Hoshin Kanri: Management von Zielen und Plänen

Hoshin Kanri: Management von Zielen und Plänen

Unternehmen, die mit zahlreichen Zielen konfrontiert sind, aber in der Umsetzung wenig Fortschritt und Wirkung sehen sowie auf wenig Begeisterung und Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter stoßen, finden oft in der Hoshin Kanri Methode einen Weg, diese Herausforderungen zu bewältigen. Hoshin Kanri ist ein japanischer Ansatz des Ziel-Entfaltungs-Managements, wobei Hoshin so viel bedeutet wie „Kompassnadel“ und Kanri so viel wie „Management“ beziehungsweise „Steuerung“. Diese Methodik zählt zu den bedeutendsten im Lean Management und ermöglicht eine ganzheitliche Umsetzung von Strategien und Verbesserungsmaßnahmen in Unternehmen.

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Podcast, am 22. 11. 2023 in LeanMagazin von LKB Redaktion


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Bedeutung von Hoshin Kanri

Hoshin Kanri gilt als ein leistungsstarkes Instrument, um alle Hierarchieebenen einer Organisation in die Zielerreichung einzubinden. Die Methode zielt darauf ab, dass alle Mitarbeiter gemeinsam an der Umsetzung der Unternehmens- und Jahresziele arbeiten. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Vision des Unternehmens – wohin es in den kommenden Jahren strebt oder welche langfristigen Ziele es verfolgt – in greifbare und erreichbare Zwischenziele, wie beispielsweise Jahres- oder Durchbruchziele, umgesetzt wird. Im Unterschied zu herkömmlichen Ansätzen werden diese Ziele nicht rein hierarchisch, sondern in enger Kooperation mit den beteiligten Führungskräften anhand der betrieblichen Prozesse definiert.

Anwendung von Hoshin Kanri

Die Hoshin Kanri Methode startet mit der Entwicklung der Unternehmensvision durch das Top-Management. Die Vision gibt an, in welche Richtung das Unternehmen langfristig strebt. Aus dieser Vision werden dann konkrete Ziele, Quartals- und Jahresziele abgeleitet. Im Fokus steht nicht nur die Vorgabe der Ziele von oben nach unten, sondern auch die intensive Einbindung der betroffenen Teams in die Zielformulierung und -umsetzung anhand der zugrundeliegenden Prozesse.

Plan-Do-Check-Act in Hoshin Kanri

Die Umsetzung von Hoshin Kanri erfolgt oft in Anlehnung an den Plan-Do-Check-Act (PDCA) Zyklus. In der Planungsphase werden die Ziele und Maßnahmen basierend auf der Unternehmensvision festgelegt. Daraufhin folgt die Umsetzung, in der Prozesse und Abläufe entsprechend angepasst werden, um die festgelegten Ziele zu erreichen. In der Prüfungsphase wird der Fortschritt überwacht und geprüft, ob die gesteckten Ziele erreicht werden. Schließlich folgt die Handlungsphase, in der die erzielten Verbesserungen und Prozesse langfristig implementiert werden.

Die X-Matrix in Hoshin Kanri

Eine verbreitete visuelle Darstellungsform in der Anwendung von Hoshin Kanri ist die X-Matrix. Diese Matrix visualisiert die Zusammenhänge der verschiedenen Ziele und Maßnahmen. In der Mitte befindet sich die Unternehmensvision, während in den vier Quadranten die langfristigen Planungen, die kurzfristigen Ziele, die strategischen Maßnahmen und die entsprechenden Kennzahlen abgebildet sind. Diese Matrix bietet einen klaren und kompakten Überblick über die Ziele und Prozesse.

Die Bedeutung von Catchball und weiteren Prozessen

Catchball spielt eine entscheidende Rolle in der Hoshin Kanri Methode. Dabei geht es darum, dass Mitarbeiter kontinuierlich Feedback über den Fortschritt an ihre Vorgesetzten geben. Dieser Austausch ermöglicht eine flexible und stetige Anpassung der Ziele und Prozesse an die Praxiserfahrungen.

Die sieben Schritte der Hoshin Kanri Planung

Die Hoshin Kanri Planung ist ein strukturierter Prozess, der sich in sieben wesentliche Schritte unterteilt. Diese Schritte helfen Unternehmen dabei, ihre Ziele klar zu definieren, zu kommunizieren und in die Tat umzusetzen.

1. Entwicklung der Unternehmensvision
Die Entwicklung der Unternehmensvision ist der Ausgangspunkt von Hoshin Kanri. Diese Vision definiert, wohin das Unternehmen langfristig strebt und welche Probleme oder Bedürfnisse es für seine Kunden lösen will. Die Vision sollte inspirierend und klar formuliert sein, um die Richtung für die gesamte Organisation vorzugeben. In der Regel wird die Unternehmensvision von den führenden Verantwortlichen entwickelt und gibt den langfristigen Kurs des Unternehmens vor.

2. Formulierung von Durchbruchszielen
Basierend auf der Unternehmensvision werden die Durchbruchsziele festgelegt. Diese Ziele sind entscheidend für die Verwirklichung der Unternehmensvision und gehen oft über das Tagesgeschäft hinaus. Sie sollen dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und sind oft Herausforderungen, die weit über die internen Kompetenzen des Unternehmens hinausgehen. Die Formulierung dieser Ziele erfordert kreatives Denken und die Identifizierung von Innovationsmöglichkeiten.

