
Deming in Japan, 1950-1965: Ein neues Forschungspaper des BetaCodex Network ist erschienen
Das 23. Forschungspapier des Netzwerks wirft neues (und farbiges) Licht auf die Arbeit von W. Edwards Deming im Japan der Nachkriegsjahre.
Demings Arbeit in dem vom 2. Weltkrieg gebeutelten Land hat nicht nur die japanische Industrie verändert, sondern auch die Geschichte des Management. Mit seinem 23. Forschungspapier kehrt das BetaCodex Network zum Themenfeld Managementgeschichte zurück - nach einer vierteiligen Studienreihe über die Muster, die sich bei der Transformation von Organisationen manifestieren.
Dies ist unser erstes Forschungspapier, das sich im Wesentlichen auf neu kolorierte, ursprünglich schwarz-weisse Fotos stützt. Zugegebenermaßen ein eher ungewöhnlicher Ansatz für die Managementforschung. Aber ich hoffe, dass dieses Papier die Meinung der Leser über diese besondere Periode der Geschichte, über die Arbeit von W. Edwards Deming, über Lean und darüber, wie die Alternative zum Command-and-Control-Management zu ihren ersten weltberühmten Fallbeispiel (Toyota) kam, verändern wird.
Ein Zeitabschnitt, ein Land, ein Mann
Die 15 Jahre von 1950 bis 1965 sind ein entscheidender Zeitraum, sowohl im Leben von W. Edwards Deming als auch in der Entstehungsgeschichte von Lean: In dieser Zeit gelang es Deming, die japanischen Manager und die Industrie entscheidend zu prägen, über das Technische hinaus in das Management-Lernen vorzudringen - mit weitreichenden Folgen für die japanische Wirtschaft und die Weltwirtschaft, von denen die meisten von euch vermutlich schon viel gehört haben. 1950 gelang es Deming in Japan erstmals, ein entscheidendes Publikum zu erreichen: nämlich Industrielle und Top-Führungskräfte. 1950 begann Deming entsprechend, seine Botschaft für Unternehmenrinnen und Führungskräfte zu verfeinern und die Suche nach Qualität als Suche nach ökonomischer, ja sogar politischer Veränderung zu artikulieren. Die Auswirkungen dieser veränderten Sichtweise waren dramatisch.
Die ersten Ergebnisse dieses Wandels bei Deming wurden ihm schon 1951 bei seinem nächstem Besuch in Japan aufgezeigt. 1960 hatten sie sich bereits weitreichend entfaltet. Fünf Jahre später, im 15. Jahr der Verleihung des Deming-Preises, wird Toyota im Rahmen einer Zeremonie in Tokio der Deming-Preis verliehen. Bei der Verleihungsfeier ist auch Deming zugegen. Zu diesem Zeitpunkt könnte man sagen, dass Demings wesentliche Arbeit in Japan vollbracht war. Er hatte in Japan Zehntausende erreicht und das Interesse der breiten Öffentlichkeit für modernes Management geweckt. Das trug in der gesamten japanischen Wirtschaft Früchte. Die Auswirkungen von Demings Arbeit in dieser Zeit auf Managementtechniken waren ebenso weitreichend: Vieles von dem, was wir heute als Qualitätsmanagement, als Lean Management oder Agile kennen, hat seine Wurzeln in dieser Zeit und in der Praxis von Toyota, die in diesen 15 Jahren entstanden ist.
Die Geschichte des Managements in unserer Zeit präsent machen
Es gibt noch einen weiteren, eher praktischen Grund, warum ich mich entschlossen habe, Deming und Japan in Verbindung mit dieser historischen Periode näher auf den Grund zu gehen. Es hat mit den im Paper verwendeten Fotos selbst zu tun. Als ich die verfügbaren Fotos von Deming gesichtet habe, stellte ich fest, dass die Fotos aus Japan ihn in besonders interessanten Situationen und sehr unterschiedlichen Kontexten zeigen: Beim Besuch von Fabriken, bei Vorträgen, in Arbeitssitzungen, in gesellschaftlichen Situationen oder einfach auf Reisen im Land. Diese Fotos aus Japan vermitteln ein lebhaftes Bild einer Ära, die für die meisten von uns heute als „alte Geschichte“ gelten mag. Außerdem, und das ist wichtig: Die Fotos aus den 1950er- und 1960er-Jahren waren alle schwarz-weiß und wirkten ein wenig antiquiert. Mit aktueller Colorierungssoftware ist es möglich, diese 70 Jahre alten Fotos lebendig, frisch und weniger distanziert aussehen zu lassen.
Es gab jedoch ein Problem: Die Fotos ergaben für mich anfangs nicht viel Sinn
Ich verstand nicht genau, was Deming wann in Japan getan hatte und wie die auf den Fotos abgebildeten Ereignisse miteinander verbunden waren. Ich musste also ein wenig recherchieren, um das Gesamtbild zu verstehen und alle Knoten zu knüpfen.
Das erste Foto, mit dem ich das Kolorieren ausprobierte, war eine professionelle Fotografie aus dem Jahr 1951 in Tokio, auf der Deming inmitten einer Gruppe von Geschäftsleuten, ihren Frauen und einigen Geishas sitzt. Nach dem Kolorieren haben mich die Lebendigkeit der Umgebung, die bunten Gewänder und die Schönheit des gesamten Bildes einfach umgehauen! Ich hoffe, diesen Eindruck werdet ihr bei der Lektüre des Papers teilen.

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