35. Episode

35. Episode

Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist. (John Dewey)

#leantransformation
Podcast, 08. März 2019 um 05:30 Uhr in LeanTransformation von Lean Knowledge Base


Das Gespräch mit Ernst Krauss hallt noch immer laut in Franz Großmanns Kopf nach. Wie hat es nur dazu kommen können, dass sich der "Alte" von Weissenegger so hat beeinflussen lassen?! Und morgen dann auch noch ein weiteres Gespräch.

Dieses jedoch  mit der Steiner. Ach, soll die doch IHRE Liefertreue messen wie sie will. Ihn geht das ehe nichts an, denn mit dem Vertrieb hat er ja mal rein gar nichts zu tun.
Viel wichtiger war da doch das vorhin von und zu Ernst Gesagte …

Auch Franziska Steiner denkt schon an das morgige Gespräch. Und dies mit einem eher unguten Gefühl.

Ist sie doch schon einmal mit Franz Großmann heftig aneinander geraten. Und nur zu gut kann sie sich an jenen Tag erinnern: Großmann kam in ihr Büro, um einen Liefertermin zu verschieben, weil die Produktion diesen - wie immer häufiger - nicht halten konnte. Im Grunde daher nichts besonderes, doch hatte sie anhand des gerade erstellten Prozessfließbilds zum Auftragsdurchlauf IHM zum ersten Mal erklärt, dass er sich dafür zunächst an die Planung wenden müsse (siehe Episode 17). Das alleine hatte genügt.

Franziska bezweifelt, dass sie in der kommenden Nacht gut schlafen würde, obwohl sie überzeugt ist, dass sie sich ausreichend auf das Gespräch vorbereitet hat. Denn schließlich ist es ihr sehr wichtig, auch Franz Großmann mit ins Boot zu holen.

Als der nächste Tag bei der Krauss GmbH & Co. KG anbricht, wird jedoch umgehend deutlich, dass dies kein Tag wie jeder andere werden würde: Denn Franz Großmann hat sich krank gemeldet. Und das hat es ihres Wissens noch nie gegeben! Franziska Steiner weiß nicht, ob sie nun lachen oder weinen soll? Doch eines weiß sie ebenfalls nur zu gut: Sie musste auch ohne Großmann weiterkommen.

Nach kurzer Abstimmung mit Frank Weissenegger geht Franziska dann auch umgehend zum Meeting mit Alois Mayrhofer, Jakob Jandl und Max Gruber. Dort möchte sie ihre gemachten Beobachtungen mit der ‚doppelten Buchführung‘ der Aufträge in der Produktion erläutern und auf die Auswirkungen dieser aufmerksam machen.

Schon nach den ersten Sätzen beschleicht Franziska Steiner das Gefühl, dass sich die drei Herren ertappt fühlen.

Hatten diese doch über Jahre hinweg ein „Excel-System“ konzipiert, mit eben den Mitteln, die so schön einfach zu handhaben sind und die alle im Schlaf beherrschen. Die Bedienung der umfangreichen, aber damit in den Augen der Herren eher ‚unpraktischen‘ Auftragsbearbeitungssoftware hatten diese somit nach und nach auf das absolut Notwendige reduziert. Sie erkennen aber anhand Franziska Steiners Erklärungen, dass es für korrekte Informationen - gerade den Kunden gegenüber - so immer wieder zu falschen Angaben kommt. Und insbesondere Jakob Jandl ist sich durch die Erlebnisse und Erfahrungen der vergangenen Monate bewusst geworden, wie wichtig ein richtiger Umgang mit dem Kunden ist. Gerade auch für den Fortbestand des eigenen Unternehmens.

So fällt es Franziska Steiner leicht, die Herren von einer Veränderung der Buchungsabläufe zu überzeugen. Und noch während der Besprechung vereinbaren sie, dass möglichst zügig

  • Franziska Steiner sie bei der detaillierten Aufnahme und Beschreibung ihrer Buchungsprozesse unterstützt. Denn sie ist nicht betriebsblind.
  • durch einen IT-Mitarbeiter die Zusammenhänge im Auftragsbearbeitungssystem allen erklärt und die notwendigen Anforderungen an alle Bediener daraus abgeleitet werden
  • und daraus nutzerbezogenen (Nach-)Schulungen durchgeführt werden.

