Hansei

Im Gegensatz zur westlichen Kultur, in der die öffentliche Zugabe eines Fehlers oft als Schwäche interpretiert wird, ist dies in der japanischen Fehlerkultur eine überaus respektierte und anerkennungswürdige Handlung, für die es eigens ein Wort gibt.
Hansei lässt sich nicht wörtlich übersetzen, am nächsten kommt jedoch: Reflektion.
Dieses eine Wort beschreibt, dass man über eine Situation (unterschiedlichster Umfang) und sich selbst nachdenkt und beurteilt, was ist gut und was ist nicht gut gewesen ist.
Man übernimmt Verantwortung für das Geschehene und lernt daraus.
Es ist ein äußerst wichtiger Bestandteil von richtigem Lean. Oft scheitern oder zumindest erschweren sich Lean-Transformationen, wenn diese Reflektionen versäumt werden.
Ein Workshop (als punktuellen Einsatz) ist abgeschlossen, man ist mit dem Ergebnis zufrieden, warum dann noch darüber reden? Oder es lief nicht so gut. Dann lassen wir es doch am Besten schnell hinter uns. War ja peinlich genug. Wir schauen ja so gerne nur nach vorne.
Mit Hansei gibt es danach noch einmal echte Verbesserungen.
Ohne Hansei, keine echte lernende Organisation.
Hansei kann als reine Selbstreflektion stattfinden. Eine Person ruft sich bewusst die vergangene(n) Situation(en) ins Gedächtnis, bewertet diese und überlegt, wie sie die (den) die begangene(n) Fehler nicht wiederholt. Bzw. welche Handlungsweisen beibehalten und weiter verbessert werden.
Auch kann die Reflektion in der Gruppe stattfinden. Dann wird sie Hanseikai genannt. Während eines Meetings wird die vergangene Situation zusammen beurteilt.
Oder auch die Reflektion zu zweit. Man zieht entweder einen vertrauten oder sogar eine ganz unbeteiligte Person hinzu, die aus der Metaperspektive helfen kann.
Diese äußerst effektive Art des Lernens erfordert eine offene Fehlerkultur, in der es nicht Usus ist, seine Fehler zu vertuschen, sondern sie gezielt anzugehen.
Ein guter Start der Lean Journey könnte z.B. sein, wenn eine Führungskraft einfach mal vor seinen Mitarbeitern einen eigenen Fehler mit Hansei angeht.
Beitrag eingereicht von Regina Mehlich
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