39. Episode

39. Episode

Probleme kann man niemals mit der Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

#leantransformation
Podcast, 22. Februar 2019 um 05:30 Uhr in LeanTransformation von Lean Knowledge Base


Bernd Krauss sitzt an diesem Freitag noch lange nachdenklich in seinem Büro. Dass sein Vater letztendlich als erster von Franz Großmanns Kündigung erfahren hat, war für ihn wie auch für seinen Schwager Frank heute Mittag beim Kramerwirt nicht wirklich eine Überraschung gewesen.

Dass er aber diese akzeptiert und damit auch seinen Rückzug aus der operativen Geschäftsführung nun endgültig entschieden hat, war in dieser Art nicht abzusehen.

Hatte sich doch der Alte gerade in den letzten Wochen wieder verstärkt um die Mitarbeiterbedürfnisse sowie um die langjährigen Kunden seiner Krauss GmbH & Co. KG gekümmert.

Bernd Krauss kann sich vorstellen, wie schwer dies seinem Vater wohl gefallen ist. Sein Unternehmen und damit auch die Verantwortung dafür in andere Hände zu geben.
War ihm dies doch in den letzten fünf Jahren nicht gelungen. Vielleicht, da er zunehmend bemerkt hatte, wie sich das Verhältnis zwischen ihm und Franz Großmann verschlechterte, was sich auch unweigerlich auf die Mitarbeiter und damit auch nicht zuletzt auf das Unternehmensergebnis auswirkte. Nun, sein Vater hatte dies wohl gesehen und letztendlich gehandelt. Denn ohne seine eigenmächtige Entscheidung wäre Frank Weissenegger jetzt nicht hier...

Bernd kann heute sogar ein wenig darüber schmunzeln. Doch bei Franks Antritt hier im Unternehmen war er sich nicht darüber im Klaren gewesen, was sein Vater damit beabsichtigte. Vielmehr hatte er den Eindruck, dass sein Vater ihm eine erfolgreiche Unternehmensführung nicht zutrauen würde. Doch das Gegenteil davon war wohl der Fall gewesen. Hatte sein Vater in Frank Weissenegger jemanden gesehen, der ihn, Bernd, unterstützen kann. Damit er selbst seinen Platz im Unternehmen und so seinen eigenen, erfolgreichen Weg hier findet. So wie dies seinem Vater mit einem Franz Großmann an seiner Seite gelungen war.

Bernds Gedanken schweifen ab, zu der Zeit, als Frank und sein Weg sich das erste Mal kreuzten (siehe Episode 5). GE Kuruma in Michigan. Der Aufbau mit Werkzeugmaschinen-Automatisierung des damals neu gegründeten Geschäfts des US-japanischen Gemeinschaftsunternehmens. Dort hatten sie sich kennen und schätzen gelernt. Er als Betriebswirt konnte sich auf den Bereich des Einkaufs und damit auf  „seine Zahlen“ konzentrieren, aber dies in enger Zusammenarbeit mit Frank, der als Ingenieur die Fertigung inklusive Logistik verantwortete. Und bereits dort fokussierte sich Frank nicht alleine auf die mechanische Auslegung eines Produkts, sondern verband diese mit Aspekten der Teamarbeit und Mitarbeiterführung, was eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen ihnen entstehen ließ. Die Grundlage für hier und heute!

Bernds Blick fällt auf die Uhr. Seine Mitteilung von Franz Großmanns Kündigung an die Mitarbeiter sowie seine Abschiedsfeier waren vorbereitet. Ebenso die aktuellen Zahlen für die kommende Woche, welche er morgen mit Frank dennoch – da vielleicht letztmalig in dieser Ausführlichkeit - seinem Vater vorlegen möchte. Mit diesen Unterlagen verlässt Bernd die Krauss GmbH & Co. KG, um ein vielfaches zuversichtlicher als noch vor zwei Monaten…

Franz Großmann hat gekündigt. Nicht wirklich vorstellbar für Franziska Steiner. Würde Großmann tatsächlich zukünftig nicht mehr da sein würde und an dessen Stelle Frank Weissenegger treten, welcher sich dann wohl letztendlich durchgesetzt hat? Gehofft hat sie es schon, aber nicht unbedingt erwartet. Dennoch, zur Abschiedsfeier von Franz Großmann würde sie da sein.

