Zehn Fragen zu Design for Six Sigma

Zehn Fragen zu Design for Six Sigma

Warum sollte man sich mit Design for Six Sigma beschäftigen, was bringt's und welchen Nutzen kann man daraus ziehen? Wie funktioniert Design for Six Sigma, welche Voraussetzungen sind notwendig und welche Randbedingungen sollte man beachten? Wer sind die Beteiligten am Design for Six Sigma, wer sollte einbezogen werden, welche Wechselwirkungen gibt es und wie sieht der Einstieg aus?

14. Juli 2023 um 12:00 Uhr von Götz Müller


Zehn Fragen zu Design for Six Sigma

  1. Was sind Auslöser, um sich mit DfSS zu beschäftigen?
  2. Was bringt DfSS?
  3. Welchen Nutzen kann man daraus ziehen?
  4. Wie funktioniert DfSS?
  5. Welche Voraussetzungen benötigt DfSS?
  6. Welche Randbedingungen sind noch zu beachten?
  7. Wer sind die Beteiligten? Wer muss alles einbezogen werden?
  8. Welche Wechselwirkung mit anderen Lean Methoden und Werkzeugen gibt es?
  9. Wie sieht der Einstieg in DfSS aus?
  10. Wo kann man sich über DfSS informieren?

Teilautomatisiertes Transkript

1. Frage: Was sind typische Auslöser, um sich mit Design for Six Sigma zu beschäftigen?

Wenn es um den Aspekt Design geht, reden wir über eine ganz frühe Phase im Produktentstehungsprozess, in Produktentwicklungsprozess bis hin, dass ein Produkt eben dann marktreif ist, dass es geliefert werden.

Und wenn wir zu viel Zeit verloren geht bis zur Marktreife, dann ist das oft ein Auslöser, um sich mit dem Thema Design for Six Sigma zu beschäftigen. Wie sich diese Zeit bis zur Marktreife dann füllt durch wiederholte Entwicklungsschleifen, durch Qualitätsprobleme, das kann ganz unterschiedlich sein und das beeinflusst dann eben auch, was mache ich im Verlauf des Prozesses, im Verlauf des Einsatzes des Design for Six Sigma.

Ein weiterer Grund kann eben schon sein, dass es zu viele Redesigns gibt, dass ich erkenne, in der zweiten nach dem Ende der ersten Entwicklungsphase in der zweiten Phase, ich hab' nicht das entwickelt, was ich eigentlich brauche, was der Markt eigentlich haben möchte.

Das bedeutet natürlich dann eben auch, ich hab hohe Entwicklungskosten durch diese mehrere Durchläufe. Es kann aber auch sein, dass ich dann hinterher in der Produktionsphase erkenne, ich habe zu hohe Produktionskosten, das heißt die Elemente des Design for Six Sigma adressieren auch dieses Thema, dass eben nicht genügend die Anforderungen der Produktion berücksichtigt wurden.

Dass es also dann später vielleicht ein tolles Design war, aber ich dann eben erkenne, ja bei der Produktion habe ich dann eben meine Schwierigkeiten, die unnötig Zeit und Geld kosten.

2. Frage: Was bringt Design for Six Sigma?

Im Unterschied zu den anderen Themen, die hier vorgestellt wurden, ist Design for Six Sigma nicht ein Einzelwerkzeug, nicht eine einzelnr Methode, sondern es ist ein Werkzeugkasten und Methoden-Portfolio aus unterschiedlichen ausgewählten Six-Sigma-Methoden und Werkzeugen, die aber eben hier in einer sehr frühen Phase des Produktlebenszykluses, des Produktentstehungszykluses auch des Produktentwicklungsprozesses zum Einsatz kommen. Aber auch schon da in dieser frühen Phase kommt es darauf an, ist ganz entscheidend, die Kundenbedürfnisse sich anzuschauen, und zwar nicht so auf der Henry Ford Ebene, dass es nur um die Farbe geht, sondern im Detail reinzuschauen, was sind die Bedürfnisse, die Anforderungen der Kunden und wie setze ich die durch Leistungsmerkmale um?

Es geht auch darum, dass ich innerhalb des Projektteams, innerhalb des Entwicklungsteams, des Design-Teams eine bessere Kommunikation schaffe. Dadurch, dass ich in dieser frühen Phase Workshops durchführe, um damit eine bessere Zusammenarbeit zu initiieren.

