Raus aus der Fabrik: Wertschöpfung endet nicht am Werkstor

Raus aus der Fabrik: Wertschöpfung endet nicht am Werkstor

Die Produktion, das Herzstück der Wertschöpfung, vereint Mensch und Maschine, Energie und Information. Doch dies ist keineswegs auf Fabriken beschränkt. Wertschöpfung geschieht überall: im Handwerk, im Gesundheitswesen, in der Gastronomie, auf dem Bau und sogar im Handel. Wie beispielsweise in der Bäckerei, wo am Point of Sale aus vorproduzierten Teiglingen unter den Augen der Kunden frische Brötchen werden.

#ChannelS
12. August 2024 um 15:57 Uhr in ChannelS von Prof. Dr. Andreas Syska
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Doch das gängige Verständnis von Produktionsmanagement will davon nichts wissen. Es reduziert sich auf die industrielle Fertigung, als ob Wertschöpfung nur innerhalb von Fabrikmauern existieren würde.

Ein Blick in die Lehrbücher zeigt außerdem, dass das Produktionsmanagement fast ausschließlich die industrielle Stückfertigung behandelt. Es ist nichts anderes als ein Maschinenbau-Management. Diese Einengung spiegelt sich auch in den PPS-Systemen wider und erklärt, warum „Industrie 4.0“ besser als „Maschinenbau 4.0“ bezeichnet werden sollte. Ein Seitenhieb? Vielleicht. Aber notwendig. Die bestehenden Systeme und Denkweisen übersehen die Tatsache, dass echte Wertschöpfung nicht am Werkstor endet.

Das Ziel muss sein, Produktionsmanagement neu zu denken. Es sollte sich zu einem umfassenden Wertschöpfungsmanagement entwickeln, das alle Bereiche der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens einbezieht. Die Prinzipien der schlanken Produktion sind nicht nur für Fabriken gedacht. Ihre Anwendung könnte auch in Handwerk, Gastronomie und Bauwesen dringend benötigte Effizienzgewinne bringen. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel könnte damit entschärft werden.

Die Produktion muss raus aus der Fabrik! Wenn die Prinzipien der schlanken Produktion überall Einzug hielten, könnte die Nachfrage nach Lean-Experten explodieren. Produktionsmanager würden im Rampenlicht stehen. Die damit verbundene Herausforderung wäre zwar groß, aber Ausdruck eines tiefen Vertrauens in ihre Fähigkeiten. Der Gewinn wäre für alle greifbar.

Ein umfassenderes Verständnis von Produktion könnte die Effizienz in vielen Branchen steigern; der Nutzen für die Gesellschaft wäre enorm.

Es ist Zeit, die Prinzipien und Regeln der Wertschöpfung neu zu denken.

Und das nicht nur wegen der frischen Brötchen.



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