Lean Construction
Lean Construction bedeutet ganz generell eine Adaptierung verschiedener Prinzipien aus Lean Production. Bauprojekte werden aus einer Vielzahl von Gründen immer komplexer: Kosten- und Zeitdruck nehmen zu, die Zahl der unterschiedlichen Projektbeteiligten steigt, Anforderungen an Sicherheit und Nachhaltigkeit steigen, die Vielfalt an konstruktiven Möglichkeiten, Materialien und Komponenten entwickelt sich weiter. Eines der Kernprobleme bei Bauprojekten ist die kurzzyklische Termineinhaltung innerhalb eines Projektablaufs, eine zielgerichtete Steuerung ist daher grundsätzlich schwierig, die sich mit steigender Projektkomplexität weiter erhöht.
Lean Construction konzentriert sich bei der Umsetzung verschwendungsarmer Prozesse auf die gleichmäßige Entwicklung folgender Prinzipien:
- Fluss - Ziel: Ausrichtung und Kopplung von Ressourcen-, Material- und Informationsfluss
- Takt - Ziel: Abstimmung und Harmonisierung der Kapazitäten
- Pull - Ziel: Ressourcen und Material werden zeitgenau in den Prozess gezogen
- Null-Fehler - Ziel: Standardisierung und Stabilisierung der Prozesse
Die Entwicklung der Prinzipien sollte im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung (KVP) vorangebracht werden.
Taktplanung/Taktsteuerung
Eine wesentliche Komponente von Lean Construction ist eine getaktete Terminplanung – als Taktplanung oder Taktsteuerung bezeichnet - mit zeitlich abgestimmten und gewerksabhängigen Arbeitsschritten. Die Methode der Taktplanung und -steuerung ist das zentrale Element zur Verbesserung von Qualität, Kosten und Termintreue.
8 Schritte der Taktplanung:
- Identifizierung von wiederholbaren und nicht widerholbaren Elementen
- Definition des kleinsten gemeinsamen Vielfachen (KGV)
- Festlegung der Gewerkesequenz inklusive prozessbedingter Wartezeit
- Ermittlung der Arbeitsinhalte pro KGV (aus der Arbeitsvorbereitung oder dem Raumbuch)
- Erstellung eines Arbeitsverteilungsdiagramms pro KGV
- Definition der Leistungseinheiten (abgeschlossene Leistung pro Arbeitstag/Arbeitswoche)
- Taktbestimmung und Harmonisierung
- Erstellung des Produktionsterminplans (Feinplanung)
Mit Hilfe von Gewerkesequenz, Massen und der Aufwandswerte wird die Zykluszeit für die einzelnen Gewerke ermittelt.
Notwendige Aktivitäten:
- Täglicher Abgleich des aktuellen Bautenstandes mit dem Produktionsterminfeinplan
- Durchführung einer Ampelbewertung für jedes Gewerk auf Basis des jeweiligen Fortschritts
- Überprüfung des Abarbeitungsstandes von Maßnahmen
Weitere Komponenten zur Umsetzung von Lean Construction:
Last Planner System
Das Last Planner System (LPS) ist ein Projektmanagement-Werkzeug, das sich auf die Zusammenarbeit der „letzten Planer“ eines Projekts (z.B. Bauleiter, Poliere, Obermonteure, Projektmanager) bezieht. Es handelt sich um eine Arbeitsfluss-Methode zur kollaborativen Planung und Steuerung von Prozessen, um einen wöchentlichen Terminplan tagesbezogen nach den Just-in-Time-Prinzipien zu erarbeiten.
Prozesslandkarte
Die Prozesslandkarte (hier kann auch mit Visual Control Elementen gearbeitet werden) strukturiert die Projektabwicklung mit Hilfe eines Handlungsleitfadens, der Eckpunktbeschreibungen (ggfs. Meilensteine) enthält. Die Strukturierung erfolgt durch Fokus auf die wichtigsten Aktivitäten, Definition des Soll-Prozesses, klare Regelung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Die Führung erfolgt durch eine systematische Bearbeitung der Prozessschritte.
Choosing by Advantages (Decision Making System), CBA
CBA ist ein System zur Entscheidungsfindung, welches die Unterschiede von Vorteilen aus verschiedenen Wahlmöglichkeiten/Alternativen herausstellt. Es fördert das Verständnis für die Kriterienauswahl und das Zustandekommen von Entscheidungen. Idealerweise wird mit Hilfe dieser Verfahrensweise ein Entscheidungsprozess nicht mehr von Machtverhältnissen beeinflusst, sondern erlaubt eine neutrale und damit qualitativ bessere Entscheidung. CBA ist eine Entwicklung der Utah State University und des U.S. Forest Service und wurde zuerst im Bereich Value Engineering genutzt, bevor es im Lean Construction Kontext Eingang fand.
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