Unternehmen in der Krise noch stabil!
Derzeit tickt die Welt im Corona-Takt. Täglich lesen wir die Infektionszahlen wie Menschen am Rhein in Zeiten des Hochwassers den Pegelstand verfolgen. Der im Januar gestartete KrisenScan, eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Krisenmanagementberatung „die kontur“, verfolgt hierzu die Stimmung in der deutschen werktätigen Bevölkerung.
Der Glaube an die Stabilität des eigenen Arbeitsgebers und Unternehmens ist dabei auf den ersten Blick hoch. Befragt wurden 2.500 Erwerbstätige in Deutschland. Die Hälfte der Befragten hält die Situation des eigenen Unternehmens für eher stabil, knapp 11 Prozent sehen jedoch bereits eine existenzbedrohende instabile Lage.
Weitere Schlüsselerkenntnisse
- Mitarbeiter deutlich skeptischer als Chefs
- Unsicherheit bei Frauen, jungen Menschen und im Osten
Jedoch: Firmen müssen sich über den hohen Anteil von Menschen, die sich hinsichtlich der Stabilität ihres Arbeitgebers unsicher sind (knapp 40 Prozent), Gedanken machen. Für mich als Krisenexperten ist das ein eindeutiges Alarmzeichen. Hohe Unsicherheit, halbherziger Zuversicht oder aufkeimende Sorge – so kann ein Unternehmen nicht adäquat auf Krisen reagieren und eine in die Zukunft weisende Strategie entwickeln. Sorgen behindern Zukunft.
Hinzu kommt eine weitere Erkenntnis: Frauen und junge Menschen misstrauen der Stabilität und Krisenreaktionsfähigkeit ihres Arbeitgebers. Menschen in Ostdeutschland sind ebenfalls skeptischer, zweifeln die Reaktionsfähigkeit ihres Arbeitgebers ihres Arbeitgebers in der Krise an.
Erschwerend: es gibt große Unterschiede in der Bewertung der Lage durch die unterschiedlichen Hierarchieebenen. Leitende Angestellte beurteilen die Krisenreaktionsfähigkeit des eigenen Unternehmens mit fast zehn Prozentpunkten weitaus optimistischer als der Durchschnitt der Erwerbstätigen. 53 Prozent der Chefs sagen, die eigene Krisenreaktionsfähigkeit sei besser als bei den Wettbewerbern, während das im Durchschnitt aller Befragten nur 43 Prozent so sehen. Diese rosarote Brille des Managements („Overconfidence“) kann als gefährlich eingestuft werden. Es gilt, sich die vier Faktoren zur erfolgreichen Bewältigung einer Krise zu vergegenwärtigen:
- eine ausdrückliche Sensibilität für Krisensignale
- eine gemeinsame, übereinstimmende Bewertung der Lage quer durch alle hierarchischen Ebenen
- gemeinsame Lösungsentwicklung durch Management und Mitarbeiter
- vorhandene und eingeübte Reaktionsmuster.
Gerade bei unvorhergesehenen Krisen fehlen den Unternehmen diese Übung, weshalb sie übertrieben, kopflos oder schlicht paralysiert reagierten.
Gemeinsam Reaktionsmuster entwickeln
Ich verstehe diesen Befund als Weckruf an uns alle, insbesondere aber an Firmenlenker. Gerade die Corona-Pandemie hat uns mit Nachdruck vor Augen geführt, wie schnell, heftig und vor allem jederzeit uns Krisen treffen können. Daher: Die Fähigkeit von Unternehmen, schnell ein Sicherheitsgefühl – also Vertrauen – herstellen zu können, ist hochrelevant. Ein Hoch auf diejenigen, die gelernt haben, ihre Menschen und ihre Organisation zu gymnastizieren und für den Krisenfall fit aufgestellt zu haben. Für Unternehmen ist das möglicherweise die zentrale Frage der Zukunftssicherung.
Über den KrisenScan
Der "KrisenScan - Deutschland 2021" ist eine fortlaufende Stimmungserhebung in der deutschen Erwerbsbevölkerung. Sie wird im Auftrag von „die kontur GmbH“ seit Januar 2021 vom Meinungsforschungsinstitut Civey, Berlin, erhoben. Die repräsentative Stichprobe umfasst gut 2.500 online Befragte aller Hierarchiestufen aus deutschen Unternehmen.
Aktuelle Ergebnisse sowie die Studiendaten als Download finden Sie auf krisenscan.bodo-antonic.de.
Einen Vortrag von Dr. Bodo Antonic zum Thema mit dem Titel "Abnehmen ohne Diät" finden Sie hier.
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