
Wie wir mit Trendforschung und strategischer Früherkennung unsere Organisation zukunftsfähig aufstellen
Wer nur auf Sicht fährt, wird vom Wandel überrollt. Denn die Welt verändert sich geradezu in Sprüngen. Technologische Umbrüche, gesellschaftlicher Wandel und geopolitische Spannungen fordern uns operativ, vor allem aber strategisch. Doch anstatt zu reagieren, können wir agieren – wenn wir bereit sind, uns mit den Dynamiken der Veränderung auseinanderzusetzen. Trendforschung liefert uns dafür eine fundierte Grundlage. Sie zeigt, was sich bewegt, warum es sich bewegt – und wohin die Reise gehen könnte.
Von Megatrends und ihrer Wirkung
Die Trendforschung hat das Ziel, mögliche Zukunftsszenarien auf Basis gesellschaftlicher Phänomene sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht um kurzfristige Moden, sondern um tiefgreifende, langfristige Entwicklungen. Das Zukunftsinstitut arbeitet seit vielen Jahren mit einem festen Set an Kriterien für sogenannte Megatrends. Diese beschreiben keine Einzeltendenzen, sondern umfassende Veränderungskräfte mit den folgenden Eigenschaften:
- Dauer: Sie wirken über mehrere Jahrzehnte hinweg.
- Ubiquität: Sie betreffen alle Lebensbereiche – von Wirtschaft über Politik bis zu Lebensstil und Kultur.
- Globalität: Sie lassen sich weltweit beobachten, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
- Komplexität: Sie sind vielschichtig, vernetzt und erzeugen Dynamiken durch Wechselwirkungen.
Im Januar 2025 identifizierte das Zukunftsinstitut elf zentrale Megatrends, die unsere Gesellschaft antreiben:
- Demografischer Wandel – geprägt durch Alterung, Migration und neue Lebensformen.
- Future of Work – neue Arbeitsmodelle, hybride Strukturen, Menschenzentrierung.
- Gesundheit – ein ganzheitliches Verständnis von Wohlbefinden, gestützt durch digitale Technologien.
- Globalisierung – trotz Rückschlägen ein verbindendes Element von Märkten und Kulturen.
- Identitätsdynamik – neue Rollenbilder, hybride Lebensstile, fluide Wertegemeinschaften.
- Konnektivität – alles ist vernetzt: Menschen, Maschinen, Organisationen.
- Mobilität – ökologisch, technologisch und flexibel neu gedacht.
- Ökointelligenz – das Streben nach nachhaltigen Lösungen und ökologischem Bewusstsein.
- Sicherheit – ein Megatrend im Spannungsfeld zwischen Bedrohung und Resilienz.
- Urbanisierung – Städte als Lebenszentren und politische Kraftfelder.
- Wissenskultur – Wissen als Ressource, lebenslanges Lernen als Norm.
Diese Megatrends sind allerdings niemals isoliert zu betrachten, denn sie greifen ineinander und erzeugen jene komplexe Welt, in der Organisationen heute bestehen müssen.
Zwischen Vision und Realität: strategische Navigation im Wandel
Wenn Megatrends die grossen Strömungen sind, dann brauchen wir Werkzeuge, um sie für unsere Organisation nutzbar zu machen. Die Megatrend-Map des Zukunftsinstituts fungiert dabei als eine Art Kompass, den ich sehr empfehlen kann. Sie eröffnet neue Denkräume und hilft uns, unsere strategische Position im Spannungsfeld von Wandel, Erwartung und Möglichkeit zu bestimmen. Doch reine Orientierung reicht nicht. Die eigentliche Frage ist: Wie machen wir daraus eine tragfähige Strategie?
