse der bestehenden Prozesse, die Einbindung der Mitarbeiter und die schrittweise Einführung von Lean-Methoden erreicht. Das Projekt gewann an der Stelle enorm an Fahrt, als den Mitarbeitern so richtig klar wurde, wie enorm die Optimierung durch ihre eigenen Ideen sein wird. Solche Erfolgsgeschichten zeigen, dass gezielte Prozessoptimierung sowohl Effizienz als auch Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen kann.
Schöppler: Vielen Dank für diesen tiefgehenden Einblick, Herr Dörner. Wir freuen uns auf die Arbeitsgemeinschaft und die wertvollen Impulse, die im Austausch vor Ort und durch Ihre Expertise im Bereich Prozessmanagement entstehen werden.
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