
Neues Lernen bedeutet Diskurs!
Der nachfolgende Text entstand aus einem Diskurs zwischen Silke Hermann, Dijana Vetturelli und mir (Viktor Vetturelli), über Lernen in Organisationen.
In einem Moment, während diesem Diskurs, ging mir eine Textstelle aus dem Lied "Paul ist tot" von der Gruppe Fehlfarben durch den Kopf.
”Ich schau mich um und seh' nur Ruinen
Vielleicht liegt es daran, daß mir irgendetwas fehlt
Ich warte darauf, daß du auf mich zukommst
Vielleicht merk' ich dann, daß es auch anders geht"
Warum gerade dieses Lied, es ist ja nicht sehr optimisch?
Liegt das an meiner subjektiven Betrachtung oder ist das der aktuelle Stand der Dinge in Bezug der Lernprogrammen in Unternehmen?
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer lernt am Besten in diesem Land?
Unternehmen wollen sich schneller an die Dynamiken des Marktes anpassen und innovativ sein, dazu werden dann Lernangebote und Lernräume geschaffen, was ja erst einmal richtig ist.
Sie finden ganz überwiegend in Form von Trainingen, Schulungen, E-learning und MOOCs (Massive Open Online Courses) statt.
Das Problem ist nur, dass diese klassischen oder besser konservativen Angebote (im besten Fall ?) der Wissensvermittlung einzelner dienen, aber keinen Einfluss auf die Innovation und Anpassungsfähigkeit der Organisation haben.
Das hat verschiedene Gründe:
- Lernen wird gemanagt, gesteuert und gemessen
- der Einzelne steht im Fokus
- das Lernen ist von der Arbeit getrennt
- es werden Informationen und Tools vermittelt
- Lernangebote werden nur einem kleinen Teil des Unternehmens zugänglich gemacht
Auf diese Weise kann Lernen wenig Erfolg haben und ist nicht auf die Komplexitäterfordernisse von heute ausgelegt.
Die oben aufgeführten Punkte sagen viel über das Unternehmen aus, denn sie zeigen was gelernt werden soll, was überhaupt angeboten und wie es angeboten wird.
Oder wie es Silke Hermann formulierte: "Es geht nicht nur um inhaltliche Schwerpunkte: Es werden mentale Modelle sichtbar. Darüber wie die Organisation auf Menschen im Allgemeinen schaut und wer als würdig eingestuft wird überhaupt und auch was lernen zu dürfen. Insofern sind Lernangebote in Unternehmen stets ein Spiegel für die Organisation. Und sie sind zweifelsfrei auch ein Element von Unternehmenskultur. Hier zeigt sich was gedacht und gelernt werden darf oder was verboten ist."
Es geht auch anders
Stellen wir uns ein Unternehmen vor, welches Lernangebote und Lernräume wie folgt gestaltet:
- Lernangebote sind einladungsbasiert , freiwillig und beruhen auf Selbstorganisation.
- Lernen wird als sozialer Prozess verstanden, alle Mitarbeitenden in dem Unternehmen lernen miteinander - füreinander, die neue Maßeinheit zum Lernen ist die Gruppe oder das Team.
- Der Lernraum ist ein Teil der Arbeit, da wo gearbeitet wird, wird gelernt.
- Lernen ist ein Diskurs mit den Kolleg:innen über Denkmodelle, Konzepte und Theorien.
Diese Herangehensweise fördert gemeinsames und konstruktives Verstehen unter Kolleginnen und Kollegen.
Wozu Diskurs?
Durch Diskurs wird es möglich, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen, um anschließend Zusammen-Denken zu können. Also reflexives Arbeiten im besten Sinne zu ermöglichen. Diskurs, ein durch Argumente definierter und geleiteter Dialog, ist dazu eine unabdingbare Voraussetzung. Diskurs ist niemals nur der Austausch von persönlichen Meinungen oder Gefühlen. Diskurs ist
- sozial: Der Austausch mit anderen Menschen ist Bedingung. Austausch ist mehr als die Bereitstellung von Information, das wird leider oft vergessen.
- aktiv: Alle Beteiligten sind eingeladen zu denken, zu argumentieren und sich konstruktiv auseinanderzusetzen. Es braucht Interesse am Thema und auch an den anderen Beteiligten.
- reflexiv: Es geht um Erkenntnisgewinn auf dessen Basis neue Handlungsmöglichkeiten überhaupt erst denkbar werden.
Heute wissen wir wie Lernen funktioniert und zum Unternehmenserfolg beitragen kann, Lernen auf Grund von Selbstorganisation, Selbtsbestimmung und Zutrauen an die Menschen der Unternehmen.
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