Wissen scheint heute überall und frei verfügbar zu sein. Ein Mausklick hier, eine App da, und schon fühlt man sich informiert.
Doch Vorsicht. Nichts ist umsonst. Viele Informationen bezahlen wir bereits heute mit Angaben über uns – und immer mehr Informationen werden hinter Paywalls versteckt. Der Zugang zu Wissen ist oft nur für diejenigen möglich, die es sich leisten können. Die vermeintliche Freiheit des Wissens ist eine große Illusion.
Die Digitalisierung hat das Potenzial, die Bildung radikal zu verändern, doch die Gefahr besteht, dass sie soziale Ungleichheiten weiter zementiert. Bereits heute haben Kinder aus finanziell schwachen Familien geringere Chancen, höhere Schulabschlüsse zu erreichen. Wenn der Staat künftig noch weniger in Bildung investiert und diese Aufgabe den Familien überlässt, wird sich diese Schere weiter öffnen. Bildung könnte dann für viele zu einem unerreichbaren Luxusgut werden.
Der Staat zeigt sich bislang wenig ambitioniert, diese Kluft zu überwinden. Förderunterricht und individuelle Unterstützung bleiben oft auf der Strecke - erst recht, wenn das Lernen ins Netz verlagert wird. Hier sind nicht nur staatliche Institutionen gefordert, sondern auch die Zivilgesellschaft. Es bedarf eines kollektiven Bewusstseins dafür, dass Wissen unser wichtigster Rohstoff ist. Der Zugang zu digitalem Wissen muss für alle gewährleistet sein, unabhängig von den finanziellen Mitteln.
Außerdem verlangt die Art, wie Wissen in einer digitalisierten Welt vermittelt wird, nach neuen Konzepten. Klassische Schulklassen und Hörsäle könnten bald der Vergangenheit angehören. Stattdessen müssen innovative, digitale Bildungsformate entwickelt werden, die allen zugänglich sind und individuelle Förderung ermöglichen. Die Herausforderung besteht darin, diese Formate so zu gestalten, dass sie nicht nur Informationen vermitteln, sondern auch kritisches Denken und kreatives Problemlösen fördern.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Bereitschaft, aus früheren Fehlern zu lernen. Die Einführung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) wird oft als Allheilmittel betrachtet, ohne dass die zugrunde liegenden Prozesse und Daten verbessert werden. Dies erinnert stark an die gescheiterten Versprechen von CIM und Industrie 4.0, die weit unter ihren Möglichkeiten blieben. Es braucht ein radikales Umdenken, das über bloße Technologie hinausgeht und tief in die Bildungsstrukturen eingreift.
Die Entwicklung von Visionen für die Bildung der Zukunft kann nicht an Maschinen delegiert werden. Es ist eine menschliche Aufgabe, die großen Fragen zu stellen und kreative Lösungen zu finden. Out-of-the-Box-Denken ist gefragt, um wirklich innovative Bildungsformate zu schaffen. KI kann hier unterstützend wirken, aber die eigentliche Herausforderung bleibt menschlich.
Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für die Wissensvermittlung, birgt jedoch auch das Risiko, soziale Ungleichheiten zu verschärfen. Es ist unerlässlich, dass der Zugang zu digitalem Wissen für alle gewährleistet wird und dass innovative Bildungsformate entwickelt werden, die über bloße Informationsvermittlung hinausgehen. Nur so kann der Rohstoff Wissen in einer zunehmend digitalisierten Welt voll ausgeschöpft werden.
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