Resilienz und strategische Weitsicht als Erfolgsfaktor
Im Jahr 2035 blickt Thomas Weber, Nachhaltigkeits- und Innovationsmanager NeoIndustries SE und Teilnehmer der Konferenz Position2050 im Gespräch mit Götz Müller auf eine transformative Dekade zurück. Damals stand sein Unternehmen vor enormen Herausforderungen: fragile globale Lieferketten, geopolitische Unsicherheiten und zunehmender regulatorischer Druck belasteten besonders den Mittelstand. Die Konferenz vermittelte ihm den zentralen Gedanken, dass Resilienz mehr bedeutet als Kostenkontrolle – sie verlangt strategische Weitsicht, Innovationsförderung und die Reduzierung von Abhängigkeiten.
Nach der Konferenz analysierte Weber systematisch die Lieferketten seines Unternehmens, diversifizierte sie und stärkte die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Zugleich investierte er in neue Technologien und baute eine Innovationsstrategie auf, die langfristige Stabilität sicherstellte. Besonders durch den Fokus auf Digitalisierung erzielte das Unternehmen nachhaltige Effizienz- und Transparenzgewinne. Auch regulatorische Herausforderungen wurden offensiv angegangen: Ein spezialisiertes Team sicherte nicht nur Compliance, sondern nutzte Subventionen strategisch.
Diese Maßnahmen veränderten nicht nur die Strukturen, sondern auch die Unternehmenskultur. Weber betont, wie wichtig es war, die Belegschaft einzubinden und Führungskräfte zu entwickeln, um langfristiges Denken auf allen Ebenen zu fördern. Heute sieht er den größten Erfolg der Transformation in der verbesserten Krisenbewältigung, gesteigerter Innovationskraft und der Erschließung neuer Märkte.
Der Austausch mit anderen Führungskräften auf der Konferenz war für Weber ebenfalls essenziell. Gemeinsam entwickelte Lösungen und langjährige Kooperationen halfen, den Wandel voranzutreiben. Sein Rat an heutige Führungskräfte: Strategische Flexibilität, Investitionen in Innovation und ein kontinuierlicher Dialog über Branchen hinweg sind die Schlüssel, um den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu begegnen.
Transkript zum Interview:
Götz Müller: Herr Weber, vor zehn Jahren nahmen Sie an einer Konferenz, der Position2050 teil, die sich mit wirtschaftlicher Resilienz und strategischer Flexibilität beschäftigte. Wie sah Ihre Ausgangssituation damals aus?
Thomas Weber: Unsere Branche befand sich in einem schwierigen Umfeld. Globale Lieferketten waren fragil, und die wirtschaftliche Unsicherheit durch geopolitische Entwicklungen nahm zu. Hinzu kamen die regulatorischen Herausforderungen, die besonders den Mittelstand belasteten. Wir mussten uns fragen: Wie bleiben wir langfristig wettbewerbsfähig, ohne unsere Flexibilität zu verlieren?
Götz Müller: Welche Erkenntnisse haben Sie damals von der Konferenz mitgenommen?
Thomas Weber: Es wurde deutlich, dass Resilienz nicht nur eine Frage der Kostenkontrolle oder Effizienz ist. Es geht darum, ein Unternehmen strategisch so aufzustellen, dass es nicht nur auf Krisen reagieren, sondern proaktiv agieren kann. Besonders beeindruckt hat mich der Ansatz, Innovationen gezielt zu fördern und gleichzeitig Abhängigkeiten in der Lieferkette zu reduzieren.
Götz Müller: Was war der erste Schritt, den Sie nach der Position2050 unternommen haben?
Thomas Weber: Wir haben unsere Lieferketten genau unter die Lupe genommen. Es ging darum, Risiken zu identifizieren und zu diversifizieren. Parallel dazu haben wir eine Innovationsstrategie entwickelt, die auf langfristige Stabilität ausgerichtet war. Das bedeutete, in neue Technologien zu investieren, die nicht nur kurzfristige Gewinne versprachen, sondern uns zukunftsfähig machen.
