Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit – Ein Schlüssel zur Zukunft!

Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit – Ein Schlüssel zur Zukunft!

Was wäre, wenn Ungewissheit keine Bedrohung, sondern eine Einladung wäre – nicht nur für das Leben, sondern auch für den Erfolg im Business?
In Indonesien wagte ich den Sprung ins Unbekannte: ohne Handy, ohne Netz, nur mit einem Rucksack und der Bereitschaft, mich auf das Unplanbare einzulassen, nicht nur einmal.
Diese persönliche Erfahrung prägt bis heute meine Arbeit und zeigt mir, dass Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit ein echter Gamechanger ist. Führungskräfte, die bereit sind, Sicherheit als Illusion zu entlarven, können neue Wege für sich und ihre Unternehmen erschließen – und die Zukunft als offenen Raum für Möglichkeiten sehen.

27. November 2024 um 04:30 Uhr von Cathrin Gerlach
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Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit – Ein Schlüssel zur Zukunft!

Mit 22 Jahren stand ich am Flughafen Frankfurt und war kurz davor, in ein Flugzeug zu steigen, das mich an einen Ort bringen würde, den ich noch nie zuvor gesehen hatte: Yogyakarta/Indonesien. Es war das Jahr, in dem ich beschloss, für mein Studium dorthin zu gehen. Damals (schon ein paar Jahre her) noch kein Handy, kaum Internet, das einem half, in Echtzeit zu kommunizieren oder schnell Hilfe zu holen. Nur ein Rucksack, eine vage Vorstellung von dem, was mich erwartet, und ein Abschied von Familie und Freunden, die ich fast ein Jahr lang nicht sehen würde.

Ich erinnere mich, wie schwer sich die Ungewissheit, besonders kurz bevor das Boarding begann, anfühlte. Es gab keine Sicherheit darüber, wie ich dort ankommen, was ich lernen oder wem ich begegnen würde. Und vor allem wusste ich nicht, wie es sich anfühlen würde, auf mich allein gestellt zu sein, ohne den Komfort, mal eben bei meiner Familie anzurufen. Die Briefe, die ich mit meiner Mutter austauschen würde, brauchten ca. drei Wochen in die eine und noch einmal drei Wochen in die andere Richtung. Es bedeutete, Abschied zu nehmen und in eine Welt einzutauchen, die mir so fremd war wie der Gedanke, mein vertrautes Umfeld für so lange Zeit zu verlassen.

Doch ich entschied mich, großzügig mit dieser Ungewissheit und meiner Angst zu sein. Statt mich in ihr zu verlieren, nahm ich sie an. Dieser Entschluss lehrte mich mehr über Vertrauen und Mut als jede Theorie. Ich lernte, dass Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit nicht bedeutet, Risiken zu ignorieren, im Gegenteil, sondern ihnen Raum zu geben und zu vertrauen, dass sich der Weg zeigen würde, wenn ich bereit war, loszugehen.

Der wissenschaftliche Blick: Großzügigkeit und die Kunst des Zulassens
Aus psychologischer Sicht gibt es eine Fähigkeit, die als „Ambiguitätstoleranz“ bezeichnet wird – die Bereitschaft, Ungewissheiten und Widersprüche nicht nur auszuhalten, sondern sogar als potenzielle Quellen für Entwicklung zu erkennen. Studien zeigen, dass Menschen mit hoher Ambiguitätstoleranz flexibler und kreativer auf Veränderungen reagieren. Sie fühlen sich seltener von Unvorhergesehenem überwältigt und können in schwierigen Situationen gelassener handeln.

Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit kann auf eine sehr ähnliche Weise verstanden werden. Es bedeutet, den Dingen Raum zu geben, sich zu entwickeln, ohne dabei sofort in die Schubladen von „gut“ und „schlecht“ zu denken. Wer großzügig mit Ungewissheit umgeht, zeigt sich in gewisser Weise offen und vertrauensvoll dem Leben gegenüber – und das schafft Freiräume für positive Entwicklungen. Hierin zeigt sich eine Parallele zur positiven Psychologie: Menschen, die Unsicherheiten akzeptieren, erleben oft weniger Stress und mehr Resilienz, weil sie dem Leben nicht mit starren Erwartungen begegnen.

