Joint-Mentoring

Joint-Mentoring

In Zeiten des demografischen Wandels und des bevorstehenden Expertenruhestands wird der Erhalt von Wissen und Erfahrung zu einer zentralen Aufgabe. Joint-Mentoring bietet hier eine Möglichkeit, die die Stärken beider Seiten – des erfahrenen Mentors und des kompetenten Mentees – in den Mittelpunkt stellt. Während der Mentor seine tiefgehende fachliche Expertise einbringt, trägt der Mentee seine Kenntnisse über Geschäftsmodelle und die daraus resultierende Prozesslandschaft bei. Beide verfügen über die grundlegenden Kompetenzen der Job Instructions, erworben in einem gemeinsamen Training, und besitzen so ein gemeinsames Fundament hinsichtlich der Skill-Matrix, Arbeitsaufschlüsselungen und Arbeitsunterweisungen. Dieser multidimensionale Ansatz ermöglicht es, den Transfer des Expertenwissens gezielt und nachhaltig zu gestalten.

25. Februar 2025 um 04:30 Uhr von Götz Müller
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Die Rolle des Mentors

Der Mentor ist in erster Linie der Träger des fachspezifischen Wissens. Er hat über Jahre hinweg die operativen Herausforderungen und technischen Details eines Arbeitsfelds verinnerlicht und verfügt über eine intuitive Kompetenz, die sich nicht immer in klassischen Dokumenten festhalten lässt. Sein Wissen ist geprägt von langjähriger Erfahrung, dem Ausprobieren und Optimieren von Prozessen und der Bewältigung zahlreicher Herausforderungen. Im Rahmen des Joint-Mentorings gibt der Mentor nicht nur technische Anleitungen, sondern vermittelt auch die dahinterliegenden Entscheidungsprozesse. Er zeigt auf, wie bestimmte Problemlösungen zustande kamen und welche Denkweisen dabei eine Rolle spielten. Dadurch wird das oft unbewusste Expertenwissen auf eine bewusste Ebene gehoben und für den zukünftigen Gebrauch systematisch vorbereitet.

Die Rolle des Mentees

Demgegenüber steht der Mentee, der in diesem Modell nicht nur als Lernender agiert, sondern auch als aktiver Gestalter der organisatorischen Perspektive. Er bringt seine Kenntnisse über das Geschäftsmodell, die strategischen Ziele und die spezifischen Anforderungen der Prozesslandschaft ein. Durch seinen Blick für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge identifiziert er, wo und wie das Expertenwissen optimal in den bestehenden Strukturen verankert werden kann. Der Mentee übernimmt damit eine Schlüsselrolle: Er übersetzt die oft abstrakten und fachspezifischen Inhalte des Mentors in konkrete Handlungsempfehlungen und Prozesse, die im Tagesgeschäft anwendbar sind. Seine Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und verborgene Potenziale aufzudecken, ergänzt das technische Know-how des Mentors perfekt.

Wechselwirkung und Synergieeffekte

Der eigentliche Mehrwert des Joint-Mentorings liegt in der intensiven Wechselwirkung zwischen den beiden Seiten. Während der Mentor oft aus der Perspektive des Fachs spricht und intuitiv agiert, sorgt der Mentee dafür, dass dieses Wissen in den konkreten Kontext des Unternehmens eingebettet wird. Gemeinsam schaffen sie eine Plattform, auf der nicht nur Wissen transferiert, sondern auch weiterentwickelt wird. Das gemeinsame Training in Job Instructions bildet dabei den Rahmen, in dem beide Partner das Vokabular und die Methodik teilen. Diese gemeinsame Basis erleichtert es, Missverständnisse zu vermeiden und einen zielgerichteten Austausch zu fördern.

Die Kombination aus fachlicher Expertise und strategischem Weitblick ermöglicht es, Wissen nicht nur zu konservieren, sondern aktiv in die Prozesse des Unternehmens zu integrieren. Ein Beispiel hierfür könnte die Entwicklung eines standardisierten Arbeitsablaufs sein, der auf den Erfahrungen des Mentors basiert und gleichzeitig den Anforderungen des modernen Geschäftsmodells gerecht wird. Durch die Einbindung von konkreten Fallstudien und Praxisbeispielen – etwa einer Situation, in der ein langjähriger Experte ein Problem in einem technischen Prozess erfolgreich löst und der Mentee daraus Verbesserungspotenziale für die Gesamtorganisation ableitet – wird der Transfer greifbar und nachvollziehbar.

Die Rolle der Job Instructions

Ein zentraler Baustein dieses Mentoring-Modells sind die Job Instructions. Diese Methode, die bereits im gemeinsamen Training vermittelt wurde, bietet eine strukturierte Herangehensweise, um komplexe Arbeitsprozesse zu zerlegen und das Expertenwissen in nachvollziehbare Schritte zu übersetzen. Mithilfe der Skill-Matrix können beide Partner die vorhandenen Kompetenzen systematisch erfassen und Lücken identifizieren, die es zu schließen gilt. Arbeitsaufschlüsselungen und Arbeitsunterweisungen helfen dabei, das oft unbewusste Wissen des Mentors in konkrete und wiederholbare Prozesse zu überführen. Dadurch entsteht ein lebendiges System, in dem Wissen nicht statisch, sondern dynamisch weitergegeben wird.

Die bewusste Integration dieser Elemente führt zu einer nachhaltigen Wissensbasis, die weit über den individuellen Experten hinausgeht. Es wird nicht nur das Know-how des Mentors gesichert, sondern es wird ein Rahmen geschaffen, in dem kontinuierliche Verbesserungen möglich sind. Die gemeinsamen Schulungen und regelmäßigen Feedback-Schleifen zwischen Mentor und Mentee sorgen dafür, dass die vermittelten Inhalte immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse und Veränderungen in der Prozesslandschaft angepasst werden können. So wird der Transfer von Expertenwissen zu einem lebendigen und adaptiven Prozess, der sich den Herausforderungen des Marktes stellt.

Joint-Mentoring, bei dem beide Partner ihre jeweiligen Stärken einbringen, stellt eine innovative Lösung für den bevorstehenden Expertenruhestand dar. Es verbindet die tiefgehende fachliche Expertise des Mentors mit dem strategischen und prozessorientierten Wissen des Mentees und schafft so eine multidimensionale Perspektive auf die Problematik des Wissenstransfers. Durch den Einsatz von Job Instructions, Skill-Matrix, strukturierten und resultierenden Arbeitsunterweisungen wird der Übergang nicht nur geplant, sondern auch systematisch und nachhaltig umgesetzt. Dieses Modell stellt einen wertvollen Beitrag dar, um das oft unbewusste Expertenwissen sichtbar zu machen und in die betriebliche Praxis zu überführen.

Welche Prozesse in Ihrem Unternehmen könnten von einem solchen multidimensionalen Mentoring-Ansatz profitieren? Wie können Sie sicherstellen, dass sowohl die fachliche Expertise als auch die strategische Perspektive nachhaltig integriert werden? Und welche strukturellen Veränderungen müssten vorgenommen werden, um den kontinuierlichen Wissenstransfer optimal zu unterstützen?



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