Nemos feine Locken - Folge 82

Nemos feine Locken - Folge 82

Dr. Nemo fährt mit seiner Gattin Fortunata im gelben Bentley MK VI, einem Klassiker von 1947 und ein Geschenk des Sohnes von Albert I., König von Belgien an den damals jugendlichen Dr. Nemo. Man ist auf der Fahrt zum Friseur Fortunatas.

#WMIA
Podcast, 10. Juni 2018 um 17:09 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Solche Fahrten zum Friseur und das Prozedere dort haben für manche Damen Kultcharakter und Spötter behaupten, dies sei eine weibliche Methode, den Kopf mal wieder in Ordnung zu bringen.

Ob das nun stimmt, sei dahingestellt.

Im Folgenden hören wir den Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Dr. Nemo und seiner Frau Fortunata. Eigentlich ist es hochgradig privatissime. Es wurde jedoch dem Interviewer über WMIA-Leaks zugespielt.

Nemo: „Lässt Du Dir mal wieder Löckchen drehen?“

Fortunata, der diese typische Machoanspielung auf ein natürliches und menschliches Pflegebedürfnis nicht entgeht: „Nemo, es kommt nicht darauf an, wie viele Locken man auf, sondern wie viele man im Kopf hat.“

Ein kluger Mann, und das wird man Dr. Nemo unterstellen, antwortet auf solche weiblichen Spitzen mit einem diplomatischen „Mmmh“… alle anderen Antworten wären angesichts des weithin verbreiteten weiblichen Umgangs mit Logik oder deren Gegenteil vergebens …

Fortunata schmunzelt. Hat ihr Gatte ihr doch eine schöne Steilvorlage dafür geliefert, ihn mal etwas aufs Korn zu nehmen: „Nemo, hast du überhaupt Locken im Kopf?“

Nemo lacht. „Was meinst Du mit Locken?“

Fortunata: „Na Locken eben, solche, die einem mit der Brennschere gelegt werden. Sozusagen, eingebrannt und haltbar bis zum …“

Nemo unterbricht Fortunata: „Du meinst Bildung?“

Fortunata: „Knapp ein Treffer, mein Geliebter.“

Nemos Augen leuchten. Nach 30 Jahren Ehe mal wieder „Geliebter“ genannt zu werden, ist schon bemerkenswert … Und wenn Nemo so wie jetzt gut gelaunt und von Fortunata inspiriert ist, dann fallen ihm Lieder ein, dann singt er für sie … wie jetzt jenes Chanson von Adamo „Eine Locke von deinem Haar, Une Mèche De Cheveux“.

Fortunata: „Wie schön du singst … Aber mein lieber Nemo, Du lenkst ab, du alter Charmeur … was ist mit den Locken in Deinem Kopf?“

Nemo: „Du meinst meine geistige Frisur …?“

Fortunata: „Ja!“

Nemo: „Alles vom Feinsten. Beste Schulen und Examina!“

Fortunata: „Ich weiß, aber das meine ich nicht …

Nemo: „Also, was willst du? Ist doch alles gut!“

Der Bentley muss anhalten. Auf der Strasse vor dem Friseurgeschäft ist ein Zirkus aufgebaut.

Im blauen Licht der Manege steht eine grazile Reiterin im diamantenbestickten Glitzerkleid auf einem galoppierenden Schimmel. Mit einer Hand, fast spielerisch und doch gekonnt hält sie die Zügel. Die schlanken Beine balancieren wippend auf dem Pferderücken. Das Pferd und sie sind eins … so scheint es.  Ein flackernder Scheinwerfer wandert mit den Trommelwirbeln und dröhnenden Trompeten der sorgsam livrierten Kapelle mit ihr im Kreis, Staub der Manege wirbelt auf und es riecht großzügig nach dem Puder der Künstler. Elvira, die Reiterin, sie winkt den beiden zu. Der Clown purzelt in die Logen und verteilt buntes Konfetti über die fröhlich kreischenden Kinder und natürlich Karamellbonbons zur Freude der anwesenden Zahnärzte und zum Leid der Milchzähne, die den erwachsenen Beißerchen jetzt weichen werden.

Nemo flüstert Fortunata ins Ohr: „Was soll das? Hast du das inszeniert, es geht also gar nicht um den Friseur.“

Fortunata: „Es geht nicht immer um das, was Du denkst, worum es geht!“

Nemo: „Das ist Elvira? Hätte ich nicht gedacht!“

Fortunata: „Das kann man auch nicht denken, was Du hier siehst …“

Nun, um in der Dramaturgie dieser Interviews zu bleiben … Nemo muss zum nächsten Termin.

Wir hören sicher von ihm und dem weltgrößten Unternehmen, WMIA Incorporated am nächsten Dienstag …



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