Ein Trendradar, um vom Wissen ins Handeln zu kommen
Ich empfehle euch, Trendentwicklungen in eurer Organisation aktiv zu beobachten und diese Aufgabe fest in euren Strategieprozess zu integrieren. Jede Branche und jede Organisation hat Megatrends und kurzfristigere Trends, die auf sie einwirken und das Geschäftsmodell beeinflussen werden. Ein praktikabler Ansatz zur Integration von Trends in strategische Prozesse ist die Entwicklung eines sogenannten Trendradars, wie ihn etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) empfiehlt. Dabei werden relevante Trends in drei Zonen eingeordnet:
- Watch: Entwicklungen, die beobachtet und regelmässig bewertet werden.
- Prepare: Tendenzen, auf die sich gezielt vorbereitet wird – durch Szenarien, Strategiediskussionen und erste Massnahmen.
- Act: Trends mit hoher Relevanz für eure Branche, aus denen konkrete strategische Projekte und Geschäftsmodelle abgeleitet werden.
Dieser Prozess schafft Klarheit im Umgang mit Zukunftsthemen und ermöglicht es, zwischen wünschbarer, wahrscheinlicher und überraschender Zukunft zu unterscheiden.
Zukünfte gestalten statt erleiden mithilfe des Eltviller Modells
Von der Trendforschung sind wir nun in der strategischen Früherkennung angelangt. In der strategischen Früherkennung nach dem bewährten Eltviller Modell werdet ihr zum Zukunftsgestalter eurer Organisation. Mit dem Eltviller Modell lassen sich unterschiedliche Zukunftsszenarien entwickeln – je nachdem, wie weit wir in die Zukunft blicken möchten und wie hoch der Unsicherheitsgrad ist.
Dabei unterscheiden wir fünf Typen von Zukunft:
- wahrscheinliche Zukunft (15–30 Jahre): Beeinflusst durch Megatrends. Hier entstehen Zielbilder auf Basis langfristiger Entwicklungen.
- machbare Zukunft (5–10 Jahre): Erste strategische Richtungen, Prototypen und Initiativen nehmen Form an.
- wünschbare Zukunft: Die bewusste Entscheidung für eine bestimmte Richtung – auf Basis von Vision und Zielbild.
- überraschende Zukunft: Unerwartete Ereignisse wie Krisen, Pandemien oder geopolitische Umbrüche zwingen zum Reagieren.
- planbare Zukunft: Die unmittelbare strategische Umsetzung mit klaren Zielen, Massnahmen und rollierender Planung.
Mit dem Tool Stratsigner, entwickelt von einem Pionier der strategischen Früherkennung, lässt sich dieser Prozess digital unterstützen – inklusive agiler Methoden wie OKR (Objectives & Key Results). Damit werden Strategien definiert und auch im Alltag lebendig gehalten.
Sinn schlägt Effizienz
Zukunftsfähige Organisationen denken nicht nur in Strukturen, sondern auch in Wirkung. In seinem richtungsweisenden Artikel beschreibt Zukunftsforscher Harry Gatterer vier Schlüsselfragen für eine sinnstiftende Innovationskultur:
- Verbessern wir die Lebensqualität?
- Generieren wir soziale Wirkung?
- Erzeugen wir emotionale Resonanz?
- Erreichen wir echten Fortschritt?
Diese Fragen geben der Strategie eine neue Tiefe. Denn langfristiger Erfolg basiert nicht allein auf Marktanteilen oder Technologie – sondern auf Relevanz, Verbindung und Sinn.
Zukunftsfähigkeit braucht Orientierung – und den Mut, anders zu denken
Also: Trends sind nicht nur ein Thema für Fachtagungen oder Keynotes. Sie sind reale Kräfte, die unsere Märkte, Arbeitswelten und Lebensstile prägen. Wer früh erkennt, was kommt, kann gestalten, statt nur zu reagieren. Und wer mutig genug ist, den Blick über den Tellerrand zu wagen, schafft es, aus strategischer Früherkennung einen echten Wettbewerbsvorteil zu machen. Wir stehen nicht nur am Beginn eines neuen Kapitels – wir halten den Stift in der Hand.
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