Bis zum Abschluss der Maßnahmen dürfen die Exceldateien noch weiter verwendet werden, doch müssen schon – ab sofort - bestimmte Eintragungen ins Auftragsbearbeitungssystem parallel erfolgen, um zumindest die wesentlichen Informationen stets aktuell verfügbar zu haben.

Und damit würde dann auch erstmals die Möglichkeit bestehen, aus bestimmten Auftrags- und Datumsdaten die Liefertreue zu ermitteln.

Noch während der sich anschließenden, internen Diskussion, welches Datum schließlich als Bezugsdatum verwendet werden soll - das Kundenwunschdatum oder das mit dem Kunden vereinbarte Datum - kann man sich für das vereinbarte Kundendatum entscheiden. Was die letzte Grundlage schafft, um mit einer regelmäßigen Messung der Liefertreue zu beginnen.

Die Messung der Liefertreue ist das eine, die Gründe für einen Lieferverzug jedoch die Kehrseite der Medaille. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen aller Beteiligten können diese jedoch zusammengetragen und noch während des Meetings im Auftragsbearbeitungssystem hinterlegt werden, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen. Und die Pareto-Analyse zeigt dann auch deutlich anhand eines Diagramms auf, welche die wirklichen Treiber und Hauptgründe sind. Und damit Ansatzpunkte, um gezielte Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten.

Nun hat die Krauss GmbH & Co. KG erstmals eine seriöse und belastbare Kennzahl für die Liefertreue verfügbar, doch bleiben noch die dunklen Wolken um den wichtigen Kunden RomChim.

Hier ist jedoch Bernd Krauss gefragt. Seine ersten Überlegungen, ob eine ‚interne’, Kapazitätserweiterung aufgrund der bereits erfolgten Maßnahmen möglich ist, möchte er mit seinem Schwager Frank Weissenegger besprechen (siehe Episode 33).  
Dieser sieht auch grundsätzlich Potenziale, nur kann auch er diese gegenwärtig noch nicht hinreichend in konkrete Zahlen fassen.

Weissenegger erläutert seinem Schwager, dass die 5S/A-Aktion bereits zu kürzeren Durchlaufzeiten und einem leichten Anstieg des Outputs geführt hat, jedoch noch weitere Maßnahmen wie z.B. OEE, schnelles Rüsten, Überprüfung der Losgrößen, Entkopplung der Fertigungskette in Vor- und Endmontage ergriffen werden müssen. Denn nur so kann es – seiner Meinung nach - möglich werden, die notwendige und damit gewünschte Erhöhung der Produktionsleistung zu erreichen.
Aber er macht seinem Schwager Bernd auch deutlich, dass alle diese Themen sich nicht kurzfristig und mal eben neben der laufenden Produktion abarbeiten lassen. Und dass zunächst mit Hinblick auf die zusätzlichen Bedarfe der RomChim eine Strategie von ihnen entwickelt werden musste, wie sie gegenüber der RomChim argumentieren könnten.

  • Erläuterung des neuen Qualitätsbewusstseins bei der Krauss GmbH & Co. KG
  • Beschreibung der ersten Erfolge
  • Strukturierter Plan mit weiteren Verbesserungsmaßnahmen
  • Temporäre Einführung von Nacht- bzw. Wochenendschichten, um den zusätzlichen Bedarf abdecken zu können, sofern RomChim einen mehrjährigen Liefervertrag mit der Krauss GmbH & Co. KG eingeht

Und dass dies alles am besten vor Ort und damit bei und mit dem Kunden dargestellt werden müsste.

Dessen ist sich Bernd bewusst, hatte er doch bereits selbst einen Besuch der RomChim in Augenschein gefasst. Doch handelt es sich bei RomChim nicht nur um (irgend-) einen, für die Krauss GmbH & Co. KG wichtigen Kunden. Denn RomChim hatte sein Vater selbst vor langer Zeit als Kunden gewonnen und viele Jahre persönlich betreut.

Bernd möchte – nicht zuletzt aus diesem Grund - gerade hier eine gemeinsame Strategie mit seinem Vater absprechen. Und zusätzlich wird er sich so von seinem Vater eine Einschätzung einholen können, wie RomChim wohl auf diese Strategie reagieren würde.
Aber kann er seinem Vater nach eben dem Gespräch mit Franz Großmann dieses jetzt auch noch zumuten…?



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