3. Frage: Welchen Nutzen kann ich aus Design für Signal ziehen?

Ein wichtiges Thema ist, es ist eine Problem-orientierte Methodenauswahl, die dann eben auch in einen lösungsorientierten Ansatz mündet. Das heißt, ich muss mich immer angucken, wo habe ich meine Herausforderung? Ich setze nicht Methoden und Werkzeuge ein, blind, unabhängig davon, wo denn eigentlich mein Problem besteht. Das heißt, ich muss mir darüber am Anfang Klarheit schaffen und dann entsprechend schaffe ich eben auch Lösungen, die wirklich den Problemen gerecht werden.

Design for Sigma ist eben kein Einzelwerkzeug, keine einzelne Methode, sondern es ist eine Klammer, ein strukturierter Prozess um zahlreiche Einzelwerkzeuge, die sich aber eben immer an dem konkreten Einzelfall orientieren.

Es ist, wie schon gesagt, ein problem- und auch risikoorientierter Ansatz.

4. Frage: Wie funktioniert Design for Six Sigma?

Es sind eben zahlreiche Werkzeuge, die an unterschiedlichen Stellen, in unterschiedlichen Phasen des Produktentstehungsprozess zum Einsatz kommen. Das beginnt ganz am Anfang mit 'nem Werkzeug, nennt sich Voice of the Customer, also Stimme des Kunden. Kann auch Voice of the Business. Dann hinterher schaue ich im Anschluss auch nach dem Kunden, schaue ich aufs Geschäft oder ich schaue auf den Prozess, Voice of the Process.

In dem Zusammenhang überleg' ich mir dann was sind denn die einzelnen Elemente, die kritisch sind für die Qualität, für die Qualität meines Produktes, für die Qualität meines Produktionsprozesses, der dann irgendwann zum Einsatz kommt? Das sind die Aspekte, die unter Critical to Quality relevant sind. Das Ganze kann ich zum Beispiel auch in den größeren Kontext setzen.

Das nennt sich dann, ein Werkzeug nennt sich hier Quality Function Deployment, Alternativbegriff dafür das House of Quality, weil hausähnlich aufgebaut ist in seiner Struktur.

Dann, um zum Beispiel einzelne Produktmerkmale besser zu verstehen, zu klassifizieren, kommt gerne das sogenannte Kano-Modell zum Einsatz. Wo unterschieden wird zwischen Basismerkmalen, zwischen Leistungsmerkmalen und Begeisterungsmerkmalen und da auch Abhängigkeiten offengelegt werden, die sich aus diesen drei Merkmalen ergeben.

Dann kommt natürlich, wenn ich in frühen Phasen bin, aber auch in mittleren und späten Phasen, kommt die sogenannte FMEA, die Fehlermöglichkeitseinflussanalyse zum Einsatz.

Das heißt, ich überlege mir sehr früh auch, was können mögliche Fehler sein? Was sind mögliche Fehlerursachen? Wie kann ich die Ursachen entdecken? Wie kann ich es verhindern, wie kann ich Fehler vermeiden?

Eben wie kann ich auch, wenn die Fehler dann doch auftreten, wie kann ich die Fehlerfolgen reduzieren.

In dem Kontext dann sind auch Elemente drin, Teil Werkzeuge drin, die unter der Überschrift fallen Robust Engineering oder Robust Design. Das heißt eben ein robustes Design zu schaffen, robust im Sinne von auch fehlertolerant, robust im Sinne von auch produzierbar, fehlerfrei produzierbar.

Im gleichen Kontext beziehungsweise auch später dann für die Anwendung eines Produktes, einer Leistung, sogenanntes Poka Yoke. Also im Vorfeld mir zu überlegen, wie kann ich Fehler von vornherein vermeiden? Das kennen wir alle von USB-Stecker und ähnlichen Dingen, wo ich eben den Fehler nicht machen kann oder wo es im Grunde sogar egal ist, wierum ich den Stecker rein stecke. Ein weiteres Werkzeug hier, das sogenannte Ursachenwirkungsdiagramm, Ishikawa- Diagramm und wo ich mir halt mögliche Ursachen suche zu Fehlermöglichkeiten, wo ich Fehlermöglichkeiten habe und dann schaue, worauf kann das basieren?

Für die späteren Phasen, für die Produktionsphasen kommen dann Dinge wie Design for X. X kann hier sein Manufacturing, also die Fertigung, die Montage, Assembly oder auch das Testen oder eben grundsätzlich auch Design for Cost. Das heißt, dass ich mir überlege, wo entstehen später kosten? Ich überleg mir das früh, schon in der Entwicklungsphase, damit ich später keine unnötigen Kosten produziere.