Praktiken für eine großzügige Haltung gegenüber Ungewissheit
Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit ist kein Talent, das nur wenigen vorbehalten ist. Es ist eine Haltung, die jeder kultivieren kann, mit ein paar bewussten Praktiken, die den Alltag bereichern.

1. Akzeptanz als Schlüssel: Der erste Schritt ist, die Dinge so anzunehmen, wie sie jetzt sind. Das bedeutet, eigene Vorstellungen von Kontrolle und Vorhersehbarkeit loszulassen. Praktisch kann das heißen, sich regelmäßig daran zu erinnern, dass Ungewissheit nicht der Feind ist – und dass das Leben immer Möglichkeiten und Wege bereithält, die wir noch nicht sehen.

2. Die Perspektive wechseln: Wenn eine ungewisse Situation belastet, hilft es, bewusst andere Blickwinkel einzunehmen. Vielleicht stellt man sich vor, wie ein Freund oder eine Kollegin die gleiche Situation erleben würde, oder wie man in zehn Jahren darauf zurückblickt. Dieser Perspektivwechsel entlastet und erlaubt es, großzügiger mit sich selbst zu sein.

3. Die Kunst des langsamen Planens oder Plan B: Starre Pläne und fixierte Ziele können bei Ungewissheiten zu Blockaden werden. Flexibilität wird wichtiger. Statt ein festes Ziel zu haben, hilft es, einen groben Weg zu zeichnen, aber auch offen für Abzweigungen und Änderungen zu sein. Oder einen guten Plan B und C zu haben. Diese Haltung erlaubt es, Anpassungen als positiven Teil des Prozesses zu sehen, anstatt als störenden Faktor.

4. Sich selbst und andere Fehler machen lassen: Großzügig mit Ungewissheit zu sein, bedeutet auch, Fehler nicht als Versagen zu werten, sondern als Lernmöglichkeit. Sowohl sich selbst als auch anderen diesen Raum zu geben, fördert eine Umgebung, in der Entwicklung und Wachstum an erster Stelle stehen.

5. Geduld und Achtsamkeit kultivieren: Achtsamkeit hilft, sich selbst im Moment zu verankern, ohne ständig in die Zukunft oder in Sorgen über mögliche Szenarien zu flüchten. Indem wir uns auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren, können wir geduldiger und großzügiger mit der Zukunft sein, anstatt uns von Ungewissheiten einengen zu lassen.

Großzügigkeit als Brücke zur Zukunft
Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit ist nicht immer leicht, aber sie eröffnet ein tiefes Vertrauen in das Leben. Durch meine Erfahrungen in Indonesien habe ich gelernt, dass dieser Vertrauensvorschuss, den ich den Dingen und mir selbst gab, ein Geschenk war. Ich konnte Wurzeln in einer fremden Kultur schlagen, Vertrauen in meine Fähigkeiten entwickeln und Freundschaften aufbauen, die mein Leben bis heute bereichern.

In einer Welt, die oft nach schnellen Lösungen und einfachen Antworten strebt, kann die Bereitschaft, großzügig mit Ungewissheit umzugehen, zu einer echten Stärke werden. Sie befähigt uns, das Leben in seiner ganzen Vielseitigkeit anzunehmen und auf die Überraschungen, die es bereithält, mit einer offenen und optimistischen Haltung zuzugehen.

Diese persönliche Erfahrung prägt mich und meine Arbeit  bis heute. Sie zeigt mir, dass Großzügigkeit gegenüber Ungewissheit ein echter Gamechanger ist.
Führungskräfte, die bereit sind, Sicherheit als Illusion zu entlarven, können neue Wege für sich und ihre Unternehmen erschließen – und die Zukunft als offenen Raum für Möglichkeiten sehen. Lust auf einen Austausch?



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