Sag mir wo die Blumen sind ... Folge 119

Sag mir wo die Blumen sind ... Folge 119

Dies Lied von Marlene Dietrich fällt dem Interviewer ein,  als er im Treppenhaus Bella sieht. Bella Semplice, ihres Zeichens die Putzfrau, die Nummer Siebenundsechzigtausendundvier, wenn man ihrer Personalnummer in ihrem Arbeitsvertrag bei WMIA Incorporated folgt und noch weiter, wenn man sie als solche sehen will …

#WMIA
Podcast, 11. November 2018 um 17:28 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Und wer es womöglich anders sieht, der sieht da eine Blume, einen Menschen, wehrlos vom Management an seinen Haaren auf das Hochglanzpapier der Wertefibel gezogen, angesichts derer das Wort Pharisäer nochmals erfunden werden müsste … ein Mensch, der sich in Buchstaben nicht beschreiben und (eben doch) nicht erfassen lässt.
Ein Wesen, eine Bella Semplice, einfach wunderbar …

Aber der Reihe nach – oder um in der Diktion dieser Kolumne zu bleiben – wir werden sehen …

Bella sitzt auf der Treppe, sie zittert, ihr Anblick fühlt sich wie eine welke Rose an. Und wenn die Wände des Flurs zum Vorstandsbüro fühlen könnten, sie teilten ihre Gefühle wie die feine edle Trauer der schwarzen Gondeln von Venedig über die Wellen der Canali della Vita gleitet.
Immerhin ist Bella Italienerin und denen wohnt schon per se eine Melancholie inne, die letztlich immer in ein Lied mündet, das verbindet und wohl deshalb tröstet … wie Celentanos „Questa è la storia Di uno di noi“.

Elvira, die auf dem Weg des Dr. Nemo zu seinen Sitzungen immer so eine Art emotionaler Vorhut bildet, eine sanfte Schönheit, die sich wie ein Pflug durch den harten Acker der Großkopferten zieht … also Elvira, um in der Szene zu bleiben, geht auf Bella zu, setzt sich neben sie und hält inne. Es sieht so aus, als atmete sie im gleichen Atem mit Bella.
Jedenfalls ist die Anima, das lateinische Wort für Atem und Seele … das, was wir alle gemeinsam haben … und Bella spürt das mit Erleichterung.

Diejenigen, die das für esoterisch halten – übrigens das Label, das die Naiven gerne der Weisheit geben – nun, die mögen weiter in dem Bestseller stöbern, der da heißt „Wertschätzung und Mitgefühl: Eine Anleitung zum Umgang mit Mitarbeitern“ und nach natürlich nur in ihren Horizont passenden Rezepten suchen.

Aber wir schweifen (wieder einmal) ab …

Dr. Nemo kommt vorbei … Wie gesagt, er erscheint immer einige Schritte hinter dieser atmenden Episode in der Geschichte ihrer Lover, eben Elvira, und natürlich hat er mitbekommen, was da geschah.

Elvira steht auf und begleitet Nemo.

Nemo: „Was hast Du Bella gesagt?“

Elvira: „Ich habe nichts gesagt. Manchmal ist Schweigen und einfach da sein, nahrhafter als die Leier der Wertschätzungssprüche … die Traurigkeit will nur gehört werden … sie braucht der Antwort nicht … sie gebiert sie von allein … Das Sein schweigt, die Welt ist in solchen Momenten still und das begreift nur jemand, der die Stille nicht mehr verstehen will … allerdings, mein lieber Nemo, existiert die Stille nicht im Management, sie kommt nicht vor, weil sie nicht zählbar ist.“

Nemo: „Was meinst Du mit Stille?“

Elvira schweigt und nimmt den Dr. Nemo, den CEO des größten Unternehmens der Welt – welcher Welt eigentlich? – in den Arm.

Elvira: „Die Stille ist wie das Weiß des Lichts, das alle Farben des Lebens beinhaltet, sie ist die Quelle der Achtsamkeit unter Menschen.“

Nemo war nach diesen Worten Elviras wortlos. Na ja, immerhin, Wortlosigkeit ist ja eine – wenn auch nur sehr entfernte – Verwandte der Stille.

Nun, der Interviewer sieht das zwar und ist berührt und das Einzige, das ein solcher Kerl dazu sagen kann, ist dies berühmte „Mmmh …!“ und sein Schweigen adelt ihn. Jedenfalls flüstert ihm das seine Geliebte, jene Elvira, später ins Ohr, als sie seine Hand nahm. Und, na gut … wir schweifen (erneut) ab.

Wie es weitergeht mit WMIA Incorporated, mit Dr. Nemo und überhaupt … das erfahren wir – wie immer – nächsten Dienstag.

Doch halt! Die ersten Zeilen des Liedes von Marlene könnte man neu schreiben: „Sag mir, wo die Blumen sind … wer wird sie wohl sehen?“



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