Ein Werkzeug, das bei mir mal im Zusammenhang mit einem Kundenprojekt, mit Kundenschulungen auch entstanden ist, hab' ich damals TACO genannt. Test Analysis and Coverage Optimization. Es ist eine Methode, um eine optimale Testabdeckung zu erreichen, um aber andererseits auch zu vermeiden, dass ich unnötig Dinge teste, dass ich Dinge aufwendig teste, wo es auch einfacher gehen könnte.

5. Frage: Welche Voraussetzungen benötigt Design for Six Sigma?

Das ist jetzt eine sehr einfache Frage, weil im Grunde gibt es primär ganz am Anfang nur eine einzige Voraussetzung, nämlich ein verabschiedetes Pflichtenheft, wo alle Dinge drin stehen sollten, basierend auf einem guten Lastenheft, die ein Produkt, eine Leistung beschreiben, wo drin steht, wie etwas gemacht wird, warum etwas gemacht wird, auch dann ausgehend vom Lastenheft.

Dann brauche ich auf jeden Fall, weil es sehr umfassende Themen sind, ich brauch' ein interdisziplinäres Team, das heißt, ich überlege mir eben schon früh in den frühen Design-Phasen, mit den entsprechenden Tools und Methoden, was ich mal später zu berücksichtigen habe, in der Produktion, in der Einsatzphase, in der Service Phase. Ddas heißt, hier brauche ich nicht dann eben die Fachleute aus diesen späten Phasen.

Was man auch haben sollte, für diese doch relativ hohe Zahl an Einzelwerkzeugen, ist, dass dasTeam, das sich damit beschäftigt, auch ein Grundverständnis für diese Methoden und Werkzeuge hat.

6. Frage: Welche Randbedingungen sind noch zu beachten?

Ich muss nur ganz am Anfang schon überlegen und in der Regel gelingt es auch sehr gut, wenn ich mir Gedanken mache, hab ich eher hohe Stückzahlen dieses Produktes, das ich designen möchte, dieser Dienstleistung, die ich designen möchte, wird diese Dienstleistung sehr oft erbracht oder reden wir doch eher über Einzelfälle, über kleine Stückzahlen?

Weil ich dann, wenn ich große Stückzahlen habe, dann werde ich nämlich viel eher mit statistisch quantitativen Methoden auch am Anfang schon arbeiten, während wir nicht eher über kleine Stückzahlen rede, über kleine Einsatzfälle über seltenere Einsatzfälle, wenn es jetzt mal 'ne Dienstleistung sein sollte, dann rede ich natürlich eher, kommen nur durch eher qualitativ orientierte Methoden zum Einsatz.

Dann ist schon auch wichtig, wie schon in der vorigen Frage erwähnt, dieses Grundverständnis für die Einzelwerkzeuge zu haben, weil die aufeinanderaufbauen, weil ich dann in späteren Phasen Ergebnisse weiterverfolge aus frühen Phasen raus, zum Beispiel eben vom ausgehend vom Voice of the Costumer und dann rein ins Quality Function Deployment ergäben sich dann dort eben Themen fürt 'ne FMEA.

In der FMA ergeben sich Themen für Poka Yoke, wo ich von vornherein vermeide, dass Fehler, egal ob sie jetzt in der Anwendung sind oder Fehler in der Produktion, dass sie überhaupt auftreten können.

7. Frage: Wer sind die Beteiligten, wer muss alles einbezogen werden?

Wenn ich über Design rede, dann rede ich über ganz frühe Phasen, da rede ich über Phasen, die vor der eigentlichen Entwicklung stattfinden. Das heißt, da kommen schon Menschen wie Produktmanager zum Einsatz, natürlich eben auch Entwickler. Dann aber auch in Kombination in 'nem interdisziplinären Team, wenn's später in Produktionsphasen reingeht. Wenn ich mir am Anfang schon Gedanken mache, wie möchte ich mal später was testen, nehme ich Test-Manager hinzu, um Testentwicklung schon vorweg zu nehmen und mir da Gedanken zu machen.

Ich nehme natürlich auch eine Qualitätssicherung schon dazu. Ich nehme Rollen dazu wie Fertigungsüberleitung.
Das hängt immer davon ab, was habe ich grundsätzlich für Randbedingungen bezüglich Produkt und Design, wo gibt es Wechselwirkungen und allein dadurch, dass ich mir am Anfang schon Gedanken mache, erspare ich mir später dann viele Probleme, weil ich natürlich durch das Gedanken machen Probleme schon erkenne, vorwegnehme und dann zum Beispiel mit einer FMEA, mit einer Prozess-FMEA erkenne, wie ich das in frühen Phasen schon beeinflussen kann, um später dann dort Zeit und Kosten zu vermeiden.

