Loyalität in der Führung: zwischen persönlicher Souveränität und Teamgeist
Loyalität wird oft als Grundpfeiler erfolgreicher Teams betrachtet, doch wo liegt die Grenze zwischen gesunder Verbundenheit und gefährlichem Gruppenzwang? Alexander Groth, Autor des Buchs «Der Chef, den ich nie vergessen werde» (Groth, 2014),beschreibt den idealen Vorgesetzten als einen «We-care-Leader» – jemanden, der das Potenzial seiner Mitarbeitenden erkennt und fördert, ohne deren individuelle Freiheit und Integrität zu beschneiden. Doch mit der Betonung auf Loyalität entstehen auch Herausforderungen. Wo Loyalität gefordert wird, lauert schnell die Gefahr des Konformitätsdrucks. Wie können wir also einen Raum schaffen, in dem Mitarbeitende sich voll entfalten können, ohne in den Sog der Gruppendynamik zu geraten? Und wie bewahren Führungskräfte die Balance zwischen Verbundenheit und individueller Freiheit?
Den «We-care-Leader» verkörpern
Der «We-care-Leader» ist der Leader, den man nicht vergisst. Er geht weit über das blosse Managen hinaus. Es geht darum, sich als Führungskraft auf die individuelle Entwicklung jedes Einzelnen zu konzentrieren, Stärken zu erkennen und gezielt zu fördern. Mitarbeitende sollen herausgefordert und an ihre Grenzen geführt werden, jedoch stets in einem Rahmen, der Wachstum und Motivation fördert, ohne sie zu überfordern. Groth betont, dass es nicht darum geht, ein Team aus reinen Spitzenkräften zu formen, sondern ein vielfältiges Team zu schaffen, in dem sich unterschiedliche Talente ergänzen. Diese Art von Führung erfordert persönliche Reife und charakterliche Stärke – Eigenschaften, die langfristige Bindung und Respekt erzeugen.
Authentizität als Basis für Vertrauen und Loyalität
Ein «We-care-Leader» ist jedoch mehr als nur eine gute Führungskraft. Er bleibt authentisch, handelt nach eigenen Werten und steht zu seinen Überzeugungen, selbst wenn dies Herausforderungen mit sich bringt. Authentizität ist der Schlüssel, um Vertrauen zu schaffen und Loyalität zu gewinnen. Verstellen oder verbiegen wir uns, entsteht zwar möglicherweise kurzfristig Harmonie, jedoch keine echte Verbindung. Ein «We-care-Leader» hält seine Versprechen, übertrifft idealerweise die Erwartungen und bleibt konsequent, auch wenn es schwierige Zeiten gibt. Indem wir verlässlich sind und zu unserem Team stehen – Fehler inklusive – schaffen wir eine Basis für Loyalität und stärken das Vertrauen in der Zusammenarbeit.
Vorsicht vor der Loyalitätsfalle
So wichtig Loyalität auch sein mag, sie kann eine Schattenseite haben. Der Wirtschaftsjournalist Rainer Hank warnt vor der «Loyalitätsfalle». Loyalität könne den Einzelnen binden und in seiner Freiheit einschränken, ähnlich einem unsichtbaren Klebstoff, der uns an die Gruppe fesselt. Denn schnell wird die Meinung der Gruppe wichtiger als die des Einzelnen, und Loyalität kann in Konformitätsdruck münden. Wer sich dagegen auflehnt, wird als unbequem betrachtet. Hier entstehen Spannungen zwischen Gruppendruck und individueller Entfaltung. Die Kunst der Führung liegt darin, ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl die Autonomie des Individuums als auch den Zusammenhalt der Gruppe respektiert.
Die Balance zwischen Individualität und Integration
Die neue Leadership-DNA steht also vor der Herausforderung, individuelle Stärken und Kompetenzen in ein Team zu integrieren, ohne dass die Mitarbeitenden ihre Eigenständigkeit einbüssen. Reibungen innerhalb des Teams und zwischen einzelnen Teammitgliedern können dabei kaum vermieden werden. Diese Spannungen sind jedoch kein Zeichen von Missständen, sondern eine natürliche Konsequenz davon, wenn individuelle Stärken aufeinandertreffen. Es ist die Aufgabe der Führungskraft, diese Reibungen konstruktiv zu moderieren und in eine Richtung zu lenken, die sowohl dem Team als auch dem Einzelnen dient.
Persönliches Wachstum durch die richtige Führung
Ein «We-care-Leader» fördert nicht nur das Potenzial seiner Mitarbeitenden, sondern investiert gleichzeitig in deren persönliche und berufliche Weiterentwicklung – und damit in die Zukunft der gesamten Organisation. Durch Authentizität, Verlässlichkeit und eine gesunde Portion Selbsttreue entsteht eine Loyalität, die nachhaltig ist und den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, an ihren Herausforderungen zu wachsen. Gleichzeitig müssen wir wachsam sein, um Loyalität nicht zum Zwang werden zu lassen. Denn nur in einem Umfeld, in dem sowohl individuelle Stärken als auch der Teamgeist respektiert werden, können wir eine Kultur schaffen, die persönliches Wachstum und gemeinsame Erfolge gleichermassen ermöglicht.
In meinem Buch: «Die neue Leadership-DNA: Prinzipien für einen radikalen Umbau der Führung» erhaltet ihr viele Impulse, wie die Führung sich transformieren kann und sich schon heute für morgen ausrichtet.
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