37. Episode
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
(Franz Kafka)
Aufgrund des gestrigen Abends gehen Bernd Krauss und Frank Weissenegger am nächsten Tag recht zuversichtlich zu dem weiteren Gespräch mit den Herren von RomChim. Dieses heute in einer erweiterten Runde, da neben Constantin Roibu auch der EK-Leiter, der Produktions- und der Technikleiter teilnehmen.
Bernd macht hier zunächst noch einmal deutlich, wie sehr ihm der Fortbestand dieser langjährigen Geschäftsbeziehung am Herzen liegt. Und dass man bei der Krauss GmbH & Co. KG alles unternimmt, um diese nicht zu gefährden.
Doch trotz der freundlichen und persönlichen Worte bei der Verabschiedung am Vorabend entgegnet Constantin Roibu, dass man bei RomChim hier jedoch einen anderen Eindruck gewonnen hätte, denn ihre Anfrage liegt doch schon einige Monate zurück (siehe Episode 3). Nur durch die Verzögerung eigener Projekte kommen die erhöhten Bedarfe erst im neuen Jahr und steigen langsamer als erwartet.
Insofern hat man noch nicht nach einem weiteren oder alternativen Lieferanten gesucht.
Um dem Gesagten zu begegnen, erläutert Frank Weissenegger dann auch recht ausführlich die ersten drei Punkte ihrer abgestimmten Argumentation (siehe Episode 35). Doch der Produktionsleiter stellt zu Weisseneggers Ausführungen umgehend verschiedene Fragen. Kann er doch so manches nicht recht nachvollziehen, insbesondere das so genannte neue Qualitätsbewusstsein. Kann denn nun jeder machen was er will? Wozu wird ein Produktionsleiter dann überhaupt noch gebraucht? Und was sagt ein Franz Großmann dazu?
Bernd und Frank sehen sich entgeistert an. Doch Weissenegger ergreift die Initiative und präsentiert – das „Thema“ Franz Großmann damit übergehend - einige Detailinformationen, welche sie eigentlich nicht hatten ausbreiten wollen. Da sich daraus gewisse Rückschlüsse auf die Erzeugniskalkulation ziehen lassen könnten. Nötiger ist jedoch, dass das Vertrauen jetzt nicht wankt und so beschreibt Frank Weissenegger die Verbesserungen nach 5A/S mit belastbaren Daten und Fakten.
Mit diesen Zahlen kann nun der Produktionsleiter auch etwas anfangen. Hier und da beginnt er nachzurechnen, kann aber keine offensichtlichen Fehler erkennen. So bescheinigt er dann auch Weissenegger letztendlich, dass man bei der Krauss GmbH & Co. KG einen guten Job gemacht hat. Und dass auch er selbst davon noch etwas lernen könne.
Doch hat Bernd Krauss jetzt noch den letzten und heikelsten Punkt ihrer Strategie darzulegen. Ausführlich erläutert er die Schwierigkeiten, kurzfristig entsprechende Produktionsmaschinen am Markt zu bekommen. Zumal diese Maschinen ausschließlich für die Produkte der RomChim benötigt werden. Wenn sich dann die Volumina nicht so entwickeln wie vorgesehen, bleibt die Krauss GmbH & Co. KG auf den Kosten sitzen. Um jedoch kurzfristig handlungsfähig zu sein, will man zunächst durch Erweiterung der Schichten zusätzliche Kapazitäten schaffen. Da diese Maßnahmen ebenfalls mit Kosten verbunden sind, wünscht er sich – eingedenk der Kapitaldecke im eigenen Unternehmen - zur gegenseitigen Absicherung des Geschäfts für die nächsten zwei Jahre einen Liefervertrag mit gemeinsam vereinbarten Mengen. In vierteljährlichen Gesprächen sollen diese jeweils überprüft und nach gemeinsamer Abstimmung auch angepasst werden können.
Zunächst herrscht Schweigen auf der anderen Seite, so dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Der EK-Leiter beginnt an den freundlichen Abschlussworten des Vorabends zu zweifeln und wünscht sich schon den alten Krauss zurück.
Constantin Roibu hingegen lässt ein gewisses Verständnis für die geschilderte Situation erkennen, denn die Ausführungen von Frank Weissenegger zu den umfangreichen Bemühungen und den ersten Ergebnissen erscheinen ihm viel versprechend, zumindest auf längere Sicht gesehen.
Um die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen zu unterstreichen, lädt Bernd die Gesprächsteilnehmer gleich für Anfang des kommenden Jahres nach Graz ein. So könnten sie sich persönlich ein Bild von der Krauss GmbH & Co. KG machen.
Denn nur zu gut kann sich Krauss Junior noch an den Betriebsrundgang beim Antrittsbesuch von Constantin Roibu erinnern, als sich dieser im Bereich der spanenden Fertigung seinen Anzug mit Maschinenöl stark verschmutzte und sehr ungehalten wurde. Dies ist Roibu sicher auch im Gedächtnis geblieben, dass ihm die inzwischen aufgeräumte und saubere Produktion förmlich ins Auge springen müsste!
Constantin Roibu bedankt sich, auch im Namen seiner Kollegen, für das offene Gespräch und für die Einladung, welche sie gerne annehmen.
Dennoch werden sie bis zu ihrem Besuch prüfen, ob und wie sie auf den Bernd Krauss’ Vorschlag eingehen können. Wobei das Ergebnis des Besuchs im Januar den Ausschlag für die letztendliche Entscheidung geben soll.
Ein wenig mehr hatte sich Bernd Krauss von diesem Besuch schon erhofft. Doch war dem Gesagten hier und jetzt nichts mehr hinzuzufügen.
So treten Bernd Krauss und Frank Weissenegger dann auch mit gemischten Gefühlen ihre Heimreise an.
Und mit den Gedanken, wie wohl "der Alte" darauf reagieren wird …
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