8. Frage: Welche Wechselwirkungen mit anderen Lean-Methoden, mit anderen Werkzeugen gibt es?

Wie ich schon gesagt hab', Design for Six Sigma ist keine einzelne Methode, ist kein Einzelwerkzeug, sondern es ist ein Methoden- und Werkzeugeaukasten. Die Elemente, die Werkzeuge, Methoden, die da drin stecken, haben eine hohe Ähnlichkeit mit anderen Elementen, mit anderen Werkzeugen. Methoden, die im klassischen Lean Management zum Einsatz kommen. Die FMEA kommt dort auch zum Einsatz. Dinge wie Poka Yoke kommen dort zum Einsatz.

Die grundsätzliche Kundenorientierung ist im Lean Management, die ein ganz wichtiger Faktor. Das heißt, an diesen vielen kleinen Stellen hab ich Wechselwirkungen, natürlich hab ich auch Wechselwirkungen, speziell wenn ich dann Richtung Prozess schaue, wenn ich Richtung Produktionsprozess schaue. Schon früh was habe ich für Einflussfaktoren mache ich mir natürlich Gedanken darüber, wie sieht eventuell auch mal ein späterer Wertstrom aus, indem ein Produkt physisch entsteht, aus Rohmaterialien raus, über Fertigungs, Montageschritte bis zum fertigen Produkt, das dann auch noch zu testen ist.

Das heißt, ich vereine hier die, einerseits die Kundensicht über Voice of the Customer ganz am Anfang, ich kombiniere das mit der Produktsicht aus dem Quality Function Deployment raus und ich gehe dann später auch in die Prozesssicht rein, wo ich dann schaue, wie werden einzelne Leistungsmerkmale durch 'ne Produktion beeinflusst? Wo beeinflussen einzelne Leistungsmerkmale eben auch Produktionsschritte, Produktionsprozesse und stelle hier die Wechselwirkungen fest und vermeide frühzeitig eben Probleme.

9. Frage: Wie sieht der Einstieg in Design for Six Sigma aus?

Wenn ich mit Design for Sigma Ergebnisse erzielen möchte, muss ich sehr früh damit anfangen. Das heißt, ich muss in frühen Phasen der Produktentstehung mir über einzelne Elemente Gedanken machen. Ich muss mir Gedanken machen, wo kommen einzelne Werkzeuge zum Einsatz? Da ist auch immer wieder interessant, Vorerfahrungen sich anzuschauen, ist das ja auch die Historie der Entstehung des Six Sigma grundsätzlich, wo gab es Probleme in der Vergangenheit, um dann ganz gezielt diese Themen anzugehen.

Ausdrücklich zu den Problemen auch ein ganz wichtiger Aspekt ist schon frühzeitig eben die schon erwähnten interdisziplinären Teams zum Einsatz kommen zu lassen.

Damit in frühen Phasen spätere Probleme schon erkannt und verhindert werden.

10. Frage: Wo kann man sich weiter über Design for Six Sigma informieren?

Es gibt Sigma, eine sehr hohe Zahl an einschlägiger Literatur, wo das Thema Six Sigma grundsätzlich angegangen wird. In vielen Fällen ist Design for Six Sigma dort ein Teil daraus.
Es gibt jetzt wenig Literatur, bis im Grunde keine mir bekannte Literatur, die sich ausschließlich mit Design for Six Sigma befasst.

Die Übergänge sind da sehr fließend. Klassisches Six Sigma orientiert sich eben mehr an Produktionsphasen. Was kann ich dort innerhalb von Produktionsschritten machen und das Design for Six Sigma ist eigentlich eine logische Erweiterung auf den Beginn der Produktentstehung, auf die Entwicklungsphasen, auf die Design Phasen raus, um dort Dinge zu finden.

Zusammenfassung

Design for Six Sigma rundet Six Sigma grundsätzlich in frühe Phasen des Produktentstehungsprozess ab. In frühen Phasen des Produktlebenszykluses, um eben dort schon Maßnahmen zu ergreifen für Probleme, die ich erst später haben werde. Sei es, dass ein Produkt vom Kunden vom Markt nicht so angenommen wird, wie ich mir das vorgestellt habe. Sei es, dass ich Probleme habe bei der Produktion, oder dass ich später in der Anwendung Probleme haben werde, mit Produkten, mit Dienstleistungen bis hinzu auch, wie werde ich Produkte aus dem Markt entnehmen, wie werde ich sie recyceln, wie werde ich sie verschrotten? All das sind Elemente, die eben den großen Six Sigma Baukasten nach vorne abrunden, um schon früh Probleme zu erkennen, die später deutlich zeitlich und kostenmäßig umfangreichere Wirkung haben.



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