Kaizen 2 go 355 : Produktmanagement-Prozess

Kaizen 2 go 355 : Produktmanagement-Prozess

Fragestellungen aus der Unterhaltung mit Tim Klein: Gibt es im modernen Produktmanagement überhaupt noch Raum für einen prozessualen Ansatz? Wie lässt sich die Abgrenzung zwischen Projektmanagement-Prozessen und den Anforderungen des Produktmanagements definieren? Welche Rolle spielt die Haltung (Mindset) im Produktmanagement, und wie beeinflusst sie das Verhalten von Teams und Organisationen? Wie können kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Aspekte von Produktverantwortlichen gezielt entwickelt werden? Welche Veränderungen hat die Agilität im Produktmanagement bewirkt, insbesondere im Vergleich zu traditionellen Projektmanagement-Ansätzen? Wie lassen sich lange Entwicklungszyklen in regulierten Branchen (z. B. Pharma, Versicherung) mit iterativen, agilen Methoden kombinieren? Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Produkte tatsächlich auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen? ...

21. Januar 2025 um 04:30 Uhr von Götz Müller
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... Welche Bedeutung hat eine kontinuierliche Nutzerforschung und Hypothesentestung im Produktentwicklungsprozess? Welche Rolle spielen wirtschaftliche Effektivität und Nutzerzentrierung für das Produktmanagement der Zukunft? Wie können Unternehmen Arbeitsumfelder schaffen, die sowohl die Bedürfnisse der jungen Generation als auch wirtschaftliche Anforderungen erfüllen? Wie lässt sich ein Gleichgewicht zwischen traditionellen Führungsansätzen und agilen Prinzipien erreichen?

Das Transkript ist hier verfügbar.

Kaizen 2 go 355 : Produktmanagement-Prozess

KI-generierte Zusammenfassung des Transkripts

In dieser Episode spricht Götz Müller mit Tim Klein über die Rolle und die Entwicklung des Produktmanagements, insbesondere im Spannungsfeld zwischen klassischen Prozessen, agilen Methoden und moderner Produktverantwortung.

Zu Beginn erläutert Tim Klein, was er unter seiner Rolle als Agile Product Coach versteht. Er begleitet seit über zehn Jahren Product Owner und Produktorganisationen. Gemeinsam mit seinen Partnern hat er festgestellt, dass im agilen Umfeld zwar die Rolle des Product Owners existiert, jedoch das tiefergehende Verständnis von Produktmanagement oft fehlt. Seine Aufgabe sieht er daher darin, Agilität mit modernem Produktmanagement zu verbinden.

Götz Müller greift diesen Punkt auf und reflektiert über seine Erfahrungen aus der klassischen Produktentwicklung, in der das Produktmanagement stark durch Projekte geprägt war. Er stellt die Frage, ob es im Produktmanagement überhaupt so etwas wie einen Prozess gibt und wie dieser sich zu Projektmanagement und Produktentwicklung verhält. Tim Klein antwortet darauf, dass er im modernen Produktmanagement immer weniger einen Prozessgedanken erkennt. Stattdessen stehe das Prinzip „Inspect and Adapt“ im Vordergrund, das über Hypothesen, Experimente und kontinuierliches Lernen realisiert werde.

Götz Müller betont, dass er auch in iterativen Schleifen eine Form von Prozess sieht, da jede Handlung und Kommunikation letztlich einer gewissen Struktur folgt. Tim Klein hält dagegen, dass er Prozess eher als sequentielle, schematische Abfolge verstehe. Produktmanagement hingegen sei für ihn mehr eine Haltung: die Akzeptanz des Nichtwissens, die Bereitschaft, Risiken zu antizipieren und kontinuierlich zu lernen. Beide einigen sich darauf, dass auch Schleifen aus Forschung, Hypothesenbildung und Experimenten als eine Art Prozess betrachtet werden können, wenngleich dieser nicht im klassischen Sinn dokumentiert werden kann.

