Wissensgesellschaft am Scheideweg: Zwischen Utopie und Dystopie in einer ökonomisierten Bildungswelt
Der technologische Wandel wird die gesellschaftlichen Strukturen drastisch verändern. Auf der einen Seite ermöglicht er den ständigen Zugang zu globalem Wissen, auf der anderen Seite schwindet die Privatsphäre. Künstliche Intelligenz übernimmt einen Großteil der Arbeit. Bedeutet dies mehr Freiheit für das Individuum oder werden wir abhängig sein von einer intransparenten Entscheidungsinstanz?
Auch werden sich die Art des Arbeitens und Wirtschaftens dramatisch verändern. Wird dies unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität verbessern oder uns überfordern? Werden wir den gestiegenen Bedarf an Rohstoffen und an Energie klug bewältigen oder werden wir heftige Verteilungskämpfe haben? Werden wir dies als Chance nutzen, ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das allen Menschen nützt und den Planeten schützt oder werden Ungleichheit der Chancen und Raubbau am Planeten so groß sein, wie nie?
Die Verfügbarkeit von Wissen hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Vorbei sind die Zeiten, in denen es aufwendig und teuer war, Informationen zu beschaffen. Heute stehen Plattformen wie Wikipedia und Technologien wie ChatGPT zur Verfügung, die Wissen nahezu kostenfrei und überall zugänglich machen. Bereits 2014 gelang es, Gedankenübertragungen bei Mäusen zu realisieren, was auf bahnbrechende Entwicklungen in der Wissensvermittlung hindeutet. Diese Innovationen zeigen, dass das Potenzial für eine direkte Wissensübertragung in menschliche Gehirne in greifbare Nähe rückt.
Die Vorstellung, dass Wissen durch Memory Transfer direkt in die Hirne der Menschen übertragen werden kann, klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman, steht aber vor dem Durchbruch. Doch was bedeutet das für die Menschen? Bildung wird zur Privatsache und erreicht einen Stand, der höher nie zuvor war. Arbeiten und Lernen verschmelzen zu einer Einheit. Was auf den ersten Blick utopisch erscheint, könnte schnell zur Realität werden. Doch ist das wirklich erstrebenswert? Bildung wäre nur für jene zugänglich, die es sich leisten können. Eine Welt, in der Wissen ein reines Konsumgut wird, wirft ethische Fragen auf.
In dieser potenziellen Dystopie sind Universitäten, Berufsschulen und das duale System obsolet. Bildung wird nur noch dann als wertvoll angesehen, wenn sie ökonomisch verwertbar ist. Human Resources und Bildungseinrichtungen verlieren an Bedeutung. Eine Welt, in der der ökonomische Wert von Wissen über allem steht, wäre eine kalte und funktionalisierte Gesellschaft.
In einer total ökonomisierten Welt hätten Geisteswissenschaften keinen Platz mehr. Diese Disziplinen würden als unnötig betrachtet werden, da sie keinen direkten wirtschaftlichen Nutzen bringen.
Diese Szenarien werfen Fragen auf, die dringend reflektiert werden müssen. Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die Balance zu halten und eine ausgewogene Wissensgesellschaft zu fördern? Eine Welt, in der Wissen ausschließlich monetär bewertet wird, könnte sowohl utopische als auch dystopische Züge annehmen. Das Streben nach Wissen als wertvolle Ressource muss sorgfältig ausbalanciert werden, um eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu sichern.
Darüber möchte ich mit Ihnen auf der Position2050 reden – am 6. und am 7. November 2024 in Mannheim.
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