Wie die Position2050 den Wandel in der Entsorgungsbranche beschleunigte
Zehn Jahre nach der Position2050 zieht Kerstin Müller, Leiterin eines städtischen Entsorgungsbetriebs, im Gespräch mit Götz Müller eine beeindruckende Bilanz. Die Konferenz war ein Wendepunkt, der ihren Betrieb entscheidend in Richtung Kreislaufwirtschaft lenkte. Besonders die Einführung geschlossener Materialkreisläufe für Baustoffe und die intensive Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft zählen zu den langfristigen Erfolgen.
Die Digitalisierung hat sich als Gamechanger erwiesen: Mithilfe von KI und digitalen Plattformen optimiert der Betrieb Abfallströme und verbessert die Umweltbilanz. Trotz verschärfter Regulierungen und hohem Kostendruck sieht Müller klare Fortschritte – Abfall wird zunehmend als Ressource verstanden. Für die Zukunft erwartet sie weitere Transformationen durch präventive Maßnahmen, technologischen Fortschritt und engere Kooperationen. Ihre Bilanz: große Herausforderungen, aber ebenso große Chancen.
Transkript zum Interview:
Götz Müller: Frau Müller, es ist nun zehn Jahre her, dass Sie an der Position2050 teilgenommen haben. Welche langfristigen Auswirkungen hatte die Konferenz auf Ihre Arbeit?
Kerstin Müller: Die Position2050 war ein Wendepunkt für mich und unseren Betrieb. Sie hat uns geholfen, mutigere Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft zu gehen und neue Kooperationen aufzubauen. Wir haben damals viele Impulse mitgenommen, die heute fest in unserer Strategie verankert sind. Besonders der Austausch mit anderen Branchen hat uns neue Perspektiven eröffnet, die wir erfolgreich umgesetzt haben.
Götz Müller: Können Sie uns ein konkretes Beispiel für diese Impulse geben?
Kerstin Müller: Ein zentrales Ergebnis war die Einführung eines geschlossenen Materialkreislaufs für Baustoffe. Aus Bauabfällen stellen wir heute neue Materialien her, die direkt wiederverwendet werden können – und das in Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft. Dieser Ansatz war damals ein visionäres Konzept, das wir nach der Position2050 mit Nachdruck vorangetrieben haben. Heute ist es ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit.
Götz Müller: Wie haben sich die politischen Rahmenbedingungen seit der Position2050 entwickelt?
Kerstin Müller: Die Regulierung ist weiter verschärft worden, was uns zunächst vor große Herausforderungen gestellt hat. Aber durch die klareren Vorgaben hatten wir auch eine stärkere Orientierung, was notwendig ist. Zudem haben neue Förderprogramme und Steueranreize den Wandel erleichtert. Dennoch bleibt der Kostendruck bestehen, vor allem weil die Investitionen in neue Technologien immens sind.
Götz Müller: Was hat sich im Bereich der Digitalisierung in Ihrem Betrieb verändert?
Kerstin Müller: Die Digitalisierung ist heute das Rückgrat unserer Arbeit. Wir nutzen KI, um Abfallströme zu analysieren und Recyclingprozesse zu optimieren. Außerdem haben wir eine digitale Plattform eingeführt, die Bürgern hilft, Abfälle korrekt zu trennen, und gleichzeitig die Abholzyklen bedarfsorientiert anpasst. Das spart nicht nur Kosten, sondern verbessert auch die Umweltbilanz erheblich.
Götz Müller: Wie hat sich das Thema Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt, und wo steht Ihr Betrieb heute?
Kerstin Müller: Die Kreislaufwirtschaft ist mittlerweile fest in unserer Gesellschaft verankert. Wir haben gelernt, Abfall nicht als Problem, sondern als Ressource zu betrachten. Heute schließen wir Stoffkreisläufe für Materialien, die vor zehn Jahren noch auf Deponien gelandet wären. Außerdem arbeiten wir enger mit Herstellern zusammen, um Produkte so zu designen, dass sie leichter recycelt werden können.
Götz Müller: Wie sehen Sie die Zukunft der Entsorgungsbranche in den nächsten zehn Jahren?
Kerstin Müller: Die Branche wird sich weiter transformieren müssen, vor allem durch den Klimawandel und die knapper werdenden Ressourcen. Ich glaube, dass wir stärker in Richtung präventiver Maßnahmen gehen werden, etwa durch Produktdesign und Verbrauchsreduktion. Gleichzeitig werden technologische Innovationen wie chemisches Recycling und KI unsere Arbeit weiter verändern. Wir stehen vor großen Aufgaben, aber auch vor spannenden Chancen.
Götz Müller: Vielen Dank, Frau Müller, für diesen aufschlussreichen Rückblick. Es ist beeindruckend, wie viel sich durch Ihre Arbeit und die Impulse der Position2050 verändert hat.
Kerstin Müller: Vielen Dank. Es war eine intensive, aber lohnenswerte Reise, und ich bin stolz darauf, was wir gemeinsam erreicht haben. Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen.
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