Im weiteren Verlauf sprechen beide über die Unterschiede zwischen klassischem Projektmanagement und agilem Produktmanagement. Tim Klein beschreibt seine eigene Entwicklung vom Projektmanager im Banken- und IT-Umfeld hin zum agilen Coaching. Er habe durch die Arbeit mit Scrum erst verstanden, was Komplexität bedeutet und dass viele Projekte daran scheitern, die Realität kontrollieren zu wollen. Agilität ermögliche es, Unsicherheiten anzunehmen, Feedbackschleifen einzubauen und Produkte näher an den Kundenbedürfnissen zu entwickeln.

Ein anschauliches Beispiel liefert Tim Klein mit einem Projekt aus seiner Zeit bei HRS: Dort wurde ein B2B-Portal nach jahrelanger Konzeptions- und Entwicklungsarbeit veröffentlicht, nur um festzustellen, dass durch den Aufstieg von iPhone und iPad die gesamte Nutzerrealität überholt war. Solche Fehlschläge ließen sich durch frühere Nutzerbefragungen und iterative Anpassungen vermeiden.

Götz Müller bringt das Thema Nutzererfahrung ins Spiel, unter anderem am Beispiel von Krankenkassen-Apps. Tim Klein bestätigt, dass es hier häufig organisatorische Ursachen gibt, da IT und Fachbereiche lange getrennt gearbeitet haben. Hinzu komme eine Innensicht in Unternehmen, die davon ausgehen, die Kundenbedürfnisse zu kennen. Er verweist jedoch auch auf positive Beispiele aus der Banken- und Versicherungsbranche, die Nutzerzentrierung ernst nehmen und kontinuierlich ihre Services verbessern.

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt ist das Verständnis von Haltung und Verhalten. Tim Klein unterscheidet hier klar: Haltung, oft mit Mindset gleichgesetzt, beschreibt für ihn den Dreiklang aus kognitiver Bewertung, emotionaler Einstellung und dem daraus folgenden Verhalten. Verhalten allein sei von außen sichtbar, aber nicht unbedingt Ausdruck innerer Überzeugung. Götz Müller ergänzt, dass auch Haltung unausweichlich sei, selbst wenn man sich ihrer nicht bewusst ist.

Beide gehen darauf ein, wie Geschäftsmodelle und Produkte miteinander verbunden sind. Am Beispiel von Krankenkassen zeigt Tim Klein, dass die App nicht das eigentliche Geschäftsmodell widerspiegelt, was auch erklärt, warum deren Qualität lange vernachlässigt wurde. Veränderungen im Markt oder regulatorische Änderungen könnten jedoch dazu führen, dass Organisationen adaptiver werden müssen.

Zum Abschluss wagen beide einen Blick in die Zukunft des Produktmanagements. Tim Klein ist überzeugt, dass Wertorientierung an Bedeutung gewinnen wird – sowohl hinsichtlich des Kundennutzens als auch des ökonomischen Werts für Unternehmen. Er erwartet eine stärkere Marktnähe und eine ernsthaftere betriebswirtschaftliche Ausrichtung. Gleichzeitig werde die jüngere Generation, die in den Arbeitsmarkt drängt, Organisationen herausfordern, ein Umfeld zu schaffen, das Agilität, Nutzerzentrierung und moderne Formen der Zusammenarbeit ermöglicht.

Götz Müller ergänzt, dass es am Ende darauf ankommt, die richtigen „Hüte“ aufzusetzen – also nicht in ein Entweder-oder zu verfallen, sondern Prozessdenken, Agilität und Haltung in ein Sowohl-als-auch zu integrieren.

Die Episode endet mit dem Dank von Götz Müller an Tim Klein für die vielfältigen Einblicke, die verdeutlichen, wie sich Produktmanagement in einer immer komplexeren und dynamischeren Welt neu ausrichtet.



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