Götz Müller: Wie haben Sie konkret die Lieferketten optimiert?
Thomas Weber: Wir haben uns breiter aufgestellt. Statt auf wenige große Zulieferer zu setzen, haben wir kleinere, regionale Partner stärker eingebunden. Das hat nicht nur die Resilienz erhöht, sondern auch die Zusammenarbeit verbessert. In manchen Bereichen haben wir sogar Teile der Produktion zurück ins Unternehmen geholt, um unabhängiger zu werden.
Götz Müller: Sie sprachen von Innovationen. Welche Rolle haben diese in den letzten Jahren gespielt?
Thomas Weber: Innovation war für uns der Schlüssel zur Stabilität. Wir haben gezielt in Forschung und Entwicklung investiert und Partnerschaften mit Start-ups aufgebaut. Das hat uns nicht nur neue Produkte gebracht, sondern auch geholfen, effizienter und nachhaltiger zu werden. Besonders im Bereich der Digitalisierung haben wir große Fortschritte gemacht, was unsere Prozesse flexibler und transparenter gestaltet hat.
Götz Müller: Sie haben auch den regulatorischen Druck angesprochen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Thomas Weber: Ein wichtiger Punkt war, den Regulierungen nicht nur hinterherzulaufen, sondern ihnen einen Schritt voraus zu sein. Wir haben ein internes Team aufgebaut, das sich ausschließlich mit Compliance und strategischer Regulierung beschäftigt. Dadurch konnten wir Subventionen gezielt nutzen und bürokratische Hürden besser managen.
Götz Müller: Welche Auswirkungen hatten diese Veränderungen auf die Unternehmenskultur?
Thomas Weber: Es hat eine Kultur der langfristigen Denkweise geschaffen. Unsere Mitarbeiter verstehen heute besser, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden, und sind stärker eingebunden. Wir haben auch in Führungskräfteentwicklung investiert, um sicherzustellen, dass diese Weitsicht auf allen Ebenen verankert ist.
Götz Müller: Was würden Sie sagen, war der größte Erfolg dieser Transformation?
Thomas Weber: Der größte Erfolg ist unsere heutige Stabilität. Wir haben Krisen in den letzten Jahren besser bewältigt als viele unserer Wettbewerber. Zudem sind wir innovativer geworden und haben uns neue Märkte erschlossen. Ohne die Impulse der Konferenz hätten wir diesen Weg vielleicht nicht so konsequent eingeschlagen.
Götz Müller: Welche Rolle spielte der Austausch mit anderen Führungskräften auf der Konferenz?
Thomas Weber: Der Austausch auf der Position2050 war enorm wertvoll. Zu sehen, dass andere Unternehmen ähnliche Herausforderungen hatten, aber auch kreative Lösungsansätze entwickelten, hat uns inspiriert. Einige Kontakte bestehen bis heute, und es gibt regelmäßige Kooperationen.
Götz Müller: Zum Abschluss: Was würden Sie heutigen Führungskräften raten, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen?
Thomas Weber: Seien Sie vorausschauend und flexibel. Resilienz entsteht nicht über Nacht, sondern durch eine klare, langfristige Strategie. Investieren Sie in Innovation, aber vergessen Sie dabei nie, Ihre Lieferketten und Strukturen zu hinterfragen. Und vor allem: Bleiben Sie im Dialog mit anderen Führungskräften – oft liegen die besten Ideen außerhalb der eigenen Branche.
Götz Müller: Herr Weber, vielen Dank für Ihre Einblicke und die spannenden Erfahrungen!
Thomas Weber: Sehr gerne. Es zeigt sich immer wieder: Wer heute die richtigen Impulse setzt, ist morgen einen entscheidenden Schritt voraus.
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