3. Definition von Jahreszielen und Erreichungsplanungen
Die Durchbruchsziele sind oft langwierig und bedürfen eines strukturierten Plans, um sie zu erreichen. Daher werden diese Ziele in kleinere, handhabbare Schritte aufgeteilt. Jahresziele und deren Erreichungsplanung bilden die Brücke zwischen den weitreichenden Durchbruchszielen und den operativen Abläufen. Diese Schritte helfen dabei, die strategischen Ziele in realistische, umsetzbare Maßnahmen zu übersetzen.

4. Aufteilung der Zuständigkeiten zur Erreichung der Quartalsziele
Die Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der Quartalsziele werden klar definiert. Um die Durchbruchsziele zu erreichen, müssen alle Ebenen und Abteilungen des Unternehmens zusammenarbeiten. Die genaue Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder an einem Strang ziehen und auf die Erreichung der Ziele hinarbeiten.

5. Entwicklung und Umsetzung von Prozessverbesserungen
Die Umsetzung und Entwicklung von Prozessverbesserungen ist der aktive Schritt, der die Strategie in die Praxis umsetzt. Diese Phase beinhaltet die konkrete Umsetzung von Maßnahmen und Veränderungen in den betrieblichen Abläufen. Hier ist die Mitarbeit aller Teammitglieder gefragt, um die gesetzten Ziele zu erreichen.

6. Monatliche Rücksprache und Feedback
Die regelmäßige Kommunikation und Rückmeldung über den Fortschritt sind entscheidend, um den Überblick über die Zielerreichung zu behalten. Die monatlichen Rücksprachen dienen der Bewertung der Fortschritte und Problemlösung. Hierbei werden Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt, um zu gewährleisten, dass die Ziele weiterhin praxisnah und realisierbar sind.

7. Jahresrückblick und Auswertung
Am Ende des Jahres erfolgt die umfassende Auswertung der Ergebnisse im Vergleich zu den vorab definierten Jahreszielen. Diese Auswertung bildet die Basis für die Reflexion der Unternehmensvision. Sie ermöglicht eine Analyse der Zielerreichung und identifiziert Bereiche, in denen Anpassungen oder Verbesserungen notwendig sind.

Diese sieben Schritte bilden das Rückgrat der Hoshin Kanri Planung und dienen der strukturierten und methodischen Umsetzung von Unternehmenszielen. Sie ermöglichen eine klare Definition, Kommunikation, Umsetzung und Überprüfung der Unternehmensstrategie und sind integraler Bestandteil einer effektiven Anwendung von Hoshin Kanri.

Entstehung und Einflüsse

Die historische Entwicklung von Hoshin Kanri reicht zurück bis in die 1950er Jahre in Japan, als es als strategisches Planungssystem entwickelt wurde. Ursprünglich basierte es auf dem von Deming geprägten PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act), der als Qualitätsmanagement-Methode für kontinuierliche Verbesserung diente. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass Hoshin Kanri nicht von einer einzigen Person oder Quelle entwickelt wurde, sondern vielmehr durch die Integration und Evolution verschiedener Konzepte und Ansätze entstand.

  • Total Quality Management (TQM) und PDCA: Die Ideen des Total Quality Managements und der PDCA-Zyklus, die von W. Edwards Deming und anderen Qualitätsmanagement-Theoretikern entwickelt wurden, hatten einen maßgeblichen Einfluss auf die Anfänge von Hoshin Kanri. PDCA legte den Grundstein für kontinuierliche Verbesserung und lieferte die Struktur für zyklische Planungs- und Verbesserungsprozesse.
  • Demokratisierung des Managements in Japan: In den 1950er und 1960er Jahren gab es in Japan eine Veränderung im Managementstil, weg von autoritären Hierarchien hin zu mehr Beteiligung der Mitarbeiter. Hoshin Kanri passte gut in diese neue Managementphilosophie, da es die Einbindung aller Ebenen einer Organisation in den Planungsprozess förderte.
  • Unternehmenspraktiken in Japan: In der Folge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg suchten japanische Unternehmen nach effektiven Methoden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Hoshin Kanri wurde entwickelt, um diese Ziele zu unterstützen und eine bessere Verknüpfung von Unternehmenszielen und operativen Maßnahmen zu ermöglichen.

Fazit: Hoshin Kanri ist eine effektive Methode, um Unternehmen auf einen klaren und effizienten Weg zur Zielerreichung zu führen. Die Einbindung aller Hierarchieebenen und die Ausrichtung auf die Unternehmensvision machen es zu einem leistungsstarken Werkzeug im modernen Management. Die visuellen Darstellungen, wie die X-Matrix, schaffen Transparenz und Klarheit über die Unternehmensziele und -prozesse. Durch kontinuierliche Anpassungen und die Feedback-Schleifen wird sichergestellt, dass die gesetzten Ziele praxisnah und erfolgreich umgesetzt werden können. Heute wird Hoshin Kanri in verschiedenen Branchen weltweit eingesetzt und kontinuierlich weiterentwickelt, um den sich ändernden Anforderungen und Herausforderungen von Organisationen gerecht zu werden. Es bleibt ein wirksames Instrument zur Planung, Umsetzung und Kontrolle von Unternehmenszielen und zur Förderung kontinuierlicher Verbesserung.



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