Dr. h.c. Any Nemos Ehefrau, Fortunata Nemo - Folge 27

Dr. h.c. Any Nemos Ehefrau, Fortunata Nemo - Folge 27

Die Ehefrauen der Großen dieser Welt bekommt man selten zu Gesicht und wenn, dann sind die Interviews mit ihnen redigiert, vorgefertigt und die Bilder sind aus dem Archiv in bestem Licht. Nun, der Interviewer hat aus Gründen, die hier nicht näher erklärt werden sollen, das Privileg, Frau Fortunata Nemo sozusagen „unplugged“ zu begegnen...

#WMIA
Podcast, 10. Juni 2018 um 15:30 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Los geht’s im Heli, was sonst, so ungefähr muss das ja anfangen.

Fortunata, so nennen wir sie jetzt einfach, weil dieser Name schon von seiner Bedeutung her das verspricht, was auf ein Glück hindeutet, das nur den Wenigen dieser Welt zuteil wird.

Ziel des Fluges ist eine kleine Insel im mittleren Meer, nennen wir sie Marittima Blu.

Der Heli landet, man fährt zum Haus oder sagen wir lieber zum orangenen Palast. Bis hierher stimmt alle Phantasie, genährt von der Yellow Press.

Doch dann steht Fortunata da, auf den geschwungenen Treppen vor dem Haus.

Ihr Kleid oder sagen wir lieber, die Inszenierung, in die sie sich hüllt, spielt im warmen Wind des Meeres und das Licht des frühen Tages gibt ihrem Antlitz ein Leuchten als wäre es selbst der Sonne eine Ehre, dies zu offenbaren.
Würde Coco Chanel noch leben, sie hätte ihr ein Parfum kreiert. Es gäbe davon nur ein winziges Flacon, geschnitzt aus einem Saphir.

Irgendwie kam dem Interviewer das alles vertraut vor… nur wusste er in dem Moment noch nicht genau warum…

Bevor die Gedanken des Interviewers vollends galoppieren, sagt Fortunata: „Buongiorno, ich habe Zeit für Sie…“

Auf der Terrasse ist Tee eingedeckt. Man plaudert erstmal belanglos.

Fortunata: „Avanti, ich bin bereit!“

Interviewer: „Gut! Wie lebt es sich als Ehefrau des mächtigsten Mannes der Welt? Sehen Sie ihn eigentlich noch?“

Fortunata: „Ich sehe ihn nur selten, vielleicht einmal im Monat.“

Interviewer: „Ist das nicht ein bisschen wenig? Klingt so, als wäre ihre Liebe eigentlich nur virtuell.“

Fortunata: „Mein Herr, die Liebe selbst ist ja so etwas wie virtuell, man kann sie nicht anfassen, sie ist ein Gedanke, der verbindet… insofern sind wir oft miteinander.“

Interviewer: „Mmmh…“

Fortunata taucht ihr Croissant in den Tee.

Interviewer: „Wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt?“

Fortunata: „Wir begegneten uns auf einer Piazza in Neapel. Ich zeichnete dort Portraits von Touristen. Meine Schwester verkaufte neben mir geschmuggelte Zigaretten. Mein Mann ließ sich von mir portraitieren und wie das dann weiterging, sehen Sie ja. Er nahm nicht nur das Bild, er nahm auch gleich die Malerin, so sind sie, die Großen dieser Welt…“

Interviewer: „Sind Sie Malerin?“

Fortunata: „Ja, kommen Sie, wir gehen in mein Atelier.“

Unter einer Platane im Park des Anwesens steht ein kleines Häuschen.

Fortunata: „Mein Atelier, treten Sie ein!“

In einem hohen Raum mit Fenstern bis zum Boden so ähnlich wie im Vorstandsbüro stehen verschiedene Staffeleien mit halbfertigen Bildern, Skizzen. Auf einem riesigen Tisch liegen Farbtuben, Gläser mit Pinseln stehen überall und es riecht nach diesem Verdünnungsmittel für Ölfarben. Bilder lehnen an den Wänden und eben an diesen Wänden hängen Portraits, etliche Portraits, Portraits von Dr. Nemo.

Interviewer: „Ganz schön viele Bilder von Ihrem Ehemann.“

Fortunata: „Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sehen, dass jedes Bild eine Variation des anderen ist. Es sind die verschiedenen Gesichter von meinem Mann, die ich male, keines gleicht dem anderen.
Das Wesentliche allerdings sieht man mit dem Herzen, die Hülle wandelt sich, darunter bleibt alles gleich, fast ewig …“

Den Interviewer erinnert dies an das Kaleidoskop, das Nemo ihm neulich zeigte, auch WMIA hat einen unveränderbaren Kern, die Veränderungen sind nur oberflächlich.

Interviewer: „Ihr Mann hat den Vornamen Any…“

Fortunata lacht: „Ja, Any, also Irgendwer. Den Namen habe ich ihm gegeben. Will heißen, ich weiß nicht wer er ist, eben irgendjemand, aber ich liebe ihn.“

Der Heli landet auf dem Rasen. Elvira steigt aus dem Flieger und umarmt Fortunata herzlich.

Würden Gedankenblitze leuchten, so wäre es jetzt gleißend hell.
Dem Interviewer wird schlagartig klar: Elvira und Fortunata sind Schwestern.

Man fliegt zurück übers mittlere Meer.

Der Interviewer hat die Schwesternfrage übrigens nicht verifiziert.
Er weiß, dass man Damen nicht unbedingt alles fragen muss.

Interviewer: „Sagen Sie Elvira, hat Dr. Nemo Kinder?“

Elvira spitzte die Lippen und machte „Psst“. Warum sie das tat und was es damit auf sich hat, wird der Interviewer am nächsten Dienstag erfahren, im Verwaltungsgebäude von WMIA, Los Straneros.



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