Auch Thomas Leitner liest die Mitteilung von Bernd Krauss mit gemischten Gefühlen. Auf Großmann hat er sich immer verlassen können. Großmann, der stets sagte, was zu tun war und es häufig auch gegen Jakob Jandl als Betriebsrat durchsetzte. Wie es aber jetzt ohne Großmann weiter gehen wird? Nun, er  würde es erfahren…

Franz Großmann kann sich ebenfalls nicht vorstellen, hier und heute letztmalig sein Unternehmen zu betreten. Zumal er eine Feier zum Ausscheiden aus der Krauss GmbH & Co. KG sich so nicht hatte vorstellen können, ebenso eine Arbeitsübergabe an Frank Weissenegger!

Doch wirklich, alle sind gekommen. Als auch der letzte Platz genommen hat, ergreift Ernst Krauss das Wort. Sichtlich bewegt äußert er, dass das Unternehmen bei den langjährigen Kunden nur diesen Platz hatte finden können, da er einen langjährigen – aber auch durchaus streitbaren - Weggefährten in ihm, Franz Großmann, gefunden hatte. Und dafür ihm sein ganz besonderer Dank gilt. Dass sich aber dennoch die Produkte wie auch die Anforderungen der Kunden geändert haben und damit die einhergehende Kunden-/Lieferantenqualität. Und es jetzt somit wohl Zeit ist, einen Raum für Nachfolger zu schaffen... für ebenso hoch engagierte Menschen – wie ihn. Dabei Franz Großmann direkt ansehend führt der Alte weiter aus, dass auch er selbst heute seinen Abschied nehmen wird. Und er die Geschicke seiner Krauss GmbH & Co. KG in die Hände seines Sohnes und seines Schwiegersohnes legt. Und dies nicht mit Hinblick auf zukünftige Gewinnmargen, sondern in dem Vertrauen, dass Bernd und Frank allen auch zukünftig einen sicheren Arbeitsplatz erhalten werden.

Stille begleiten dann auch Ernst Krauss’ weitere Worte: Dass neue Ideen von Bernd und Frank nicht immer umgehend auf Zustimmung treffen können. Er sie aber alle bittet, sich daran zu beteiligen und sich darauf einzulassen! Dass dies für ihn selbst zu Beginn ebenfalls schwierig  war, aber er dennoch um Vertrauen für Bernd und Frank bittet.

Lassen Sie uns an dieser Stelle einfach selbst ein wenig Atem schöpfen, ohne hier den Ernst der Situation zu vernachlässigen… bevor der eben Genannte das Wort Franz Großmann überlässt.

Welcher äußert, dass sein Ausscheiden auf seinem eigenen Wunsch beruht, ohne dass er dabei wirklich hätte gut schlafen können. Er aber dennoch sehr wohl verstanden habe, dass ein Ingenieur der „alten Schule“ – so wie er – heute in diesem Unternehmen nur noch schwer seinen Platz finden würde. Zudem wissend, dass er mit einigen Mitarbeitern immer mal wieder ziemlich hart ins Gericht gegangen ist. Aber seine Art, die Dinge anzugehen, scheinbar heute nicht mehr passen. Und dabei Ernst Krauss anblickend weiter ausführt, dass ER Entscheidungen getroffen hat, die er selbst nicht länger unterstützen konnte. Und dass er, Ernst, ihm dieses Misstrauen bitte verzeihen möge, wo er selbst doch nur das Beste für sein Unternehmen im Blick hatte! 
Schluckend und tief Luft holend wünscht Franz Großmann dann auch Bernd Krauss und Frank Weissenegger letztendlich viel Erfolg … für unser  Unternehmen, die Krauss GmbH & Co. KG…



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