Wie gesund ist die zunehmende Digitalisierung?
Wir leben in einem Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung, welche alle unsere Lebensbereiche immer stärker erfasst. Sei es im privaten Umfeld – zum Beispiel die sozialen Medien – oder im beruflichen Bereich das Thema Industrie 4.0.
Mit diesem Beitrag möchte ich mögliche negative, gesundheitliche Auswirkungen in der Arbeitsweilt durch die zunehmende Digitalisierung bewusst machen.
In der heutigen Zeit werden immer mehr Daten in immer kürzerer Zeit verarbeitet, damit verkürzt sich der Intervall, in welchem auf Veränderungen reagiert werden muss.
Dies bringt es mit sich, dass auf der einen Seite die Anforderungen an die Mitarbeiter ständig steigen und auf der anderen Seite sich die Stellenprofile der verschiedenen Positionen ständig verändern. Beides ist zumeist mit Unsicherheit verbunden, worauf die meisten Menschen zunächst ängstlich reagieren. Zukunftsängste in Verbindung mit Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit, welche durch den permanenten Wandel ausgelöst werden, können psychische Erkrankungen auslösen. Die Überforderung des ständigen Umlernens und die Furcht den eigenen Arbeitsplatz an eine Maschine zu verlieren, verringern bei immer mehr Menschen zudem die Widerstandskraft, was sie dann auch anfälliger für körperliche Symptome macht. Für Menschen, die dadurch unfreiwillig in Arbeitslosigkeit geraten, kann dies eine fortwährende Spirale nach unten bedeuten. Aus welcher sie sich nicht mehr selbstständig befreien können.
In den Bereichen, in denen die Digitalisierung bereits stark eingesetzt hat, sehen wir eine konstante Beschleunigung der Prozesse, die von immer weniger Mitarbeitern bewältigt werden muss, da man sich zumeist „schlanke“ Strukturen im Unternehmen vorgenommen hat. Wobei die zunehmende Beschleunigung bei immer mehr Menschen bereits die Belastungsgrenzen erreicht hat. Das Laufrad lässt sich dann nicht mehr schneller drehen, was sich ebenfalls auf die Gesundheit der Menschen auswirken kann. Viele Unternehmen nehmen dies aber in Kauf, da der Arbeitsmarkt im Moment einen großen Pool von Bewerbern bereit hält, um freiwerdende Stellen wieder neu zu besetzen.
Die Digitalisierung bringt auch eine immer stärkere Verwendung von Algorithmen mit sich, was zwei Dinge bedingt.
Zunächst steigt der Verwaltungsaufwand für Berichte/Protokolle und zweitens werden immer mehr Steuerungssysteme (z.B. Kennzahlensysteme) eingeführt, wodurch die Übergänge von Maschine zu Mensch kontrolliert werden sollen.
Die Welt wird durch diese Systeme abstrahiert und in Zahlenform gebracht, wodurch der Mensch zum Objekt wird, welches dann nach seinem Nutzen bewertet und behandelt wird. Es wird dann nicht mehr die Person gesehen, sondern deren Wert für das System.
Die Menschen beginnen dann häufig sich selbst mit diesen Maßstäben zu bewerten und richten ihr Handeln danach aus bzw. behandeln sie sich gegenseitig entsprechend ihrer Abbildung im System.
Die hier kurz beschriebenen Punkte tragen dann zusammen dazu bei, dass der Stress und die Gereiztheit in Unternehmen insgesamt steigt, was sich in weiterer Folge negativ auf das Arbeitsklima in Organisationen auswirken kann und damit zu einer weiteren Belastungsquelle wird.
Es geht mir mit diesem Beitrag nicht darum, dass es zu keiner Digitalisierung kommen soll, denn diese bietet viele Vorteile. Aber die Digitalisierung hat bereits spürbare gesundheitliche Konsequenzen für die Belegschaften, welche wir nicht ignorieren sollten.
Die Frage, die sich nun aber stellt ist, wie wir die Digitalisierungsprozesse gestalten können, dass der Mensch nicht hinter die Maschinen zurückfällt.
Weitere Inhalte
Kennst Du schon LeanNetwork?
-
Vernetze Dich mit LeanExpert:innen
-
Mach‘ Dein Lean-Portfolio sichtbar
-
Erfahre Neues aus der LeanCommunity
Janine Kreienbrink
Ich beschäftige mich seit Jahren damit, vom Kunden aus zu denken und interdisziplinäre Teams und interne Prozesse an den Kundenwünschen auszurichten.
Jörn Steinbeck
Jörn Steinbeckist Berater Gründer von oee.ai und Operations Berater. Mit Leidenschaft und Innovationsgeist begleitet er Unternehmen dabei, Prozesse zu optimieren und nachhaltige Erfolge zu erzielen. Sein Fokus liegt auf der Verknüpfung von Technologie, Menschen, Daten und Effizienz, um wegweisende Lösungen für die produzierende Industrie zu schaffen.
Weitere Inhalte auf LeanPublishing
Vergesst die Digitalisierung!
Wir haben wichtigeres zu tun, als hinter Technik herzulaufen. Wenn wir die schon jetzt überforderten Systeme und Menschen aus dem Nichts zusätzlich mit der Digitalen (und damit auch sozialen) …
Change ist der falsche Ansatz für die Digitale Transformation
Keine Frage, die Welt in der wir leben, ist Veränderung pur. Sie verändert sich kontinuierlich und wir mit ihr. Gleichzeitig gehen 2/3 aller geplanten Veränderungsinitiativen in Organisationen …
Fit für die Next Economy
4 Dinge, die Unternehmen von der Lean-Startup-Methodik lernen können
Business Systemics – Die Wertstromebene 1 im Unternehmen als VSM dargestellt
Dies ist der mittlerweile 4. Beitrag der Serie, in welcher ich für die Unternehmensführung einen neuen Denkrahmen aufbaue, in dem ich auf verbindende und integrierende Forschungsrichtungen, wie …
Kommentare
Bisher hat niemand einen Kommentar hinterlassen.
Kommentar schreiben
Melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen.
Teilen